Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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Das ist eine sehr gut zusammengesetzte Gesellschaft, in welcher wir, seien Sie unbesorgt, nicht am unrechten Orte sein werden. Wir speisen mit einander zu Mittag; nach dem Essen nehmen wir einen Fiacre; wir lassen uns in die Rue Saint-Honoré führen, und wenn Sie aus dem alten Kloster weggehen, werden Sie erbaut sein. Zwölf Stunden im Voraus in Kenntniß gesetzt, werden Sie überdies vielleicht Zeit haben, den Streich zu pariren. Nun aber lassen Sie uns speisen.«

      »Wie!« fragte Gilbert, »Sie speisen um fünf Uhr zu Mittag?«

      »Auf den Schlag fünf. Ich bin ein Vorläufer in allen Dingen; in zehn Jahren wird Frankreich nur zwei Mahle machen: ein Frühstück um zehn Uhr Morgens und ein Mittagemahl um sechs Uhr Abends.«

      »Und wer wird diese Veränderungen in den Gewohnheiten herbeiführen?«

      »Die Hungersnoth, mein Lieber.«

      »Sie sind wahrhaftig ein Unglücksprophet.«

      »Nein, denn ich prophezeie Ihnen ein gutes Mahl.«

      »Haben Sie Gesellschaft?«

      »Ich bin durchaus allein. Doch Sie kennen das Wort des alten Gastronomen: »»Lucullus speist bei Lucullus.««

      »Monseignieur ist bedient,« meldete ein Lakei, der beide Flügel der Thüre eines glänzend erleuchteten und kostbar servirten Speisezimmers öffnete.

      »Kommen Sie, Herr Pythagoräer,« sagte Cagliostro, indem er Gilbert beim Arme nahm, »Bah! ein Mal ist nicht Gewohnheit!«

      Gilbert folgte dem Zauberer, unterjocht durch die Magie seiner Worte, und vielleicht auch hingezogen durch die Hoffnung, in seinem Gespräche irgend einen Blitz glänzen zu machen, der ihn in der Nacht, in welcher er ging, leiten könnte.

       XXX

      Der Club der Jacobiner

      Zwei Stunden nach der von uns mitgetheilten Unterredung hielt ein Wagen ohne Livree und ohne Wappen vor der Thüre der Saint-Roch-Kirche, deren Façade noch nicht durch die Kugeln des 13. Vendemiaire verstümmelt worden war.

      Aus diesem Wagen Siegen zwei Männer aus, schwarz gekleidet, wie es damals die Mitglieder des dritten Standes waren, und beim gelben Schimmer der Reverberen, welche stellenweise den Nebel der Rue Saint-Honoré durchdrangen, einer Art von Strömung, welche die Menge bildete, folgend zogen sie sich auf der linken Seite der Straße bis zu der kleinen Thüre des Jacobiner-Klosters hin.

      Haben unsere Leser, wie dies wahrscheinlich ist, errathen, daß diese zwei Männer der Doctor Gilbert und der Graf von Cagliostro oder der Banquier Zannone, wie er sich zu jener Zeit nennen ließ, waren, so brauchen wir ihnen nicht zu erklären, warum sie vor der kleinen Thüre stehen blieben, da diese Thüre das Ziel ihres nächtlichen Ganges war.

      Uebrigens hatten die zwei Ankömmlinge nur der Menge zu folgen, denn die Menge war groß.

      »Wollen Sie in das Schiff eintreten, oder werden Sie sich mit einem Platze auf den Tribunen begnügen?« fragte Cagliostro Gilbert.

      »Ich glaubte, das Schiff sei einzig und allein den Mitgliedern der Gesellschaft vorbehalten?« erwiederte Gilbert.

      »Allerdings; aber bin ich nicht Mitglied von allen Gesellschaften?« versetzte Cagliostro lachend; »und da ich es bin, sind es nicht auch meine Freunde? Hier ist eine Karte für Sie, wenn Sie wollen; ich, was mich betrifft, ich habe nur ein Wort zu sagen.«

      »Man wird uns als Fremde erkennen und weggehen heißen,« bemerkte Gilbert.

