Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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des Tags oder der Nacht es auch sein mag? Sie werden mir das nicht glauben machen, ein Braver wie Sie, der mit dem Degen an der Flanke umhergeht! Kommen Sie übrigens auf diese Seite des Gitters, mein lieber Herr von Beausire, und Sie können ruhig sein, denn Sie treffen Niemand als mich.«

      Beausire entsprach der Einladung, und das Schloß, das geknirscht hatte, um die Thüre vor ihm zu öffnen, knirschte, um die Thüre hinter ihm zu schließen.

      »Nun, mein lieber Herr,« sagte Cagliostro, »folgen Sie diesem Fußpfade, und zwanzig Schritte von hier werden wir einen halb zertrümmerten Altar finden, auf dessen Stufen wir trefflich von unsern kleinen Angelegenheiten plaudern können.«

      Beausire schickte sich an, Cagliostro zu folgen. Doch nach einem Augenblick des Zögerns sagte er:

      »Wo des Teufels sehen Sie denn einen Weg? Ich sehe nichts als Brombeerstauden, deren Dornen mir die Knöchel zerreißen, und Graf, das mir bis an die Kniee reicht.«

      »Dieser Friedhof ist allerdings einer von den am schlechtesten unterhaltenen, die ich kenne, doch darüber darf man sich nicht wundern. Sie wissen, daß man hier nur Verurtheilte, welche auf der Grève hingerichtet morden sind, begräbt, und für diese armen Teufel macht man nicht viel Umstände. Wir haben indessen hier wahre Berühmtheiten, mein lieber Herr von Beausire. Wenn es Tag wäre, so würde ich Ihnen den Platz zeigen, wo Bouteville von Montmorency begraben liegt, der enthauptet worden ist, weil er sich geschlagen; der Chevalier von Rohan enthauptet, weil er gegen die Regierung conspirirt hatte; der Graf von Horn gerädert, weil er einen Juden ermordet; Damiens geviertheilt, weil er Ludwig XV. zu ermorden versucht hat? was weiß ich? Oh! Sie haben Unrecht, über diesen Friedhof zu fluchen, Herr von Beausire; er ist zwar schlecht unterhalten, aber gut bewohnt.«

      Beausire folgte Cagliostro, wobei er seinen Gang so regelmäßig nach dem des Letzteren richtete, als dies ein Soldat des zweiten Gliedes nach seinem Vordermanne zu thun pflegt.

      »Ah!« sagte Cagliostro, welcher plötzlich stehen blieb, so daß Beausire, der auf diesen raschen Halt nicht gefaßt war, ihm mit dem Bauche auf den Rücken stieß, »sehen Sie, hier ist etwas ganz Frisches; es ist das Grab Ihres Standesgenossen Fleur d’Epine, eines der Mörder des Bäckers François, der vor acht Tagen in Folge eines Spruches des Chatelet aufgehängt worden ist. Das muß Sie interessiren, Herr von Beausire; er war wie Sie ein ehemaliger Gefreiter, ein falscher Sergent und ein ächter Werber.«

      Die Zähne von Beausire klapperten buchstäblich; es kam ihm vor, als wären diese Brombeerstauden ebenso viele Hände, welche aus der Erde hervorkämen, um ihn krampfhaft an den Beinen zu ziehen und ihm begreiflich zu machen, das Schicksal habe hier den Platz bezeichnet, wo er den ewigen Schlaf schlafen sollte.

      »Ah!« sagte Cagliostro, indem er endlich an einer Art von Ruine stehen blieb, »wir sind an Ort und Stelle.«

      Und er setzte sich auf eines der Trümmer und bezeichnete mit dem Finger Beausire einen Stein, welcher unmittelbar neben den andern gelegt zu sein schien, um Cäsar die Mühe zu ersparen, seinen Sitz dem von Augustus näher zu rücken.

      Es war Zeit; die Beine des ehemaligen Gefreiten baumelten dergestalt, daß er auf die Steine mehr fiel, als sich setzte.

