Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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die andern mit ihren Beinen gethan hatten, was sie thun konnten, fing der Fremde damit an, daß er sich seiner Zusage entledigte, indem er ein Vierundzwanzig-Sous-Stück als Trinkgeld den sechs Livres beifügte, die er schon als Bezahlung gegeben hatte.

      Dann, als er Meister Gamain, den Kopf an das Täfelwerk angelehnt, mit einem Tische vor seiner Person, viereckig auf einem Stuhle sitzen sah, ließ er schleunig durch den Wirth zwei Flaschen Wein und eine Caraffe Wasser bringen und öffnete selbst das Fenster und die Läden, um die mephitische Luft zu verändern, die man im Innern der Schenke einathmete.

      Diese Maßregel wäre unter anderen Umständen gefährdend gewesen. Jeder Beobachter weiß in der That, daß nur die Leute von einer gewissen Welt das Bedürfniß haben, die Luft in dem Verhältniß einzuathmen, in welchem die Natur sie macht, das heißt, bestehend aus siebenundsiebenzig Theilen Sauerstoff, einundzwanzig Theilen Stickstoff und zwei Theilen Wasser, während die gemeinen Leute, an ihre verpesteten Wohnungen gewöhnt, sie ohne Schwierigkeit einathmen, so sehr sie auch mit Kohlenstoff und Stickstoff geschwängert sein mag.

      Zum Glück war Niemand da, um eine solche Bemerkung zu machen. Selbst der Wirth, nachdem er mit Eile die zwei Flaschen Wein und langsam die Caraffe Wasser gebracht, hatte sich ehrerbietig zurückgezogen und den Unbekannten unter vier Augen mit Meister Gamain gelassen.

      Der Erste war, wie wir gesehen, gleich Anfangs besorgt gewesen, frische Luft einzulassen; dann, ehe er noch das Fenster wieder geschlossen, halte er ein Flacon an die weit geöffneten, pfeifenden Nasenlöcher des Schlossermeisters gehalten, welcher sich dem ekelhaften Schlafe des Rausches überließ, der gewiß die Trunkenbolde von der Weinliebe heilen würde, wäre es durch ein Wunder der Allmacht den Berauschten nur ein einziges Mal gegeben, sich schlafen zu sehen.

      Als er den durchdringenden Geruch der im Flacon enthaltenen Flüssigkeit einathmete, riß Meister Gamain; die Augen weit auf und nieste sogleich ganz wüthend; dann murmelte er ein paar Sylben, welche ohne Zweifel unverständlich für jeden Andern, als den geübten Philologen, dem es, mit tiefer Aufmerksamkeit horchend, gelang, folgende Worte zu unterscheiden: »Der Unglückliche  . . .er hat mich vergiftet ., . vergiftet! ., .«

      Der Waffenschmied schien zu seiner Zufriedenheit zu erkennen, daß Meister Gamain immer noch von derselben Idee beherrscht wurde; er hielt den Flacon abermals an seine Nase, was, einige Kraft dem würdigen Sohne Noä verleihend, diesem gestattete, den Sinn seines Satzes dadurch zu vervollständigen, daß er den schon ausgesprochenen Worten drei weitere Worte beifügte, welche eine um so schrecklichere Anschuldigung enthielten, als diese zugleich einen Vertrauensmißbrauch und ein Vergessen des Herzens bezeichnete.

      »Einen Freund vergiften!  . . .einen Freund! . . .«

      »Das ist in der That entsetzlich,« bemerkte der Waffenschmied.

      »Entsetzlich!« stammelte Gamain.

      »Schändlich!« sagte Nr. l.

      »Schändlich!« wiederholte Nr. 2.

      »Zum Glück war ich da,« sprach der Waffenschmied, »ich, um Ihnen Gegengift zu geben.«

      »Ja, zum Glück!« murmelte Gamain.

      »Doch da eine erste Dosis nicht für eine solche Vergiftung genügt, so nehmen Sie noch dieses,« fuhr der Unbekannte fort.

      Und er goß in ein halbes Glas Wasser fünf bis sechs Tropfen von der im Flacon enthaltenen Flüssigkeit, was nichts Anderes war, als aufgelöster Ammoniak.

      Dann näherte er das Glas den Lippen von Gamain.

