Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 77
»Warum kommt er aber in den Club der Jacobiner?«
»Oh! weil man ihn, der in der Nationalversammlung ausgezischt wird, bei den Jacobinern anhört. Die Jacobiner, mein lieber Doctor, das ist der Minotaurus als Kind; er saugt an einer Kuh, später wird er ein Volk verschlingen. Nun wohl, von den Jacobinern ist Robespierre der Typus. Die Gesellschaft faßt sich in ihm zusammen, und er ist der Ausdruck der Gesellschaft: nichts mehr, nichts weniger; er geht denselben Schritt wie sie, ohne ihr zu folgen, ohne ihr vorzugehen. Nicht wahr, ich habe Ihnen versprochen, Sie ein kleines Instrument sehen zu lassen, mit dem man sich gegenwärtig beschäftigt, und das zum Zwecke hat, einen Kopf, vielleicht zwei in der Minute fallen zu machen? wohl, von allen hier anwesenden Personen ist diejenige, welche diesem Tödtungsinstrumente am meisten Arbeit geben wird, der kleine Acvocat von Arras, Herr von Robespierre.«
»Wahrhaftig, Graf, Sie sind fürchterlich,« sagte Gilbert, »und wenn mich Ihr Cäsar nicht ein wenig für Ihren Brutus tröstet, so bin ich im Stande, die Ursache zu vergessen, aus der ich hierher gekommen . . .Doch verzeihen Sie, was ist aus Cäsar geworden?«
»Sehen Sie ihn dort? Er plaudert mit einem Manne, den er noch nicht kennt, währender später einen großen Einfluß auf sein Geschick haben wird. Dieser Mann heißt Barras: behalten Sie seinen Namen und erinnern Sie sich desselben bei Gelegenheit.«
»Ich weiß nicht, ob Sie sich täuschen, Graf,« versetzte Gilbert, »aber in jedem Falle wählen Sie Ihre Typen sehr gut. Ihr Cäsar hat eine wahre Stirne, um die Krone zu tragen, und seine Augen, deren Ausdruck ich nicht erfassen kann . . .«
»Ja, weil sie inwendig schauen; das sind die Augen, welche die Zukunft errathen, Doctor.«
»Und was sagt er zu Barras?«
»Er sagt ihm, wenn er die Bastille vertheidigt hätte, so würde man sie nicht genommen haben.«
»Das ist also kein Patriot?«
»Die Männer wie er wollen nichts sein, bevor sie Alles sind.«
»Sie behaupten also den Scherz in Betreff des kleinen Unterlieutenants?«
»Gilbert,« sprach Cagliostro, indem er die Hand gegen Robespierre ausstreckte, »so wahr als Dieser das Schaffot von Karl l wieder errichten wird, so wahr wird Jener,« – und er streckte die Hand gegen den Corsen mit den glatten Haaren aus, – »so wahr wird Jener den Thron von Karl dem Großen wieder aufbauen.«
»Also ist unser Kampf für die Freiheit unnütz?«
»Wer sagt Ihnen, der Eine werde nicht eben so viel für sie mit seinem Throne thun, als der Andere mit seinem Schaffot?«
»Das wird also ein Titus, ein Marc Aurel, es wird der Gott sein, der die Welt für das eherne Zeitalter tröstet?«
»Das wird zugleich Alexander und Hannibal sein. Mitten im Kriege geboren, wird er durch den Krieg groß werden und durch den Krieg fallen. Ich habe Sie aufgefordert, das Blut zu berechnen, welches dem Adel und der Geistlichkeit, das Blut, das Robespierre verliert, kosten werde; nehmen Sie das Blut, das Priester und Adelige verloren haben werden, häufen Sie Multiplicationen auf Multiplicationen, und Sie werden den Fluß, den See, das Meer von Blut nicht erreichen, das dieser Mann mit seinen Heeren von fünfmal hunderttausend Soldaten und seinen dreitägigen Schlachten mit ihren hundert und fünfzigtausend Kanonenschüssen vergießen wird.«
»Und was wird aus diesem Lärmen, aus diesem Rauche, aus diesem Chaos hervorgehen?«
»Was aus jeder Genesis hervorgeht,« Gilbert; wir sind beauftragt, die alte Welt zu begraben; unsere Kinder werden die neue Welt entstehen sehen; dieser Mann ist der Riese, der die Thüre derselben bewacht; wie Ludwig XIV., wie Leo X., wie Augustus, wird er seinen Namen dem Jahrhundert geben, das sich öffnet.«
»Und wie heißt dieser junge Mann?« fragte Gilbert, unterjocht durch die Miene, der Ueberzeugung von Cagliostro.
»Er nennt sich bis jetzt nur Bonaparte,« erwiederte der Prophet; »doch eines Tags wird er Napoleon heißen.«
Gilbert neigte seinen Kopf aus seine Hand und versank in eine so tiefe Träumerei, daß er, fortgezogen durch den Lauf seiner Gedanken, nicht bemerkte, daß die Sitzung eröffnet war und daß ein Redner die Tribune bestieg.
Eine Stunde war vergangen, ohne daß das Geräusch der Versammlung und der Tribunen, so stürmisch die Sitzung, Gilbert seinem Nachsinnen hatte entziehen können, als er fühlte, daß eine mächtige Hand sich aus seine Schulter legte.
Er wandte sich um, Cagliostro war verschwunden, doch an seinem Platze fand er Mirabeau.
Mirabeau mit einem durch den Zorn verstörten Gesichte.
Gilbert schaute ihn mit fragendem Auge an.
»Nun!« sagte Mirabeau.
»Was gibt es?« fragte Gilbert.
»Man hat uns zum Besten gehabt, schmählich behandelt, verrathen; der Hof will nichts von mir; man hat Sie als einen Gimpel angesehen und mich als einen Dummkopf.«
»Ich begreise Sie nicht, Graf.«
»Sie haben also nicht gehört?«
»Was?«
»Den Beschluß, der gefaßt worden ist!«
»Wo?«
»Hier.«
»Welcher Beschluß?«
»Sie schliefen also?«
»Nein,« erwiederte Gilbert, »ich träumte.«
»Nun denn, morgen werden als Antwort auf meine heutige Motion, welche beantragt, die Minister einzuladen, den nationalen Berathungen beizuwohnen, drei Freunde des Königs verlangen, daß kein Mitglied der Nationalversammlung während der Dauer der Session Minister sein könne. Hiermit stürzt die so mühsam errichtete Combination bei dem launenhaften Hauche Seiner Majestät des Königs Ludwigs XVI. zusammen; doch,« fuhr Mirabeau fort, indem er wie Ajax seine geschlossene Faust gegen den Himmel ausstreckte, »doch, bei meinem Namen Mirabeau, ich werde es ihnen zurückgeben, und wenn ihr Hauch ein Ministerium umstürzen kann, so werden sie sehen, daß der meinige einen Thron zu erschüttern vermag!«
»Aber,« versetzte Gilbert, »Sie werden nichtsdestoweniger in die Nationalversammlung gehen, Sie werden nichtsdestoweniger bis zum Ende kämpfen?«
»Ich werde in die Nationalversammlung gehen, ich werde bis zum Ende kämpfen. Ich gehöre zu denjenigen, welche man nur unter Trümmern begräbt.«
Und