Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Als die gräßliche Trophäe nur noch zwanzig Schritte von ihr entfernt, gab sie einen Schrei von sich, streckte die Arme mit einer verzweifelten Bewegung aus und fiel, als hätten sich ihre Füße von der Erde gelöst, ohnmächtig aus die Brücke nieder.
Das war die im fünften Monat schwangere Frau von François.
Man trug sie bewußtlos vom Platze.
»Oh! mein Gott!« murmelte die Königin, »Du schickst hier Deiner Magd die entsetzliche Lehre, daß es, so unglücklich man auch sein mag, immer noch Unglücklichere gibt!«
In diesem Augenblick erschien Gilbert, eingeführt durch Madame Campan, welche Weber in der Bewachung der königlichen Thüre ersetzt hatte.
Er fand nicht mehr die Königin, sondern die Frau, das heißt die Gattin, das heißt die Mutter, niedergebeugt unter der Erzählung, die sie zweimal in’s Herz getroffen.
Die Stimmung war um so besser, da Gilbert, wenigstens seiner Meinung nach, das Mittel bot, um allen diesen Morden ein Ziel zu setzen.
Die Königin nahm, während sie Ihre Augen, denen Thränen entrollten, und ihre Stirne, auf der der Schweiß perlte, abwischte, aus den Händen von Gilbert die Liste, die er brachte.
Doch ehe sie einen Blick aus dieses Papier warf, so wichtig es war, sagte sie:
»Weber, wenn diese arme Frau nicht todt ist, so werde ich sie morgen empfangen, und ist sie wirklich in anderen Umständen, so werde ich die Pathe ihres Kindes sein.«
»Oh! Majestät!« rief Gilbert, »warum können nicht alle Franzosen die Thränen sehen, die Ihren Augen entfließen, die Worte hören, die aus Ihrem Munde kommen!«
Die Königin bebte. Das waren ungefähr dieselben Worte, welche bei einem nicht minder kritischen Umstande Charny ihr gesagt hatte.
Sie warf einen Blick aus die Note von Mirabeau; doch in diesem Moment zu sehr erschüttert, um eine entsprechende Antwort zu geben, sagte sie:
»Es ist gut, Doctor; lagen Sie mir diese Note. Ich werde es mir überlegen und Ihnen morgen antworten.«
Dann streckte sie, vielleicht ohne zu wissen, was sie that, gegen Gilbert eine Hand aus, welche dieser, ganz erstaunt, nur mit dem Ende der Finger und der Lippen berührte.
Man wird zugestehen, es war schon eine furchtbare Verwandlung für die stolze Marie Antoinette, daß sie Erörterungen über ein Ministerium pflog, bei welchem Mirabeau und Lafayette betheiligt waren, und ihre Hand zum Kusse dem Doctor Gilbert reichte.
Um sieben Uhr Abends übergab ein Bedienter ohne Livree Gilbert folgendes Billet:
»Die Sitzung ist heiß gewesen.
»Das Martialgesetz ist votirt.
»Buzot und Robespierre wollten die Schöpfung eines höchsten Gerichtshofes für politische Verbrecher.
»Ich habe decretiren lassen, daß die Verbrechen der beleidigten Nation (das ist ein neues Wort, welches wir erfunden haben) durch das königliche Tribunal abgeurtheilt werden sollen.
»Ich habe, ohne Umschweife, das Heil Frankreichs in die Macht des Königthums gesetzt, und drei Viertel der Versammlung klatschten Beifall.
»Es ist heute der 21. October. Ich hoffe, das Königthum hat einen guten Weg seit dem 6. October gemacht.
Das Billet war nicht unterzeichnet, aber es war von derselben Handschrift wie die ministerielle Note und das Billet vom Morgen; was ganz aus eins herauskam, da diese Schrift die von Mirabeau war.
