Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Der König sprach seine letzten Worte mit einem so festen Tone, daß der Graf es nicht einmal wagte, diese Entscheidung zu bekämpfen.
»Der König hat sich also entschieden? . . .« fragte er.
»Für die Straße nach Chalons durch Varennes, mit Vermeidung von Verdun. Was die Regimenter betrifft, so sollen sie in den zwischen Montmédy und Chalons liegenden Dörfern echelonnirt werden; ich würde sogar nichts Ungeeignetes darin sehen, wenn mich das erste Detachement in letzterer Stadt erwartete,« fügte der König bei.
»Sire, wenn wir so weit sind, wird es ein Punkt der Erörterung sein, bis zu welcher Stadt sich diese Regimenter wagen sollen; nur ist dem König nicht unbekannt, daß es in Varennes keine Pferdepost gibt.«
»Es freut mich, Sie so wohl unterrichtet zu sehen, Herr Graf,« sagte der König lachend: »das beweist, daß Sie mit allem Ernste an unserem Plane gearbeitet haben; doch seien Sie hierüber ruhig, wir werden Mittel finden, Pferde diesseits und jenseits der Stadt bereit halten zu lassen; unser Ingenieur wird uns sagen, wo dies am Besten geschehen kann.«
»Und nun, Sire,« sprach der junge Graf, »ermächtigt mich nun, da beinahe Alles festgestellt ist, Eure Majestät, ihr im Namen meines Vaters ein paar Zeilen eines italienischen Schriftstellers zu citiren, die ihm so sehr der Lage, in welcher sich der König befindet, zu entsprechen schienen, daß er mir befahl, sie auswendig zu lernen, damit ich sie dem König sagen könnte.«
»Sprechen Sie, mein Herr.«
»Sie lauten: »»Der Verzug ist immer nachtheilig, und bei allen Dingen, die man unternimmt, gibt es nie völlig günstige Umstände; so daß derjenige, welcher wartet, bis er eine vollkommene Gelegenheit trifft, nie eine Sache unternehmen oder, wenn er sie unternimmt, häufig schlecht davon kommen wird.«« Es ist der Autor, welcher so spricht, Sire.«
»Ja, mein Herr, und dieser Autor ist Macchiavelli, Glauben Sie mir, ich werde den Rath des Gesandten der herrlichen Republik berücksichtigen . . .Doch stille! . . .ich höre Tritte aus der Treppe . . .Gamain kommt herab; gehen wir ihm entgegen, damit er nicht sieht, wir haben uns mit etwas Anderem beschäftigt, als mit dem Schranke.«
Bei diesen Worten öffnete der König die Thüre der Geheimtreppe.
Es war Zeit, der Schlossermeister stand, mit seinem Schlosse in der Hand, auf der letzten Stufe.
XXXIX
Wo bewiesen ist, daß es wirklich einen Gott für die Trunkenen gibt
An demselben Tage, gegen acht Uhr Abends, kam ein als Arbeiter gekleideter Mann, der vorsichtig die Hand auf die Tasche seines Wammses drückte, als enthielte an diesem Abend seine Tasche eine bedeutendere Summe, als die Tasche eines Arbeiters gewöhnlich enthält, kam ein Mann, sagen wir, aus den Tuilerien über den Pont Tournant, wandte sich links und folgte von einem Ende zum andern der großen Allee, welche aus der Seite der Seine diesen Theil der Champs-Elysées verlängert, den man früher den Port au Marbre oder Port aux Pierres nannte und heute den Cours-la-Reine nennt.
Am äußersten Ende dieser Allee befand er sich aus dem Quai de la Savonnerie.
Der Quai de la Savonnerie war zu jener Zeit sehr heiter am Tage und sehr erleuchtet am Abend durch eine Menge kleiner Schenken, wo am Sonntag die guten Bürger den flüssigen und festen Proviant kauften, den sie auf Schiffen, welche sie um zwei Sous für die Person mietheten, mit sich nahmen, um den Tag aus der Schwaneninsel zuzubringen; eine Insel, auf der sie, ohne diese Vorsicht, Hungers zu sterben Gefahr gelaufen wären, und zwar an gewöhnlichen Wochentagen, weil sie völlig verödet, und an Sonntagen, weil sie zu sehr bevölkert war.
Bei der ersten Schenke, die er an seinem Wege traf, schien der als Arbeiter gekleidete Mann einen heftigen Kampf mit sich selbst zu entspinnen, – einen Kampf, aus dem er siegreich hervorging: ob er nämlich in die Schenke eintreten oder nicht eintreten sollte.
