Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Und mit der Geberde einer Königin bezeichnete Mademoiselle Nicole Legay, genannt Madame Oliva, verächtlich Beausire.
»Ich sage Dir aber,« wiederholte dieser mit dem Tone der Ueberzeugung, »morgen werden wir reich sein!«
»Millionen?«
»Millionen!«
»Herr von Beausire, zeigen Sie mir die ersten zehn Louis d’or von Ihren Millionen, und ich werde das Uebrige glauben.«
»Du wirst sie heute Abend sehen, diese ersten zehn Louis d’or.«
»Und Du willst sie mir geben?« fragte lebhaft Nicole.
»Das heißt, ich werde Dir fünf davon geben, um ein seidenes Kleid für Dich und ein Sammetröckchen für den Kleinen zu kaufen; mit den fünf anderen . . .«
»Nun, mit den fünf anderen?«
»Bringe ich Dir die versprochene Million.«
»Du willst abermals spielen, Unglücklicher?«
»Wenn ich Dir sage, daß ich die unfehlbare Martingale gesunden habe.«
»Ja, die Schwester von der, mit welcher Du die sechzigtausend Livres, die Dir von Deinem Geschäfte mit Portugal blieben, verbraucht hast.«
»Ein schlecht erworbenes Geld bringt keinen Vortheil,« erwiederte Beausire sentenziös, »und es war immer meine Idee, die Art, wie uns jenes Geld zugekommen, habe uns Unglück gebracht.«
»Es scheint also, dieses fällt Dir durch die Erbschaft zu. Du hattest einen Oheim, der in America oder in Indien gestorben ist, und er hinterläßt Dir zehn Louis d’or.«
»Diese zehn Louis d’or, Mademoiselle Nicole Legay,« sprach Beausire mit einer gewissen erhabenen Miene, »diese zehn Louis d’or, hören Sie werden nicht nur auf eine ehrliche, sondern auch aus eine ehrenvolle Art verdient werden, und zwar in einer Sache, bei der ich, wie der ganze Adel Frankreichs, interessirt bin.«
»Sie sind also von Adel, Herr Beausire?« versetzte Nicole hohnlächelnd.
»Sagen Sie von Beausire, Mademoiselle Legay, von Beausire,« erwiederte er mit Nachdruck, »wie dies constatirt der Geburtsschein Ihres Kindes, abgefaßt in der Saint-Paul-Kirche und unterzeichnet von Ihrem Diener Jean Baptiste Toussaint von Beausire an dem Tage, wo ich ihm meinen Namen gegeben habe.«
»Da haben Sie ihm ein schönes Geschenk gemacht!« murmelte Nicole.
»Und mein Vermögen!« fügte Beausire emphatisch bei.
»Schickt ihm der gute Gott nicht etwas Anderes,« sagte Nicole den Kopf schüttelnd, »so ist der arme Kleine sicher, daß er von Almosen leben und im Spital sterben wird.«
»Wahrhastig, Mademoiselle Nicole,« versetzte Beausire unwillig, »das ist nicht auszuhalten, Sie sind nie zufrieden.«
»So halten Sie es doch nicht aus!« rief Nicole, welche endlich ihrem lange unterdrückten Zorne die Zügel schießen ließ. »Ei! guter Gott, wer bittet Sie denn, es auszuhalten? Gott sei Dank! ich bin für meine Person und für die meines Kindes nicht in Verlegenheit, und schon heute Abend kann ich auch anderswo Glück suchen.«
Nach diesen Worten stand Nicole auf und machte drei Schritte gegen die Thüre.
Beausire seinerseits machte einen gegen dieselbe Thüre und versperrte sie, beide Arme öffnend.
»Aber, Böse,« rief er, »wenn man Dir doch sagt, daß dieses Vermögen heute Abend kommt . . .«
»Nun?« fragte Nicole.
»Es kommt heute Abend; wenn man Dir sagt, daß, sollte die Martingabe falsch sein, – was nach meinen Berechnungen unmöglich ist, – fünf Louis d’or verloren wären und nicht mehr.«
»Es gibt Augenblicke, wo fünf Louis d’or ein Vermögen sind, hören Sie, Herr Verschwender! Sie wissen das nicht, Sie, der Sie Gold so schwer wie dieses Haus verzehrt haben.«
»Das ist ein Beweis für mein Verdienst, Nicole; habe ich dieses Gold verzehrt, so hatte ich es gewonnen, und wenn ich es gewonnen hatte, so kann ich es abermals gewinnen: übrigens gibt es einen Gott für die gewandten Leute.«
»Ah! ja, darauf rechne!«
»Mademoiselle Nicole, sollten Sie zufällig Atheistin sein?«
Nicole zuckte die Achseln.
»Sollten Sie aus der Schule von Herrn von Voltaire sein, der die Vorsehung leugnet?«
»Beausire, Sie sind ein Dummkopf,« sagte Nicole.
»Man dürste sich, da Sie vom Volke herkommen, nicht wundern, wenn Sie solche Ideen hätten. Ich muß Ihnen bemerken, daß es nicht diejenigen sind, welche meiner gesellschaftlichen Kaste und meiner politischen Meinung angehören.«
»Herr von Beausire, Sie sind ein Unverschämter,« rief Nicole.
»Ich glaube, verstehen Sie? ich, ich habe den Glauben; und sagte mir Einer: »»Dein Sohn, Jean Baptiste Toussaint von Beausire, der hinabgegangen ist, um rothen Gerstenzucker für ein Zwei-Sous-Stück zu kaufen, wird, mit einer Börse voll Gold in der Hand herauskommen,«« so würde ich antworten: »»Das kann sein, wenn es der Wille Gottes ist!««
Hierbei schlug Beausire seine Augen frommgläubig zum Himmel auf.
»Beausire, Sie sind ein einfältiger Tropf!« sagte Nicole.
Sie hatte diese Worte noch nicht vollendet, als man aus der Treppe die Stimme des jungen Toussaint hörte.
»Papa! Mama!« rief er.
Beausire und Nicole horchten bei dieser geliebten Stimme.
»Papa! Mama!« wiederholte die Stimme, welche immer näher kam.
»Was ist geschehen?« rief Nicole, während sie die Thüre mit einer ganz mütterlichen Besorgnis! öffnete.
»Komm, mein Kind, komm!«
»Papa! Mama!« fuhr die Stimme fort, immer näher kommend, wie die eines Bauchredners, der sich den Anschein gibt, als öffnete er die Thüre eines Kellers.
»Ich würde nicht erstaunen,« sagte Beausire, der in dieser Stimme das auffaßte, was sie Freudiges hatte, »ich würde nicht erstaunen, wenn das Wunder sich verwirklichte und der Kleine die Börse gefunden hätte, von der ich so eben sprach.«
In diesem Augenblick erschien das Kind auf der letzten Stufe der Treppe und stürzte in das Innere; es hielt im Munde sein Stück rothen Gerstenzucker, schloß mit seinem linken Arm einen Sack Zuckerwerk an seine Brust und zeigte in seiner offenen und ausgestreckten rechten Hand einen Louis d’or, der beim Scheine des magern Talglichtes glänzte wie der Stern Aldebaran.
»Ah! mein Gott! mein Gott!« rief Nicole, welche es der Thüre überließ, sich allein zu schließen. »Was ist Dir denn begegnet, liebes armes Kind?»
Und sie bedeckte das schmierige Gesicht des jungen Toussaint mit jenen mütterlichen Küssen, welche nichts anekelt, weil