XXVIII
Das Chatelet
Damit man den ganzen Umfang des Sieges, den Mirabeau und durch den Rückprall das Königthum, zu dessen Mandatar er sich gemacht, davon getragen, begreift, müssen wir unsern Lesern sagen, was das Chatelet war.
Uebrigens wird bald eines seiner ersten Urtheile Stoff zu einer der gräßlichsten Scenen geben, welche auf der Grève im Verlaufe des Jahres 1790 vorgefallen sind, eine Scene, die, da sie unserem Gegenstande nicht fremd ist, nothwendig einen Platz in der Folge dieser Erzählung finden wird.
Das Chatelet, welches seit dem 13. Jahrhundert eine große historische Wichtigkeit, als Gericht und als Gefängniß, hatte, empfing die Allmacht, die es fünf Jahrhunderte hindurch übte, vom guten Ludwig IX.
Ein anderer König, Philipp August, war ein Liebhaber vom Bauen, wie es nur je einen gegeben hat.
Er baute Notre-Dame wenigstens zum Theil.
Er gründete die Hospitäler de la Trinité, de Saint-Catherine und de Saint-Nicolas du Louvre.
Er pflasterte die Straßen von Paris, welche, mit Koth und Schlamm bedeckt, ihn, wie die Chronik sagt, durch ihren Gestank verhinderten, an seinem Fenster zu bleiben.
Er hatte in Wahrheit eine große Quelle für alle diese Ausgaben, – eine Quelle, welche seine Nachfolger leider erschöpften: das waren die Juden.
Im Jahre 1189 wurde er von der Narrheit der Zeit befallen.
Die Narrheit der Zeit bestand darin, daß man Jerusalem den Sultanen Asiens nehmen wollte. Er verband sich mit Richard Löwenherz und ging nach den heiligen Orten ab.
Doch bei seinem Abgang ließ er seinen guten Parisern, damit sie ihre Zeit nicht verlören und in ihren verlorenen Augenblicken nicht auf den Gedanken kämen, sich gegen ihn zu empören, wie sich auf seine Anstiftung mehr als einmal die Unterthanen und sogar die Söhne von Heinrich II. von England empört hatten, er ließ ihnen einen Plan zurück und befahl ihnen, unmittelbar nach seiner Abreise zur Ausführung desselben zu schreiten.
Dieser Plan betraf eine ihrer Stadt neu zu erbauende Einschließung, von welcher er, wie wir erwähnt, selbst das Programm gab, und die aus einer soliden Mauer, einer wahren Mauer des 12. Jahrhunderts, mit Thürmchen und Thoren versehen, bestehen sollte.
Diese Mauer war die dritte, welche Paris umgab.
Die mit der Arbeit beauftragten Ingenieurs nahmen, wie man leicht begreift, nicht ganz genau das Maaß von ihrer Hauptstadt; sie hatte sehr schnell seit Hugo Capet zugenommen, und sie versprach ihren dritten Gürtel krachen zu machen, wie sie die zwei ersten krachen gemacht hatte.
Man hielt also ihren Gürtel schlaff, und in diesen Gürtel schloß man, aus Vorsicht für die Zukunft, eine Menge von armen Dörfchen ein, welche bestimmt waren, später Theile vom großen Ganzen zu werden.
Diese Dörfer und Flecken hatten, so arm sie sein mochten, jedes seine herrschaftliche Gerichtsbarkeit.
Alle diese herrschaftlichen Gerichte, welche sich meistens einander widersprachen, machten nun, in eine und dieselbe Ringmauer eingeschlossen, die Opposition noch fühlbarer und stießen sich am Ende so sonderbar, daß sie eine große Verwirrung in die seltsame Hauptstadt brachten.
Es gab zu dieser Zeit einen Oberherrn von Vincennes, der, da er sich, wie es scheint, mehr als irgend ein Anderer über diesen Conflict zu beklagen hatte, demselben ein Ende zu machen beschloß.