Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 58
»Verzeihen Sie, mein Freund, Sie sagen mir, Sie reisen ab . . . Warum reisen Sie?«
»Um eine Sendung zu vollbringen, mit welcher mich der König zu beauftragen mir die Ehre erwiesen hat.«
»Und Sie verlassen Paris?« fragte die Königin mit Bangigkeit.
»Ich verlasse Paris, ja, Madame.«
»Auf wie lange?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber vor acht Tagen schlugen Sie eine Sendung aus, wie mir scheint?«
»Das ist wahr, Madame.«
»Warum, nachdem Sie vor acht Tagen eine Sendung ausgeschlagen, nehmen Sie heute eine an?«
»Weil in acht Tagen, Madame, viele Veränderungen in der Existenz eines Menschen und in Folge hiervon in seine Entschließungen eintreten können.«
Die Königin schien eine Anstrengung mit ihrem Willen und zugleich mit den verschiedenen Organen zu machen, welche diesem Willen unterthan und ihn zu übertragen betraut sind.
»Und Sie reisen allein?« fragte sie.
»Ja, Madame, allein.«
Marie Antoinette athmete.
Dann sank sie, wie gelähmt durch die Anstrengung, die sie gemacht, einen Moment auf sich selbst zusammen, schloß die Augen, strich mit ihrem Batisttaschentuch über ihre Stirne und fragte noch:
»Und wohin gehen Sie so?«
»Madame,« erwiederte Charny ehrerbietig, »der König, ich weiß es, hat keine Geheimnisse für Eure Majestät: die Königin frage ihren erhabenen Gemahl sowohl nach dem Zwecke meiner Reise, als nach dem Gegenstande meiner Sendung, und ich bezweifle nicht eine Secunde, daß er ihr Beides sagt.«
Marie Antoinette öffnete die Augen wieder und heftete einen erstaunten Blick auf Charny.
»Warum sollte ich mich aber an ihn wenden, da ich mich an Sie wenden kann?« sagte sie.
»Weil das Geheimnis, das ich in mir trage, das des Königs ist, Madame, und nicht das meinige.«
»Mein Herr,« versetzte Marie Antoinette mit einer gewissen Hoheit, »mir scheint, wenn es das Geheimniß des Königs ist, so ist es auch das der Königin.«
»Ich bezweifle es durchaus nicht, Madame,« erwiederte Charny, indem er sich verbeugte; »darum getraue ich mich auch Eure Majestät zu versichern, der König werde keine Schwierigkeit machen, es ihr anzuvertrauen.«
»Ist aber diese Sendung im Inneren von Frankreich oder nach dem Auslande?«
»Der König allein kann Eurer Majestät hierüber die Aufklärung geben, die sie verlangt.«
»Also,« sprach die Königin mit einem tiefen Schmerze, der für den Augenblick die Oberhand über die Gereiztheit gewann, welche in ihr die Zurückhaltung von Charny verursachte, »also Sie reisen, Sie entfernen sich von mir, Sie werden ohne Zweifel Gefahren preisgegeben sein, und ich werde weder wissen, wo Sie sind, noch welche Gefahren Sie lausen!«
»Madame, wo ich auch sein mag, Sie werden da, wo ich bin, darauf kann ich Ihnen einen Eid schwören, einen getreuen Unterthan, ein ergebenes Herz haben, und welchen Gefahren ich mich auch aussetze, sie werden mir süß sein, da ich mich ihnen für den Dienst der zwei Häupter aussetze, die ich am meisten aus der Welt verehre.«
Und der Graf verbeugte sich und schien, um sich zurückzuziehen, nur die Erlaubniß der Königin zu erwarten.
Die Königin stieß einen Seufzer aus, der einem unterdrückten Schluchzen glich, nahm ihren Hals in die Hand, als wollte sie ihren Thränen wieder in ihre Brust hinabsteigen helfen, und sagte dann:
»Es ist gut, mein Herr, gehen Sie.«
Charny verbeugte sich abermals und ging festen Schrittes nach der Thüre.
Doch in dem Augenblick, wo der Graf die Hand aus den Drücker legte, rief die Königin, die Arme gegen ihn ausstreckend:
»Charny!«
Der Graf bebte und wandte sich erbleichend um.
»Charny,« fuhr Marie Antoinette fort, »kommen Sie hierher!«
Er näherte sich schwankend.
»Kommen Sie hierher, näher,« fügte die Königin bei, »schauen Sie mir in’s Gesicht . . .Nicht wahr, Sie lieben mich nicht mehr?«
Charny fühlte einen ganzen Schauer seine Adern durchlaufen; er glaubte einen Augenblick in Ohnmacht zu sinken.
Es war dies das erste Mal, daß die hochmüthige Frau, die stolze Fürstin sich vor ihm beugte.
Unter allen andern Umständen, in jedem andern Moment wäre er vor Marie Antoinette aus die Kniee gefallen und hätte sie um Verzeihung gebeten: aber die Erinnerung an das, was zwischen ihm und dem König vorgegangen, hielt ihn aufrecht, und alle seine Kräfte zusammenfassend, erwiederte er:
»Madame, nach den Zeichen des Vertrauens und der Güte, mit denen mich der König überhäuft hat, wäre ich wahrhaftig ein Elender; wenn ich Eure Majestät nicht einzig und allein meiner Ergebenheit und meiner Ehrfurcht versichern würde.«
»Es ist gut, Graf,« sprach die Königin, »Sie sind drei, gehen Sie,«
Einen Augenblick war Charny von einem unwiderstehlichen Verlangen, der Königin zu Füßen zu stürzen, erfaßt, doch die unbesiegbare Redlichkeit, die in ihm wohnte, schlug, ohne sie zu vertilgen, die Reste dieser Liebe nieder, die er erloschen glaubte, während sie auf dem Punkte war, sich glühender als je wiederzubeleben.
Er eilte also aus dem Zimmer, eine Hand auf der Stirne, die andere aus seiner Brust, und Worte ohne Folge murmelnd, welche aber, so unzusammenhängend sie waren, wenn die Königin sie gehört hätte, in ein Lächeln des Triumphes die verzweifelten Thränen von Marie Antoinette verwandelt haben würden.
Die Königin folgte ihm mit den Augen, immer in der Hoffnung, er werde sich umwenden und zu ihr kommen.
Doch sie sah die Thüre sich vor ihm öffnen und sich hinter ihm schließen.
Doch sie hörte seine Tritte sich in den Vorzimmern und Corridors entfernen.
Fünf Minuten, nachdem er verschwunden und das Geräusch seiner Tritte erloschen war, schaute und horchte sie noch.
Plötzlich wurde ihre Aufmerksamkeit durch ein neues Geräusch erregt, welches aus dem Hofe kam.
Es war das eines Wagens.
Sie lief an’s Fenster und erkannte den Reisewagen von Charny, der durch den Schweizerhof fuhr und sich durch die Rue du Carousel entfernte.
Sie klingelte Weber.
Weber trat ein.
»Wenn ich nicht Gefangene im Schlosse wäre,« fragte sie, »und ich wollte nach der Rue Coq-Héron gehen, welchen Weg müßte ich nehmen?«
»Majestät,«