Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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gekauft hat, mit dem er sein schönstes Gemälde und sein häßlichstes Bild: Marat in seinem Bade ermordet, machen wird; Vernet, der vor zwei Jahren von der Academie für sein großes Bild: der Triumph des Paulus Aemilius, aufgenommen worden ist; der sich damit belustigt, daß er Pferde und Hunde malt, ohne zu ahnen, daß vier Schritte von ihm, in der Versammlung, am Arme von Talma, ein junger corsischer Lieutenant mit glatten, ungepuderten Haaren ist, welcher ihm, ohne es selbst zu vermuthen, fünf von seinen schönsten Bildern, den Uebergang über den St. Bernhardsberg, die Schlachten vom Rivoli, vom Marengo, von Austerlitz und von Wagram vorbereitet; ferner Larive, der Erbe der declamatorischen Schule, der noch nicht geruht, in Talma einen Collegen zu sehen; den Voltaire Corneille und Belloy Racine vorzieht; ferner Lais, der Sänger, der das Entzücken der Oper in den Rollen des Kaufmanns in der Caravane, des Consul in Trajan und des Cinna in der Vestalin bildet; sodann Lafayette, Lameth, Duport, Sieyès, Thouret, Shapellier, Rabaut-Saint-Elienne, Lanjuinais, Monlesier; mitten unter Allem dem endlich, mit herausfordernder Miene und anmaßendem Gesichte, der Abgeordnete von Grenoble, Barnave, aus dem die mittelmäßigen Menschen einen Mirabeau machen, während Mirabeau ihn zermalmt, so oft er sich herabläßt, den Fuß auf ihn zu setzen.

      Gilbert warf einen langen Blick auf diese glänzende Versammlung, erkannte Jeden, schätzte in seinem Geiste alle diese verschiedenen Fähigkeiten und war wenig durch sie beruhigt.

      Diese royalistische Gesammtheit tröstete ihn indessen wieder ein wenig.

      »Im Ganzen,« sagte er plötzlich zu Cagliostro, »welchen Mann sehen Sie unter allen diesen Männern, der wirklich feindlich gegen das Königthum gesinnt wäre?«

      »Soll ich mit den Augen von Jedermann, mit den Ihrigen, mit denen von Herrn Necker, mit denen des Abbé Maury oder mit den meinigen sehen?«

      »Mit den Ihrigen,« erwiederte Gilbert; »ist es nicht entschieden, daß es Zaubereraugen sind?«

      »Nun wohl, es finden sich zwei hier.«

      »Oh! das ist nicht viel unter vierhundert Männern.»

      »Es ist genug, wenn Einer von diesen zwei Männern der Mörder von Ludwig XVI. sein soll, und der Andere sein Nachfolger.«

      Gilbert bebte.

      »Ho! hol« murmelte er, »wir haben hier einen zukünftigen Brutus und einen zukünftigen Cäsar!«

      »Nicht mehr, nicht weniger, mein lieber Doctor.«

      »Sie werden mich wohl beide sehen lassen, nicht wahr, Graf?« sagte Gilbert mit dem Lächeln des Zweifels aus den Lippen.

      »O Apostel mit schuppenbedeckten Augen!« erwiederte Cagliostro, »ich werde etwas Besseres thun, wenn Du willst; ich werde Dich sie mit dem Finger berühren lassen. Bei welchem soll ich anfangen?«

      »Bei dem Umstürzer, wie mir scheint; ich habe große Ehrfurcht für die chronologische Ordnung. Lassen Sie mich zuerst Brutus sehen.«

      »Du weißt,« sprach Cagliostro, sich belebend, als würde er vom Hauche der Inspiration ergriffen, »Du weißt, daß die Menschen nie mit denselben Mitteln verfahren, um ein ähnliches Werk zu vollbringen? Unser Brutus wird also in keiner Hinsicht dem Brutus des Altenhums gleichen.«

      »Ein Grund mehr, daß ich begierig bin, ihn zu sehen.«

      »Nun, so schau, dort ist er!« versetzte Cagliostro.

      Und er streckte die Hand in der Richtung eines an die Kanzel angelehnten Mannes aus, dessen Kopf sich in diesem Augenblick allein im Lichte fand, indeß der übrige Körper im Schatten verloren war.