      »Vor Allem, mein lieber Doctor, muß ich Ihnen Eines sagen ., . was Sie nicht wissen, wie es scheint, nämlich, daß die seit drei Monaten gegründete Gesellschaft der Jacobiner schon ungefähr sechzigtausend Mitglieder in Frankreich zählt und, ehe ein Jahr vergeht, viermal hundert tausend zählen wird; überdies, mein Theuerster,« fügte Cogliostro lächelnd bei, »überdies ist hier der wahre Große Orient, der Mittelpunkt aller geheimen Gesellschaften, und nicht bei dem Dummkopf Fauchet, wie man glaubt. Wenn Sie nun nicht das Recht haben, unter dem Titel eines Jacobiners einzutreten, so haben Sie hier Ihren Platz in der Eigenschaft eines Rosenkreuzers anzusprechen.«

      »Gleichviel,« erwiederte Gilbert, »ich ziehe die Tribunen vor.

      Von den Tribunen herab werden wir über der ganzen Versammlung schweben, und bietet sich eine gegenwärtige oder zukünftige Illustration, die ich nicht kenne, so werden Sie mich mit ihr bekannt machen.«

      Die Tribunen waren voll, doch bei der ersten, nach der er sich wandte, brauchte Cagliostro nur ein Zeichen zu machen und leise ein Wort auszusprechen, und zwei Männer, welche vorne standen, zogen sich aus der Stelle zurück, als wären sie nur hierher gekommen, um seinen Platz und den des Doctor Gilbert zu hüten.

      Die Ankömmlinge nahmen ihre Plätze ein.

      Die Sitzung war noch nicht eröffnet; die Mitglieder der Versammlung waren in Unordnung im dunkeln Schisse verbreitet; die Einen plauderten in Gruppen; die Andern gingen in dem engen Raume, den ihnen die große Anzahl ihrer Collegen ließ, aus und ab; wieder Andere träumten vereinzelt, entweder im Schatten sitzend oder stehend und an einen massiven Pfeiler angelehnt.

      Spärliche Lichter goßen in Streifen einige Helle auf diese Menge, deren Individualitäten nur hervortraten, wenn sich ihre Gesichter oder ihre Personen zufällig unter einer von diesen schwachen Flammen befanden.

      Nur war selbst im Halbschatten leicht zu sehen, daß man sich mitten in einem aristokratischen Vereine befand. Die gestickten Röcke und die Uniformen der Land- und Seeofficiere waren, die Menge mit Reflexen von Gold und Silber besprenkelnd, im Ueberflusse vorhanden.

      Zu jener Zeit demokratisirte in der That nicht ein Arbeiter, nicht ein Mann aus dem Volke, wir möchten sagen, beinahe nicht ein Bürger die illustre Versammlung.

      Für die Leute von der kleinen Welt gab es einen zweiten Saal unter dem ersten. Dieser zweite Saal wurde zu einer andern Stunde geöffnet, damit das Volk und die Aristokratie nicht mit dem Ellenbogen an einander stießen. Für die Unterweisung dieses Volkes hatte man eine brüderliche Gesellschaft gebildet.

      Die Mitglieder dieser Gesellschaft waren beauftragt, ihm die Constitution zu erklären und ihm die Menschenrechte auseinanderzusetzen.

      Die Jacobiner waren, wie gesagt, zu jener Zeit eine militärische, aristokratische, intellectuelle und besonders gelehrte und künstlerische Gesellschaft.

      Die Gelehrten und die Künstler sind wirklich in der Mehrheit da.

      Es sind hier an Literaten la Harpe, der Verfasser von Melanie; Chénier, der Verfasser von Karl IX.; Andrieux, der Verfasser der Etourdis, der schon im Alter von dreißig Jahren dieselben Hoffnungen gibt, die er noch im Alter von siebenzig gab, und der gestorben ist, nachdem er immer versprochen und nie gehalten; da ist auch Sedeine, der ehemalige Steinhauer, begünstigt von der Königin, ein Royalist seinem Herzen nach, wie die Mehrzahl der Anwesenden; Chamfort, der gekrönte Dichter, Exsecretär des Herrn Prinzen von Condé, Vorleser von Madame Elisabeth; Laclos, der Mann des Herzogs von Orleans, der Verfasser der Liaisons dangereuses, der den Platz seines Patrons einnimmt und je nach den Umständen beauftragt ist, ihn bei seinen Freunden in’s Gedächtniß zurückzurufen, oder von seinen Feinden vergessen zu lassen.

      An Künstlern sind da Talma der Römer, der in seiner Rolle als Titus eine Revolution zu machen im Begriffe ist; durch ihn wird es kommen, daß man einstweilen die Haupthaare abschneidet, bis es durch Callot d’Herbois, seinen Collegen, dahin kommt, daß man die Köpfe

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