Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 82
»So ist es, Sire,« sagte lebhaft der junge Graf.
»Ah! Herr Graf Louis von Bouillé, verzeihen Sie, daß ich Sie nicht erkannte, ich habe ein kurzes Gesicht. Und Sie haben Metz schon lange verlassen?«
»Vor fünf Tagen, Sire, und da ich mich in Paris zwar ohne einen officiellen Urlaub, aber mit besonderer Genehmigung meines Vaters befand, so ersuchte ich meinen Verwandten, Herrn von Lafayette, um die Ehre, Eurer Majestät vorgestellt zu werden.«
»Von Herrn von Lafayette! Sie haben wohl gethan, Herr Graf, Niemand war mehr im Stande, Sie zu jeder Stunde vorzustellen, und von Niemand konnte mir die Vorstellung angenehmer sein.«
Dieses zu jeder Stunde bezeichnete, daß Herr von Lafayette den großen und den kleinen Zutritt, der ihm in Versailles bewilligt worden war, behalten hatte.
Die wenigen Worte, welche Ludwig XVI, gesprochen, hatten indessen genügt, um dem jungen Grafen anzudeuten, er habe aus seiner Hut zu sein. Die Frage besonders: »Haben Sie Metz schon lange verlassen?« besagte: »Haben Sie Metz seit der Ankunft des Grafen von Charny verlassen?«
Die Antwort des Boten hatte den König hinreichend unterrichten müssen. »Ich habe Metz vor fünf Tagen verlassen und bin in Paris ohne Urlaub, aber mit besonderer Genehmigung meines Vaters,« wollte besagen: »Ja, Sire, ich habe Herrn von Charny gesehen, und mein Vater hat mich nach Paris geschickt, um mich mit Eurer Majestät zu verständigen und die Gewißheit zu erlangen, daß der Graf wirklich im Auftrage des Königs komme.«
Herr von Lafayette schaute neugierig umher. Viele waren in das Arbeitscabinet des Königs, in seinen Conseilsaal, in seine Bibliothek, in sein Betzimmer sogar gekommen; Wenige hatten sich der ausnehmenden Gunst erfreut, in die Schmiede zugelassen zu sein, wo der König Lehrling wurde, und wo der wahre König, der wahre Meister Herr Gamain war.
Der General bemerkte die vollkommene Ordnung, in der sich alle Werkzeuge aufgestellt oder aufgehängt fanden, worüber man sich indessen nicht wundern durste, da der König erst vom Morgen an arbeitete.
»Und Eure Majestät,« sagte Lafayette, der ziemlich in Verlegenheit über den Gegenstand war, den er bei einem König zur Sprache bringen könnte, welcher ihn mit aufgestreiften Aermeln, die Feile in der Hand und die lederne Schürze vorgebunden, empfing, »und Eure Majestät hat eine wichtige Arbeit unternommen?«
»Ja, General, ich habe das große Werk der Schlosserei: ein Schloß, unternommen Ich sage Ihnen, was ich mache, damit Sie, wenn Herr Marat erführe, ich arbeite wieder in der Werkstätte, und behauptete, ich schmiede Ketten für Frankreich, ihm antworten könnten, das sei nicht wahr . . .Sie sind weder Gesell, noch Meister, Herr von Bouillé?«
»Nein, Sire; doch ich bin Lehrling, und wenn ich Eurer Majestät in Etwas nützlich sein könnte . . .«
»Ah! es ist wahr, mein lieber Vetter,« sagte Lafayette, »war nicht der Mann Ihrer Amme ein Schlosser? und sagte Ihr Vater nicht, obgleich er ein ziemlich mittelmäßiger Bewunderer des Verfassers von Emil ist, wenn er in Beziehung auf Sie den Rath von Jean Jacques zu befolgen hätte, so würde er aus Ihnen einen Schlosser machen?«
»Ganz richtig, und darum hatte ich die Ehre, Seiner Majestät zu bemerken, sollte sie eines Lehrlings bedürfen . . .«
»Ein Lehrling wäre mir unnütz, mein Herr,« erwiederte der König; »ich müßte hauptsächlich einen Meister haben.«
»Was für ein Schloß macht denn Seine Majestät?« fragte der junge Graf mit der Quasivertraulichkeit, zu der das Costume des Königs und der Ort, wo er sich befand, berechtigten. »Ist es ein Leierschloß, ein Mahlschloß, ein Einschlagschloß oder ein Schraubenschloß?«
»Ho! Ho! mein Wetter,« rief Lafayette, »ich weiß nicht, was Sie als Praktiker machen können, doch als Theoretiker scheinen Sie mir vertraut, ich sage nicht mit dem Handwerk, da es ein König geadelt hat, sondern mit der Kunst.«
Ludwig XVI. hatte mit einem sichtbaren Vergnügen den jungen Edelmann eine Anzahl Schlösser mit Namen nennen hören.
