Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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»Mein Herr!« rief Beausire ganz bestürzt.
»Unglücklicher!« sagte Oliva, »auf diese Entführung bautest Du also Deine Goldträume?«
»Und er hatte nicht ganz Unrecht, kleine liebe Demoiselle; nur gibt es, wie ich Ihnen so eben zu sagen die Ehre gehabt habe, bei jeder Sache eine gute und eine schlimme Seite, eine erleuchtete Seite und eine düstere Seite: Herr von Beausire hat das Unrecht gehabt, daß er die schlimme Seite adoptirt, die düstere Seite geliebkost; er braucht sich nur umzudrehen.«
»Ist es noch Zeit?« fragte Nicole.
»Oh! Gewiß.«
»Was muß ich thun, Herr Graf?« fragte Beausire.
»Nehmen Sie Eines an, mein Herr,« erwiederte Cagliostro.
»Was?«
»Nehmen Sie an, Ihr Complot scheitere; nehmen Sie an, die Mitschuldigen des Verlarvten und des Mannes mit dem braunen Mantel seien verhaftet; – nehmen Sie an, – man muß in der Zeit, in der wir leben, Alles annehmen, – nehmen Sie an, sie seien zum Tode verurtheilt . . .ei! mein Gott! man hat wohl Besenval und Augeard freigesprochen, – Sie sehen, daß man Alles annehmen kann; nehmen Sie an, – werden Sie nicht ungeduldig: von Annahmen zu Annahmen kommen wir zu einer Thatsache; – nehmen Sie an, Sie seien einer von diesen Mitschuldigen; nehmen Sie an, Sie haben den Strick um den Hals, und man sage Ihnen, um aus Ihre Wehklagen zu antworten, – denn in einer solchen Lage, ei! mein Gott, so muthig er auch sein mag, lamentirt ein Mensch immer mehr oder weniger, nicht wahr?«
»Vollenden Sie, Herr Graf, ich bitte Sie inständig; mir ist schon, als ob ich erstickte.«
»Bei Gott! darüber darf man sich nicht wundern, ich nehme an, Sie haben den Strick um den Hals! . . .Nun wohl! nehmen Sie an, man sage zu Ihnen: »»Ah! armer Herr von Beausire, lieber Herr von Beausire, das ist Ihre Schuld!««
»Wie so?« rief Beausire.
»Gemach! Sie sehen wohl, daß wir von Annahmen zu Annahmen zu einer Wirklichkeit kommen, da Sie mir antworten, als ob Sie schon dabei wären.«
»Ich gestehe es.«
»»Wie so?«« würde Ihnen die Stimme antworten; »»weil Sie nicht nur dem unglücklichen Tode, der Sie in seinen Klauen hält, entgehen, sondern auch tausend Louis d’or verdienen konnten, mit denen Sie das Häuschen mit den grünen Hagebuchen gekauft haben würden, wo Sie in Gesellschaft von Mademoiselle Oliva und dem kleinen Toussaint von fünfhundert Louis d’or Rente leben sollten, die Sie sich von den zwölftausend Livres gegründet hätten, welche nicht aus den Ankauf des Hauses verwendet worden wären . . .leben, wie Sie sagten, als ein guter Landmann, mit Pantoffeln im Sommer und Holzschuhen im Winter an den Füßen, während wir, Sie besonders, statt dieses reizenden Horizonts vor den Augen den Grève-Platz haben, der mit zwei bis drei abscheulichen Galgen bepflanzt ist, von welchen der höchste die Arme nach Ihnen ausstreckt. Pfui! Herr von Beausire, welch eine häßliche Aussicht!««
»Aber wie hätte ich denn diesem unglücklichen Tode entgehen können? Wie hätte ich diese tausend Louis d’or verdienen können, welche meine Ruhe, die von Nicole und die von Toussaint sichern würden?«
»Würden Sie fragen, nicht wahr? »»Nichts wäre leichter gewesen,«« würde Ihnen die Stimme antworten; »»Sie hatten da, in Ihrer Nähe, nur zwei Schritte entfernt, den Grafen von Cagliostro.«« »»Ich kenne ihn,«« würden Sie bemerken; »»ein fremder Herr, der in Paris zu seinem Vergnügen wohnt und sich zum Sterben langweilt, wenn es ihm an Neuigkeiten fehlt.«« »»So ist es. Nun, Sie brauchten ihn nur auszusuchen und zu ihm zu sagen: – Herr Graf —«