      »Sprechen Sie nun, da wir hier ganz nach unserer Bequemlichkeit zum Plaudern sind, lieber Herr von Beausire,« sagte Cagliostro; »was ist heute Abend unter den Arcaden der Place Royal vorgefallen? Die Sitzung mußte interessant sein.«

      »Bei meiner Treue!’ erwiederte Beausire, »ich gestehe Ihnen, Herr Graf, mein Kopf ist in diesem Augenblick ein wenig verwirrt, und wahrhaftig, ich glaube, wir würden Beide dabei gewinnen, wenn Sie mich befragten.«

      »Wohl, es sey! Ich bin ein guter Fürst, und wenn ich zu dem gelange, was ich wissen will, so ist mir wenig an der Form gelegen. Wie viel waren es unter den Arcaden der Place Royale?«

      »Sechs, mich darunter begriffen.«

      »Sechs, Sie mitgerechnet, lieber Herr von Beausire. Wir wollen sehen, ob dies wirklich die Männer sind, wie ich denke? Erstens Sie, das unterliegt keinem Zweifel.«

      Beausire stieß einen Seufzer aus, welcher bezeichnete, die Möglichkeit eines Zweifels wäre ihm lieber gewesen.

      »Sie erweisen mir große Ehre, daß Sie mit mir ansangen, während so hohe Personen neben mir sind,« sprach er.

      »Mein Lieber, ich befolge die Lehren des Evangeliums; sagt nicht das Evangelium: »»Die Ersten werden die Letzten seyn?«« Wenn die Ersten die Letzten seyn sollen, so werden die Letzten natürlich die Ersten sein; ich verfahre also, wie ich Ihnen bemerkte, nach dem Evangelium. Erstens waren Sie da, nicht wahr?«

      »Ja.«

      »Dann Ihr Freund Tourcaty, nicht wahr? ein ehemaliger Werber-Officier, der es übernimmt, die Legion von Brabant auf die Beine zu bringen?«

      »Ja,« erwiederte Beausire, »Tourcaty war auch da.«

      »Sodann ein guter Royalist Namens Marquié, früher Sergent bei den Gardes Françaises?«

      »Ja, Herr Graf, Marquié.«

      »Ferner Herr von Favras?«

      »Ja, Herr von Favras.«

      »Hernach der Verlarvte?«

      »Hernach der Verlarvte.«

      »Können Sie mir einige Auskunft über diesen Verlarvten geben, Herr von Beausire?«

      Beausire schaute Cagliostro so starr an, daß sich seine Augen in der Finsterniß zu entzünden schienen.

      »Aber,« sagte er, »ist nicht?  . . .«

      Und er hielt inne, als hätte er weiter gehend eine Ruchlosigkeit zu begehen befürchtet.

      »Ist nicht was?« fragte Cagliostro.

      »Ist nicht?  . . .«

      »Ah! mir scheint, Sie haben einen Knoten an der Zunge, mein lieber Herr von Beausire; da müssen Sie sich in Acht nehmen. Die Knoten an der Zunge führen oft die Knoten am Halse herbei, und diese sind ganz besonders gefährlich.«

      »Aber,« versetzte Beausire in seiner Verschanzung bedrängt, »ist es nicht Monsieur?«

      »Was für ein Monsieur?« fragte Cagliostro.

      »Monsieur, der Bruder des Königs.«

      »Ah! mein lieber Herr von Beausire, wenn der Marquis von Favras, der ein Interesse hat, glauben zu machen, er berühre die Hand eines Prinzen von Geblüt, sagt, der Verlarvte sei Monsieur, so begreift sich das: wer nicht zu lügen weiß, weiß nicht zu conspiriren; aber daß Sie und Ihr Freund Tourcaty, zwei Werber, welche gewohnt sind, das Maß ihres Nebenmenschen nach Außen, Zollen und Linien zu nehmen, sich aus diese Art täuschen lassen, ist nicht wahrscheinlich.«

      »In der That,« versetzte Beausire.

      »Monsieur hat 5 Fuß, 3 Zoll, 7 Linien,« sagte Cagliostro, »und der Verlarvte hat beinahe 5 Fuß, 5 Zoll.«

      »Das ist wahr,« erwiederte Beausire, »und ich habe schon hieran gedacht; aber wenn es nicht Monsieur ist, wer kann es denn seyn?«

      »Ah! bei Gott! ich wäre glücklich und stolz, mein lieber Herr von Beausire, wenn ich Sie über etwas zu belehren hätte, indeß ich etwas von Ihnen zu erfahren glaubte.«

      »Also,«

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