»Nein,« sagte er, »das ist ganz einfach ein Schloß mit einer geheimen Feder, was man ein Benarde-Schloß nennt, welches auf beiden Seiten schließt; doch ich befürchte sehr, meine Kräfte überschätzt zu haben. Ah! wenn ich meinen armen Gamain noch hätte, ihn, der sich Meister über Meister, Meister über Alle nannte!«
»Ist denn dieser brave Mann gestorben, Sire?«
»Nein,« erwiederte der König, indem er dem jungen Mann einen Blick zuwarf, der zu sagen schien: »»Verstehen Sie aus das halbe Wort;«« »nein, er ist in Versailles in der Rue des Reservoirs; der liebe Mensch wird es nicht gewagt haben, mich in den Tuilerien zu besuchen.«
»Warum nicht, Sire?« fragte Lafayette.
»Aus Furcht, sich zu gefährden. Ein König von Frankreich ist sehr gefährdend zu dieser Stunde, und zum Beweise dient, daß alle meine Freunde, die Einen in London, die Andern in Koblenz oder Turin sind. Wenn Sie indessen nichts Nachtheiliges darin finden, mein lieber General, daß er mit einem von seinen Lehrburschen hierher kommt, um mich ein wenig zu unterstützen, so werde ich ihn dieser Tage holen lassen.«
»Sire.« erwiederte rasch Herr von Lafayette, »Eure Majestät weiß wohl, daß es ihr vollkommen frei steht, zu sehen, wen es ihr beliebt.«
»Ja, unter der Bedingung, daß Ihre Schildwachen die Besuche betasten, wie man es mit den Schmugglern an der Grenze macht; oh! mein armer Gamain würde sich verloren glauben, hielte man sein Werkzeugbündel für eine Patrontasche und seine Feilen für Dolche!«
»Sire, ich weiß in der That nicht, wie ich mich bei Eurer Majestät entschuldigen soll, aber ich hafte Paris, Frankreich, Europa für das Leben des Königs, und ich kann nicht genug Vorsichtsmaßregeln nehmen, damit dieses kostbare Leben unversehrt bleibt. Was den wackern Mann betrifft, von dem wir sprechen, so mag der König selbst nach seinem Gefallen Befehle geben.«
»Es ist gut; ich danke, Herr von Lafayette; doch das hat keine Eile; erst in acht bis zehn Tagen,« fügte er bei, indem er einen Seitenblick auf Herrn von Bouillé warf, »bedarf ich seiner und seines Lehrlings; ich werde ihn durch meinen Kammerdiener Durcy, der mit ihm befreundet ist benachrichtigen.«
»Und er braucht nur zu erscheinen, um beim König zugelassen zu werden, Sire; sein Name wird ihm als Passirschein dienen. Gott bewahre mich vor dem Rufe eines Schließers, eines Gefangenenwärters, eines Kerkermeisters, den man mir macht; nie ist der König freier gewesen, als in diesem Augenblick; ich kam sogar, um Seine Majestät dringend zu bitten, sie möge ihre Jagden, ihre Reisen wieder anfangen.«
»Oh! meine Jagden, nein, ich danke! Uebrigens habe ich für den Augenblick, wie Sie sehen, etwas ganz Anderes im Kopfe. Was meine Reisen betrifft, das ist ein Unterschied; die letzte, die ich von Versailles nach Paris gemacht, hat mich von allem Verlangen, zu reisen, – wenigstens in so großer Gesellschaft, – geheilt,« sagte der König.
Und er warf einen neuen Blick dem Grafen von Bouillé zu, der durch ein einfaches Blinzeln mit den Augenlidern dem König zu verstehen gab, er habe begriffen.
»Und nun, mein Herr,« sprach der König zu dem jungen Grafen, »verlassen Sie Paris bald, um zu Ihrem Vater zurückzukehren?«
»Sire,« erwiederte der junge Mann, »ich verlasse Paris in zwei bis drei Tagen, doch nicht um nach Metz zurückzukehren. Ich habe eine Großmutter, welche in Versailles in der Rue des Reservoirs wohnt, und ich muß ihr meine Ehrfurcht bezeigen. Dann bin ich von meinem Vater beauftragt, eine ziemlich