Er trat nicht ein und ging weiter.
Bei der zweiten erneuerte sich dieselbe Versuchung, und diesmal konnte ein zweiter Mann, der ihm wie ein Schatten, ohne daß er es bemerkte, seit einiger Zeit folgte, glauben, er werde nachgeben, denn, von der geraden Linie abgehend, neigte er sich so sehr vor dieser Beikirche des Bacchus-Tempels, wie man damals sagte, daß er ihre Schwelle berührte.
Nichtsdestoweniger siegte auch diesmal die Mäßigkeit, und es ist wahrscheinlich, daß er, würde sich nicht eine dritte Schenke auf seinem Wege gesunden haben und er hätte zurückkehren müssen, um den Eid zu brechen, den er sich selbst geschworen zu haben schien, seine Wanderung fortgesetzt hätte, – nicht nüchtern, denn der Reisende halte wohl schon eine redliche Dosis von der Flüssigkeit, die des Menschen Herz erfreut, zu sich genommen, – aber in einem Zustande der Selbstbeherrschung, der seinem Kopfe erlaubte, seine Beine in einer hinreichend geraden Linie aus dem Wege zu führen, den er zu machen hatte.
Unglücklicher Weise gab es nicht nur eine dritte, sondern auch eine vierte, eine fünfte, eine zehnte, eine zwanzigste Schenke aus diesem Wege; eine Folge hiervon war, daß, da sich die Versuchungen zu oft wiederholten, die Widerstandskraft sich nicht im Einklange fand mit der Versuchungskraft und der dritten Probe unterlag.
Es ist nicht zu leugnen, daß durch eine Art von Transaction mit sich selbst der Arbeiter, der so glücklich den Dämon des Weines bekämpft hatte, als er in die Schenke eintrat, vor dem Schanktisch stehen blieb und nur einen Schoppen verlangte.
Der Dämon des Weins, gegen den er stritt, schien indessen siegreich durch den Unbekannten vertreten zu sein, der ihm in einiger Entfernung folgte, wobei er bemüht war, in der Dunkelheit zu bleiben, ohne jedoch den Ersten aus den Augen zu verlieren.
Ohne Zweifel, um diese Perspective zu genießen, die ihm angenehm zu sein schien, setzte er sich aus die Brustmauer gerade der Thüre der Schenke gegenüber, wo der Arbeiter seinen Schoppen trank, und begab er sich wieder auf den Weg, fünf Secunden, nachdem dieser sein Glas geleert hatte und über die Schwelle getreten war, um weiter zu gehen.
Doch wer kann sagen, wo die Lippen stille stehen werden, welche sich einmal am unseligen Becher der Trunkenheit befeuchtet und mit dem den Trunkenen eigenthümlichen, mit Befriedigung gemischten Erstaunen wahrgenommen haben, daß nichts so sehr Durst erregt, als das Trinken? Kaum hatte der Arbeiter hundert Schritte gemacht, da war sein Durst so mächtig, daß er abermals anhalten mußte, um ihn zu löschen; nur sah er diesmal ein, daß ein Schoppen zu wenig war, und verlangte eine halbe Flasche.
Der Schatten, der an ihn festgebunden zu sein schien, war wohl nicht unzufrieden mit dem wiederholten Verzuge, den das Bedürfniß, sich zu erfrischen, in die Vollendung seines Weges brachte. Er blieb an der Ecke der Schenke stehen, und obgleich der Trinker sich gesetzt hatte, um es sich bequemer zu machen, und eine Viertelstunde brauchte, um seine halbe Flasche Wein zu schlürfen, gab der Schatten doch kein Zeichen von Ungeduld von sich und folgte ihm nur wieder in dem Augenblick, wo er herauskam, mit demselben Schritte, den er bis zum Eingang gemacht hatte.
Nach hundert weiteren Schritten wurde diese Langmuth auf eine neue und gestellt; der Arbeiter machte einen dritten Halt, und diesmal, da sein Durst immer mehr zunahm, verlangte er eine ganze Flasche.
Das war abermals eine halbe Stunde des Wartens für den geduldigen Argus, der sich an seine Ferse angehängt hatte.
Diese nach und nach verlorenen fünf Minuten, fünfzehn Minuten, dreißig Minuten erregten ohne Zweifel Gewissensbisse im Herzen des Trinkers; denn da er, wie es schien, nicht mehr anhalten wollte, während