Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 94
Ludwig XVI. schaute den Gesellen an, unterdrückte einen halb spöttischen, halb schwermüthigen Seufzer und erwiederte:
»Ja, allerdings, es fehlt nicht an Schlossern in Frankreich, doch es gibt keine Schlosser, wie Du einer bist.«
»Das sagte ich dem Meister auch, Sire, als ich in Ihrem Auftrage zu ihm kam,« sprach der Geselle; »ich sagte ihm: »»Bei meiner Treue, der König ist gerade beschäftigt, ein Geheimschloß zu verfertigen; er bedurfte eines Gehilfen; man sprach von mir, er nahm mich zu sich, viel Ehre für mich! . . .Doch es ist eine feine Arbeit, die der König macht. Das war gut beim Schloß, so lange es nur den Kasten, das Schloßblech und den Sperriegel betraf; als es sich aber um den Schloßriegel handelte, da kam der Arbeiter in Verlegenheit.««
»Ich glaube es wohl,« sagte Gamain, »der Riegel ist die Seele des Schlosses.«
»Und das Meisterwerk der Schlosserkunst, wenn er gut gemacht ist,« versetzte der Geselle, »doch es ist ein Unterschied unter den Riegeln . . .es gibt stehende Riegel, Riegel mit Ziehstange, Riegel mit Getriebe . . .Kur; wir geriethen in Verlegenheit und blieben am Ende stecken . . .«
»Es ist allerdings nicht Jedermann gegeben, sich aus einer solchen Schwierigkeit herauszuwickeln,« sagte Gamain.
»Ganz richtig . . .»»Nun darum,«« fuhr ich fort, »»darum bin ich zu Euch gekommen, Meister Gamain. So oft der König in Verlegenheit war, sagte er mit einem Seufzer: »Ah! wenn Gamain da wäre!« Da erwiederte ich: »Nun, Sire, lassen Sie ihm sagen, er soll kommen, Ihr großer Gamain, daß man ihn beim Geschäfte sieht!« Der König antwortete aber: »Das wäre vergeblich, mein armer Louis, Gamain hat mich vergessen!« »Eure Majestät vergessen! ein Mann, der die Ehre gehabt hat, mit ihr zu arbeiten, unmöglich!« Da sagte ich zum König: »Ich will ihn aufsuchen, diesen Meister, diesen Meister über Alle!« Der König erwiederte mir: »Gehe, doch Du wirst ihn nicht zurückbringen!« Ich aber versetzte: »Ich werde ihn zurückbringen!« und ich ging ab,«« Ah! Sire, ich wußte nicht, welche Arbeit ich übernommen, und mit was für einem Manne ich es zu thun hatte. Da ich als Geselle bei ihm erschien, so unterwarf er mich überdies einer Prüfung, daß es schlimmer war, als wenn ich in ein Codettenhaus hätte eintreten wollen . . .Gut, . . .ich war also bei ihm. Am andern Tag wagte ich es, ihm zu sagen, ich komme in Ihrem Auftrage. Diesmal glaubte ich, er werde mich vor die Thüre werfen: er nannte mich Spion, Mouchard. Ich mochte ihn immerhin versichern, ich sei von Ihnen abgesandt, – das half nichts. Erst als ich ihm gestand, wir Beide haben ein Werk angefangen, das wir nicht vollenden können, that er die Ohren auf; doch Alles dies bestimmte ihn nicht. Er sagte, das sei eine Falle, die ihm seine Feinde stellen. Gestern endlich, als ich ihm die zwanzig Louis d’or übergab, die mir Eure Majestät für ihn eingehändigt hatte, sprach er: »»Ah! Ah! in der That, das könnte wirklich vom König sein! . . .Nun! gut!«« fügte er bei, »»wir werden morgen gehen; wer nichts wagt, gewinnt nichts,«« Den ganzen Abend habe ich den Meister in dieser guten Stimmung erhalten und heute Morgen sagte ich: »»Wir müssen aber aufbrechen!«« Er machte wohl noch einige Schwierigkeiten, endlich jedoch entschloß er sich. Ich band ihm die Schürze um den Leib, ich gab ihm den Stock in die Hand und schob ihn hinaus; wir schlugen den Weg nach Paris ein, und hier sind wir!«
»Seid willkommen,« sprach der König, während er mit einem Blicke dem jungen Manne dankte, der eben so viel Mühe gehabt zu haben schien, um dem Inhalte und besonders der Form nach diese Erzählung zu machen, als Gamain gehabt hätte, um eine Rede von Bossuet oder Flechier zu machen; »und nun, Gamain, mein Freund, da Du Eile zu haben scheinst, laß uns keine Zeit verlieren.«
»Allerdings.« erwiederte der Schlosser; »auch habe ich Madame Gamain versprochen, beute Abend zurückzukommen . . .Lassen Sie sehen, wo ist denn das Schloß?«
Der König reichte dem Meister ein zu drei Vierteln vollendetes Schloß.