      »Ah! ah!« stammelte dieser, »das ist zu trinken durch den Mund; ich liebe das mehr, als durch die Nase!«

      Und er verschluckte gierig den Inhalt des Glases.

      Doch kaum war der Teufelstrank durch seinen Hals gelaufen, da riß er die Augen übermäßig weit aus und rief zwischen einem zweimaligen Niesen:

      »Ha! Schurke, was Hast Du mir da gegeben? Pfui! Pfui!l«

      »Mein Lieber,« erwiederte der Unbekannte, »ich habe Ihnen einen Trank gegeben, der Ihnen ganz einfach das Leben rettet.«

      »Ah!« versetzte Gamain, »wenn er mir das Leben rettet, so thaten Sie wohl daran, mir denselben zu geben; doch wenn Sie das einen Trank nennen, so haben Sie Unrecht.«

      Und er nieste abermals, zog den Mund zusammen und sperrte die Augen auf wie die Larve der alten Tragödie.

      Der Unbekannte benützte diesen Augenblick der Pantomime, um, nicht das Fenster, sondern die Läden zu schließen.

      Gamain hatte indessen nicht ohne Vortheil die Augen ein zweites oder drittes Mal geöffnet. Während dieser Bewegung, so krampfhaft sie war, schaute der Schlossermeister umher, und mit jenem Gefühle tiefer Dankbarkeit, das die Trunkenbolde für die Wände einer Schenke haben, erkannte er diese als ihm nichts weniger als fremd.

      Bei den häufigen Reisen, welche nach Paris zu machen ihn sein Geschäft veranlaßte, kam es in der That selten vor, daß er nicht in der Schenke des Pont de Sèvres einkehrte. Sein Einkehren konnte sogar aus einem gewissen Gesichtspunkte als eine Nothwendigkeit betrachtet werden, da die fragliche Schenke ungefähr die Hälfte des Weges bezeichnete.

      Dieses Erkennen brachte seine Wirkung hervor; es verlieh vor Allem ein großes Vertrauen dem Schlossermeister, indem es ihm bewies, daß er in befreundetem Lande war.

      »Ei! Ei!« sagte er, »gut! es scheint, ich habe schon die Hälfte des Weges zurückgelegt.«

      »Ja, mit meiner Hilfe,« versetzte der Waffenschmied.

      »Wie, mit Ihrer Hilfe?« stammelte Gamain, der seine Augen von den leblosen Gegenständen zu den lebendigen überlenkte; »mit Ihrer Hilfe? Wer sind Sie denn?«

      »Mein lieber Herr Gamain,« erwiederte der Unbekannte, »das ist eine Frage, welche mir beweist, daß Sie ein kurzes Gedächtniß haben.«

      Gamain schaute den Sprechenden aufmerksamer als das erste Mal an und sagte:

      »Warten Sie doch, warten Sie doch; mir scheint wirklich, ich habe Sie schon gesehen.«

      »Ah! wahrhaftig? Das ist ein Glück!«

      »Ja, ja, ja; aber wann und wo? das ist die Sache!«

      »Wo dies? Wenn Sie umherschauen, werden vielleicht die Gegenstände, die Sie erblicken, ein wenig Ihre Erinnerungen unterstützen  . . .Wann? das ist etwas Anderes; wir werden vielleicht genöthigt sein, Ihnen eine neue Dosis Gegengift zu geben, damit Sie dies sagen können.«

      »Nein, ich danke,« erwiederte Gamain, während er den Arm ausstreckte; »ich habe genug von Ihrem Gegengifte, und da ich beinahe gerettet bin, so werde ich hierbei stehen bleiben  . . .Wo habe ich Sie gesehen  . . .wo habe ich Sie gesehen? Nun, hier.«

      »Ja wohl!«

      »Wann ich Sie gesehen habe? warten Sie doch! an dem Tage, wo ich von Paris von einer  . . .geheimen Arbeit zurückkam  . . .Es scheint,« fügte Gamain lachend bei, »ich bin offenbar der Unternehmer von solchen Arbeiten.«

      »Sehr gut. Und nun, wer bin ich?«

      »Wer Sie sind? Sie sind ein Mann, der, mir zu trinken bezahlt hat, folglich ein wackerer Mann; schlagen Sie ein!«

      »Mit um so viel mehr Vergnügen,« erwiederte der Unbekannte, »als der Schlossermeister

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