      Dieser bleiche Kopf sah aus wie, in den alten Tagen der Proseriptionen, ein abgeschnittener, an die Rednerbühne genagelter Kopf.

      Nur die Augen schienen zu leben, mit einem beinahe verächtlichen Ausdrucke des Hasses, mit dem Ausdrucke der Schlange, welche weiß, daß ihr Zahn ein tödtliches Gift enthält; sie folgten bei seinen zahlreichen Evolutionen dem lärmenden und geschwätzigen Barnave.

      Gilbert fühlte etwas wie einen Schauer seinen ganzen Leib durchlaufen.

      »In der That,« sagte er, »Sie haben mich zum Voraus darauf aufmerksam gemacht; das ist weder der Kopf von Brutus, noch der von Cromwell.«

      »Nein,« versetzte Cagliostro; »doch es ist vielleicht der von Cassius. Sie wissen, mein Lieber, was Cäsar sagte: »»Alle diese fetten Leute, alle diese Wohllebemenschen, welche ihre Tage bei der Tafel, ihre Nächte in Orgien hinbringen, fürchte ich nicht: nein, was ich fürchte das sind die Träumer mit magerem Leibe und bleichem Gesichte.«

      »Derjenige, welchen Sie mir zeigen, entspricht den von Cäsar gestellten Bedingungen.«

      »Kennen Sie ihn denn nicht?« fragte Cagliostro.

      »Doch!« erwiederte Gilbert, indem er ihn aufmerksam anschaute, »ich kenne ihn oder ich erkenne vielmehr in ihm ein Mitglied der Nationalversammlung.«

      »So ist es!«

      »Einer der weitschweifigsten Redner der Linken.«

      »So ist es!«

      »Den Niemand anhört, wenn er spricht.«

      »So ist es!«

      »Ein kleiner Advocat von Arras, nicht wahr? er heißt Maximilian von Robespierre.«

      »Ganz richtig! Nun wohl, schauen Sie diesen Kopf mit Aufmerksamkeit an.«

      »Ich schaue ihn an.«

      »Was sehen Sie daran?«

      »Graf, ich bin nicht Lavater.«

      »Nein, doch Sie sind sein Schüler.«

      »Ich sehe den gehässigen Ausdruck der Mittelmäßigkeit gegen das Genie.«

      »Das heißt, Sie beurtheilen ihn auch wie die ganze Welt. Ja, es ist wahr, seine schwache, ein wenig herbe Stimme, sein mageres, trauriges Gesicht, die Haut seiner Stirne, welche an seinen Schädel wie ein gelbes unbewegliches Pergament geklebt zu sein scheint; sein glasiges Auge, das nur zuweilen einen grünlichen Flammenstrahl hervorspringen läßt, welcher sogleich wieder erlischt; diese beständige Spannung der Muskeln; diese gerade durch ihre Unbeweglichkeit ermüdende Physiognomie; dieser unveränderlich olivenfarbige Rock, ein einziger, dürrer, scharfgebürsteter Rock; ja, Alles dies, ich begreife es wohl, muß wenig Eindruck aus eine an Rednern reiche Versammlung machen, die das Recht hat, schwierig zu sein, gewohnt, wie sie es ist, an das Löwengesicht von Mirabeau, an die verwegene Anmaßung von Barnave, an die scharfe Gegenrede des Abbé Maury, an die Wärme von Cazalès und an die Logik von Sieyès; diesem aber wird man nicht, wie Mirabeau, seine Immoralität vorwerfen; dieser ist der redliche Mann; er geht nie aus den Principien heraus, und geht er je aus der Gesetzlichkeit heraus, so wird es geschehen, um den alten Text mit dem neuen Gesetze zu tödten!«

      »Aber wer ist denn dieser Robespierre?«

      »Ah! da bist Du, Aristokrat des 17. Jahrhunderts! »»Wer ist denn dieser Cromwell?«« fragte der Graf von Strafford, dem der Protector den Kopf abschlagen sollte; »»ich glaube, ein Bierschenk.««

      »Wollen Sie damit sagen, mein Kopf lause dieselbe Gefahr, wie der von Sir Thomas Wentworth?« fragte Gilbert, der ein Lächeln versuchte, welches sich auf seinen Lippen in Eis verwandelte.

      »Wer weiß?« versetzte Cagliostro.

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