Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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 . . .«

      »Gut  . . .genug  . . .Er wird ihr Lebewohl sagen,« murmelte sie.

      Und nachdem sie einen Augenblick ihre Stirne an die eiskalte Fensterscheibe angelehnt hatte, fuhr sie mit leiser Stimme, jedes Wort zwischen ihren zusammengepreßten Zähnen brechend, fort:

      »Oh! ich muß doch wissen, woran ich mich zu halten habe!l«

      Dann sprach sie laut:

      »Weber, Du wirst nach der Rue Coq-Héron Nr. 9 zu der Frau Gräfin von Charny gehen und ihr sagen, ich wünsche sie heute Abend zu sprechen.«

      »Verzeihen Sie,« entgegnete der Kammerdiener, »ich glaubte, Eure Majestät habe schon über ihren Abend zu Gunsten des Herrn Doctor Gilbert verfügt?«

      »Ah! es ist wahr,« versetzte zögernd die Königin.

      »Was befiehlt Eure Majestät?»

      »Bestelle den Doctor ab und ersuche ihn, morgen früh zu kommen.«

      Und leise sprach sie:

      »Ja, so ist es gut, morgen früh die Politik. Ueberdies könnte die Unterredung, die ich mit Frau von Charny heute Abend zu pflegen gedenke, einigen Einfluß auf die Entschließung haben, die ich fassen werde!«

      Und mit der Hand winkend entließ sie Weber.

       XXIV

      Düsterer Horizont

      Die Königin täuschte sich. Charny ging nicht zur Gräfin.

      Er begab sich aus die königliche Post, um Postpferde an seinen Wagen spannen zu lassen.

      Nur, während man anspannte, trat er beim Postmeister ein, verlangte Feder, Tinte und Papier und schrieb einen Brief an die Gräfin, welchen er dem Bedienten, der seine Pferde zurückführte, zu ihr zu tragen befahl.

      Halb aus einem an der Ecke des Kamins im Salon stehenden Canapé liegend, war die Gräfin, die ein Guécidon vor sich hatte, beschäftigt, diesen Brief zu lesen, als Weber nach dem Privilegium der Leute, welche im Auftrage des Königs oder der Königin kamen, ohne vorhergehende Meldung bei ihr eingeführt wurde.

      »Herr Weber,« sagte die Kammerfrau, die Thüre öffnend.

      Die Gräfin faltete rasch den Brief zusammen, den sie in ihrer Hand hielt, und drückte ihn an ihre Brust, als ob der Kammerdiener der Königin gekommen wäre, um ihn ihr zu nehmen.

      Weber entledigte sich seines Auftrages deutsch. Es war immer ein großes Vergnügen für den wackern Mann, die Sprache seiner Heimath zu sprechen, und man weiß, daß Andrée, die das Deutsche in ihrer Jugend gelernt hatte, durch den vertrauten Umgang, in dem sie zehn Jahre mit der Königin gelebt, so weit gekommen war, daß sie das Deutsche wie ihre Muttersprache sprach.

      Eine der Ursachen, welche Weber den Abgang von Andrée und ihre Trennung von der Königin hatten besonders bedauern lassen, war diese Gelegenheit, seine Sprache zu sprechen, die der würdige Deutsche hierdurch verlor, gewesen.

      Er drang auch sehr lebhaft darauf, – ohne Zweifel in der Hoffnung, aus der Zusammenkunst werde eine Annäherung hervorgehen, – daß unter keinem Vorwande Andrée bei dem Rendezvous, das man ihr gab, fehle, und wiederholte mehrere Male, es sei von der Königin eine Zusammenkunst, die sie mit dem Doctor Gilbert haben sollte, abbestellt worden, damit sie Herrin ihres Abends sei.

      Andrée antwortete einfach, sie werde den Befehlen Ihrer Majestät Folge leisten.

      Als Weber abgegangen war, blieb Andrée einen Moment unbeweglich und mit geschlossenen Augen, wie eine Person, welche aus ihrem Geiste jeden dem, welcher sie beschäftigt, fremden Gedanken verjagen will, und erst, nachdem es ihr gelungen, wohl in sich selbst zurückzukehren, nahm sie ihren Brief wieder und fuhr fort, denselben zu lesen.

      Als sie den Brief gelesen hatte, küßte sie ihn zärtlich und verbarg ihn an ihrem Herzen.