»Nun, was sagtest Du denn, es sei ein Benardeschloß?« sprach Gamain zum Lehrling! »ein Benardeschloß schließt sich auf beiden Seiten, Stümper! und dieses ist ein Kastenschloß! . . .Wir wollen ein wenig sehen . . .Das geht also nicht, wie? . . .Ei! mit Meister Gamain muß das wohl gehen!« fügte der Schlosser bei.
Und er versuchte es, den Schlüssel sich drehen zu machen.
»Ah! ja, ja,« sagte er.
»Du hast den Fehler gesunden, mein lieber Gamain?«
»Bei Gott!«
»Zeige mir das.«
»Das wird schnell geschehen sein, schauen Sie; der Bart beschreibt wohl die Hälfte seines Kreises, hier aber, da er nicht schräge gearbeitet ist, schlüpft er nicht allein durch, das ist die Sache . . .Da der Laus des Bartes sechs Linien beträgt, so muß die Schulterung eine Linie betragen.«
Ludwig XVI, und der Geselle schauten sich wie erstaunt über das Wissen von Gamain an.
»Ei! mein Gott,« sagte dieser, ermuthigt durch diese stillschweigende Bewunderung, »es ist doch ganz einfach, und ich begreife nicht, wie Sie das vergessen konnten! Sie müssen, seitdem Sie mich nicht mehr gesehen, an eine Menge von Albernheiten gedacht haben, und darüber haben Sie das Gedächtniß verloren. Sie haben drei Bärte, nicht wahr? einen großen und zwei kleine: einen von fünf Linien, zwei von zwei Linien?«
»Ja,« erwiederte der König, der mit einem gewissen Interesse der Auseinandersetzung von Gamain folgte.
»Nun, sobald der Schlüssel den großen Bart losgelassen, muß er den Riegel öffnen können, den er geschlossen hat, nicht wahr?«
»Ja,« sagte der König.
»Dann muß er in umgekehrter Richtung, das heißt, auf seinem Wege zurückkehrend, den zweiten Bart in dem Augenblicke, wo er den ersten losläßt, ergreifen können.«
»Ah! ja, ja!« rief der König.
»Ah! ja, ja,« wiederholte Gamain mit spottendem Tone. »Wie soll sich nun dieser arme Schlüssel benehmen, wenn der Zwischenraum zwischen dem großen Barte und dem kleinen Barte nicht gleich ist der Dicke des Kamms mit ein wenig Freiheit?«
»Ah! . . .«
»Ah!« wiederholte abermals Gamain. »Sie mögen immerhin König von Frankreich sein, Sie mögen immerhin sagen: »»Ich will!»« der kleine Bart sagt: »»Ich will nicht!«« und dann gute Nacht! Das ist gerade, wie wenn Sie sich mit der Nationalversammlung streiten, – die Nationalversammlung ist stärker.«
»Es gibt aber doch Mittel, nicht wahr, Meister?« fragte der König.
»Ei! es gibt immer Mittel. Man braucht nur den ersten Bart schräge zu schneiden, die Schulterung um eine Linie auszuhöhlen, den ersten Bart um vier Linien vom zweiten zu entfernen, und in der gleichen Entfernung den dritten Bart wiederherzustellen, – den, welcher am Riegelhaken anhält.«
»Aber,« bemerkte der König, »für alle diese Veränderungen ist wohl ein Tag Arbeit nöthig, mein lieber Gamalo?«
»Ja, ein Anderer würde wohl einen Tag brauchen, doch für Gamalo werden zwei Stunden genügen, nur muß man mich allein lassen und nicht durch Bemerkungen stören . . .Gamain hier . . .Gamain da . . . Man lasse mich also allein; die Schmiede scheint mir ziemlich gut mit Handwerkszeug