Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Gilbert lächelte traurig, indem er Robespierre anschaute.
»Es ist wahr,« fuhr Cagliostro fort, »als er diese Devise nahm und sich so malen ließ, schwor diese Freundin, nichts auf der Welt werde ihr Schicksal trennen; er schwor auch, und zwar als ein Mann, der gesonnen ist, seinen Schwur zu halten. Er machte eine Reise von drei Monaten und fand sie verheirathet wieder. Der Abt von Saint-Wast war übrigens sein Gönner geblieben; er hatte seinem Bruder das Stipendium vom Collége Louis-le-Grand zukommen lassen und ihm die Stelle eines Richters beim Criminaltribunal gegeben. Es kam ein Prozeß zur gerichtlichen Entscheidung, ein Mörder war zu bestrafen; Robespierre, voller Gewissensbisse, daß er, selboritte, es gewagt, über das Leben eines Menschen zu verfügen, obgleich dieser Mensch als schuldig erkannt war, Robespierre nahm seine Entlassung. Er wurde Advocat, denn er mußte leben und seine junge Schwester ernähren; der Bruder wurde schlecht genährt im Collége Louis-le-Grand, aber er war doch am Ende genährt. Kaum hatte er sich in die Liste einschreiben lassen, als ihn Bauern baten, für sie gegen den Bischof von Arras zu plaidiren. Die Bauern waren in ihrem Rechte; Robespierre überzeugte sich hiervon durch die Prüfung der Acten, plaidirte, gewann den Prozeß der Bauern und wurde, noch ganz warm von seinem Siege, in die Nationalversammlung geschickt. In der Nationalversammlung fand sich Robespierre zwischen einen mächtigen Haß und eine tiefe Verachtung gestellt: Haß der Geistlichkeit gegen den Advocaten, der es gewagt hatte, gegen den Bischof von Arras zu plaidiren; Verachtung der Adeligen des Artois gegen den durch die Wohlthätigkeit erzogenen Robin.11«
»Aber was hat er denn bis heute gethan?« unterbrach Gilbert.
»Oh mein Gott! beinahe nichts für die Andern, aber ziemlich viel für mich. Entspräche es nicht meinen Plänen und Absichten, daß dieser Mensch arm ist, so gäbe ich ihm morgen eine Million.«
»Ich frage Sie noch einmal: was hat er gethan?«
»Erinnern Sie sich des Tages, wo die Geistlichkeit heuchlerischer Weise in der Versammlung den durch das königliche Veto unschlüssigen dritten Stand bat, seine Arbeiten zu beginnen?«
»Ja.«
»Nun wohl, durchlesen Sie noch einmal die Rede, welche an diesem Tage der kleine Advocat von Arras hielt, und Sie werden sehen, ob nicht eine ganze Zukunft in dieser herben Heftigkeit liegt, die ihn beinahe beredt machte.«
»Doch seitdem?«
»Seitdem? . . .Oh! das ist wahr. Wir sind genöthigt, vom Monat Mai auf den Monat October überzuspringen. Als am 5. Maillard, der Abgeordnete der Pariser Weiber, im Namen seiner Clientinnen die Nationalversammlung haranguirte, nun, da blieben alle Mitglieder dieser Versammlung stumm und unbeweglich; dieser kleine Advocat aber zeigte sich nicht allein herb, er zeigte sich vermessener, als Einer. Alle angebliche Vertheidiger des Volks schwiegen, er erhob sich zweimal; das erste Mal unter dem Lärmen, das zweite Mal unter dem Stillschweigen. Er unterstützte Maillard, der im Namen der Hungersnoth sprach und Brod verlangte.«
»Ja, in der That,« sagte Gilbert nachdenkend, »das wird ernster; doch vielleicht wird er sich ändern.«
»Oh! mein lieber Doctor, Sie kennen nicht den Unbestechlichen, wie man ihn eines Tages nennen wird: wer würde übrigens den kleinen Advocaten, über den Jedermann lacht, erkaufen wollen? Dieser Mensch, welcher später, – hören Sie wohl, was ich Ihnen sage, Gilbert, – welcher später der Schrecken der Versammlung sein wird, ist heute die Zielscheibe des Spottes. Die adeligen Jacobiner sind übereingekommen, Herr von Robespierre sei der lächerlichste Mensch der Nationalversammlung, derjenige, welcher alle Welt belustige und belustigen müsse, derjenige, über welchen Jeder spotten könne und spotten müsse. Die großen Versammlungen langweilen sich manchmal, es muß wohl ein Gimpel da sein, der sie erheitert. In den Augen der Lameth, der Cazalès, der Maury, der Barnave, der Duport ist Herr von Robespierre ein Gimpel. Seine Freunde verrathen ihn, indem sie ganz leise lächeln, seine Feinde zischen ihn auf und lachen ganz laut; wenn er spricht, spricht alle Welt; wenn er die Stimme erhebt, schreit Jeder; hat er, – immer zu Gunsten des Rechts, immer um irgend ein Princip zu vertheidigen, – eine Rede gehalten, die Niemand angehört, so verlangt irgend ein unbekanntes Mitglied, auf das der Redner einen Moment seinen Blick heftet, ironisch den Druck der Rede. Ein Einziger von seinen Collegen begreift ihn; ein Einziger errathen Sie, welcher? Mirabeau. »»Dieser Mensch wird weit gehen,«« sagte er mir vorgestern, »»denn dieser Mensch glaubt, was er spricht.«« Was, wie Sie sich denken können, Mirabeau seltsam scheint.«
»Ich habe die Rede dieses Mannes gelesen und sie mittelmäßig, flach gefunden,« entgegnete Gilbert.
»Ei! mein Gott, ich sage Ihnen nicht, es sei ein Demosthenes oder ein Cicero, ein Mirabeau oder ein Barnave; ei! nein, es ist ganz einfach Herr von Robespierre, wie man ihn geflissentlich nennt. Uebrigens behandelt man seine Reden eben so rücksichtslos in der Druckerei, wie auf der Tribune: auf der Tribune unterbricht man sie; in der Druckerei verstümmelt man sie. Die Journalisten nennen ihn nicht einmal Herr von Robespierre; nein, die Journalisten wissen seinen Namen nicht. Sie nennen ihn Herr B . . ., Herr N . . .oder Herr *** Oh! Gott allein und ich vielleicht wissen, was sich an Galle in dieser magern Brust, an Stürmen in diesem
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Ein Spottname für Magistratspersonen, Advokaten, Rechtsgelehrte und dergl.