      Dann sprach sie mit einem Lächeln voll Traurigkeit:

      »Gott beschirme Dich, theure Seele meines Lebens. Ich weiß nicht, wo Du bist, aber Gott weiß es, und meine Gebete wissen, wo Gott ist!«

      Hiernach, obgleich es ihr unmöglich war, zu errathen, aus welcher Ursache die Königin nach ihr verlangte, erwartete sie ohne Ungeduld, wie ohne Furcht den Augenblick, sich in die Tuilerien zu begeben.

      Nicht dasselbe war bei der Königin der Fall. Gewisser Maßen eine Gefangene im Schlosse, schweifte sie, um ihre Ungeduld abzunützen, vom Pavillon der Flora zum Pavillon Marsan hin und her.

      Monsieur half ihr eine Stunde hinbringen. Monsieur war in’s Schloß gekommen, um zu erfahren, wie Favras vom König ausgenommen worden.

      Die Königin, welche die Ursache der Reise von Charny nicht kannte und sich diesen Weg der Rettung bewahren wollte, ließ sich für den König viel tiefer ein, als er sich selbst eingelassen hatte, und sagte Monsieur, er möge nur fortfahren, und im gegebenen Augenblick nehme sie Alles auf sich.

      Monsieur seinerseits war heiter und voll Vertrauen. Das Anlehen, welches er mit dem genuesischen Banquier, den wir einen Augenblick in seinem Landhause Bellevue gesehen, negocirte, war gelungen, und am Abend vorher hatte ihm Favras die zwei Millionen überbracht, von denen Monsieur Favras nicht hatte bewegen können, mehr anzunehmen, als hundert Louis d’or, die er durchaus brauchte, um die Ergebenheit von zwei Burschen anzufeuchten, auf welche Favras, wie er ihm geschworen, zählen konnte, und die ihn bei der königlichen Entführung unterstützen sollten.

      Favras hat Monsieur über diese zwei Menschen näher unterrichten wollen; doch immer vorsichtig, hatte es Monsieur nicht nur ausgeschlagen, sie zu sehen, sondern auch, ihre Namen kennen zu lernen.

      Monsieur wurde dafür angesehen, als wüßte er nichts von dem, was um ihn her vorging. Monsieur gab Favras Geld, weil Favras einst bei seiner Person angestellt gewesen war; aber Monsieur wußte nicht und wollte nicht wissen, was Favras mit diesem Gelde machte.

      Uebrigens, wie wir schon gesagt haben, im Falle der Abreise des Königs blieb Monsieur. Monsieur hatte den Anschein, als wäre er dem Komplotte ganz fremd. Monsieur schrie, daß ihn seine Familie verlassen; und da Monsieur das Mittel gefunden hatte, sich sehr populär zu machen, so würde äußerst wahrscheinlich, – das Königthum war noch bei den meisten Franzosen eingewurzelt, – so würde äußerst wahrscheinlich, wie Ludwig XVI. zu Charny gesagt hatte, Monsieur zum Regenten ernannt.

      Scheiterte die Entführung, so wußte Monsieur von Nichts, oder Monsieur folgte vielmehr mit den fünfzehn bis achtzehnmal hunderttausend Franken baarem Geld, die ihm blieben, nach Turin dem Grafen d’Artois und den Herren Prinzen von Condé.

      Als Monsieur weggegangen war, verbrauchte die Königin eine andere Stunde bei Frau von Lamballe. Bis zum Tod ergeben, – man hat es bei Gelegenheit gesehen, – war indessen die arme Prinzessin immer nur der Nothbehelf von Marie Antoinette gewesen, welche sie nach und nach verlassen hatte, um ihre unbeständige Gunst auf Andrée und auf die Damen Polignac zu übertragen. Doch die Königin kannte sie; sie brauchte nur einen Schritt ihrer wahren Freundin entgegen zu machen, und diese machte den übrigen Weg mit offenen Armen und offenem Herzen.

      In den Tuilerien und seit der Rückkehr von Versailles bewohnte die Prinzessin von Lamballe den Pavillon de Flore, wo sie den wahren Salon von Marie Antoinette hielt, wie es Frau von Polignac in Trianon that. So oft die Königin einen großen Schmerz oder eine große Unruhe hatte, ging sie

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