»Aber ich wußte nicht, wo er wohnte,« rief Beausire; »ich wußte nicht, daß er in Paris war; ich wußte nicht einmal, daß er noch lebte!«
»»Deshalb, mein lieber Herr von Beausire,«« würde Ihnen die Stimme antworten, »»deshalb hat er auch Sie aufgesucht, und von dem Augenblicke an, wo er Sie ausgesucht, das müssen Sie zugestehen, haben Sie keine Entschuldigung mehr. Nun also! Sie hatten nur zu ihm zu sagen: – Herr Graf, ich weiß, wie lüstern Sie nach Neuigkeiten sind; ich habe, und zwar ganz frische. Monsieur, der Bruder des Königs, conspirirt – ., . Bah? . . .– Ja, mit dem Marquis von Favras . . .– Nicht möglich! . . .– Doch; ich spreche wohlunterrichtet hiervon, da ich einer der Agenten von Herrn von Favras bin – . . .– Wahrhaftig? Und was ist der Zweck des Complots? – Den König zu entführen und nach Peronne zu bringen. Nun wohl, Herr Graf, um Sie zu zerstreuen, will ich, Tag für Tag, Stunde für Stunde, wenn Sie es wünschen, Minute für Minute, wenn es sein muß, Ihnen sagen, wie die Sache steht. – »»Dann, mein lieber Freund, hätte der Graf, der ein freigebiger Herr ist, Ihnen geantwortet: – Wollen Sie das wirklich thun, Herr von Beausire? – Ja. – Wohl, da jede Mühe ihren Lohn verdient, wenn Sie das gegebene Wort halten, so habe ich dort in einer Ecke vier und zwanzig tausend Livres, die ich für eine gute Handlung verwenden wollte; bei meiner Treue, ich werde sie für diese Laune hingeben, und am Tage, wo der König entführt oder Herr von Favras verhaftet ist, suchen Sie mich auf und bei meinem Ehrenworte, die vier und zwanzig tausend Livres sollen Ihnen eingehändigt werden, wie ich Ihnen diese zehn Louisd’or einhändige, nicht als Vorschuß, nicht als Darlehn, sondern als ein einfaches Geschenk.««
Und bei diesen Worten zog der Graf von Cagliostro, wie ein Schauspieler, der mit den Requisiten probirt, aus seiner Tasche die gewichtige Börse, steckte den Zeigefinger und den Daumen hinein und kniff mit einer Geschicklichkeit, welche von seiner Gewohnheit in dieser Art von Uebungen zeugte, gerade zehn Louis d’or, nicht mehr, nicht weniger, heraus, während seinerseits Beausire, man muß ihm diese Gerechtigkeit widerfahren lassen, die Hand ausstreckte, um das Gold in Empfang zu nehmen.
Cagliostro schob sachte diese Hand zurück und sagte:
»Verzeihen Sie, Herr von Beausire, wir machten, glaube ich, Annahmen?«
»Ja,« erwiederte Beausire, dessen Augen wie glühende Kohlen glänzten; »doch äußerten Sie nicht, von Annahmen zu Annahmen werden wir zur Thatsache kommen?«
»Sind wir dahin gekommen?«
Beausire zögerte einen Augenblick.
Bemerken wir sogleich, daß es nicht die Redlichkeit, nicht die Treue für das gegebene Wort, nicht das erregte Gewissen war, was dieses Zögern verursachte. Wollten wir dies behaupten, so kennen doch unsere Leser Herrn von Beausire zu gut, um uns nicht Lügen zu strafen.
Nein, es war einfach die Furcht, der Graf werde sein Versprechen nicht halten.
»Mein lieber Herr von Beausire,« sagte Cagliostro, »ich sehe wohl, was in Ihnen vorgeht!«
»Ja,« erwiederte Beausire, »Sie haben Recht, Herr Graf, ich zögere, zum Verräther an dem Vertrauen zu werden, das ein wackerer Mann in mich gesetzt hat,«
Und er schlug die Augen zum Himmel aus und schüttelte den Kopf wie Einer, der sich sagt: »Ach! das ist sehr hart!«
»Nein, das ist es nicht,« entgegnete Cagliostro, »und Sie sind mir ein neuer Beweis für die Wahrheit jenes Wortes des Weisen: »»Der Mensch kennt sich selbst nicht.««
»Und was ist es denn?« fragte Beausire, ein wenig verblüfft durch die Leichtigkeit, mit der der Graf in der tiefsten Tiefe des Herzens las.
»Sie befürchten, nachdem ich Ihnen die tausend Louis d’or versprochen habe, werde ich Ihnen dieselben nicht geben.«
»Ah!