Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
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Er war da, wo er sein sollte; nirgends wäre er besser gewesen, der Platz, den er am Rande des Feldes einnahm, den Kopf im Getreide, die Füße gegen die Straße hin abhängend, beim Mondscheine in einer schönen Sommernacht; dieser Platz war der welchen fünf Jahre vorher die Kleine einnahm, die auf eine zauberhafte Art das dürftige Haus des Faubourg Saint-Jacques verwandelt und, eine unschuldige Medea, unsern Helden verjüngt hatte; es war der Jahrestag ihres Zusammentreffens mit Justin, und er dankte in diesem Augenblick Gott für den wunderbaren Schatz, den er ihm geschickt.
Man war im Monat Juni des Jahres 1826; das Mädchen war eine große, schlanke Jungfrau geworden.
Das Kind hatte sein fünfzehntes Jahr erreicht.
Es war eine schöne Undine, denen ähnlich, welche sich in den Bächen spiegeln, deren leichte Cascaden vom Taunus herabfallen und sich in den Rhein werfen. Sie hatte lange Haare, blond wie das Gold der Aehren, Augen azurblau wie die Kornblumen, unter denen man sie liegend gefunden, Wangen roth wie die beim jungfräulichen Athem, der ihrem Munde entströmte, über ihrem Kopfe zitternden Klapperrosen.
Man hätte glauben sollen, sie sei aus allen Blumen der Felder gemacht, wo sie fünf Jahre vorher die Nacht zugebracht; es war ein lebendiger Blumenstrauß, rosig und frisch.
Justin seinerseits war fast schön geworden; wir sagten schön,er habe wenig hierfür zu thun gehabt; er brauchte nur denselben Weg zu gehen wie das Glück.
Das Bewußtsein seiner Glückseligkeit benahm seinem traurigen Gesichte die finstere Miene, die man sonst gewöhnlich an ihm fand, und sein Antlitz hatte nichts mehr von seiner Physiognomie der Unglückstage behalten, als seine Sanftheit und seine Würde.
Er hatte sich eines Tags im Spiegel betrachtet und nicht wiedererkannt; er war roth geworden, da er sich schön gefunden, und seit dieser Zeit, denn er begriff, daß er schön wurde, weil Man schön war, hatte er eine Sorgfalt auf seine Person verwendet, die ihm bis dahin fremd gewesen.
Und man mußte sich auch verschönern nur bei der Berührung dieses anbetungswürdigen Geschöpfes.
Gingen sie mit einander auf der Ebene von Montrouge, spazieren, so war es ein herrliches Paar: er blond, sie blond; sie rosenfarbig, er weiß; der Arm des Mädchens wie eine Liane um den Arm des jungen Mannes geschlungen, ihr Kopf beinahe seine Schulter berührend, als hätte sie sich eine Stütze daraus machen wollen, das war eine köstliche Harmonie, ein reizendes Duo!
Man sah sie vorübergehen, – die guten Herzen, wohl verstanden, – mit dem innigen Vergnügen, das man empfindet, wenn man mit dem Blicke berühmten oder glücklichen Leuten folgt; diejenigen. welche sie für den Bruder und die Schwester hielten, bewunderten sie; diejenigen, welche sie für Brautleute hielten, beneideten sie.
Sie sahen Beide so gut, so freudig, so jung aus! Justin, seitdem er glücklich war, schien kaum fünfundzwanzig Jahre alt zu sein; seine Jugend, die er so wenig benützt, so schlecht genossen, kehrte in dem Alter, wo er sie verlassen, das heißt, beinahe im Kindesalter, zu ihm zurück. Alle kleine Knaben liefen auf Mina zu, alle kleine Mädchen liefen auf Justin zu, alle arme Leute streckten ohne Unterschied gegen den Einen oder die Andere die Hand aus.
Wir habest in allen Einzelheiten erzählt, wie Mina vom Kinde Mädchen gewordene wie Justin von unglücklich wieder glücklich geworden; folgen wir Beiden in ihrem neuen Leben.
Die Erziehung des Kindes ist gemacht: Musik, Zeichnen, Geschichte, alte Literatur, neue Literatur, man hat sie Alles gelehrt; sie hat Alles behalten. Es ist eine junge Person voll Distinction, deren moralischer Sinn herangewachsen ist in der fruchtbaren Erde, die man die Familie nennt; ihre Neigungen sind einfach wie ihre Kleider; ihr Sonntagskleid ist das Symbol ihrer Seele: sie hat die unbefleckte Weiße davon, und bis jetzt verschlossen für die Begierden, wie der Kelch einer Blume, wartet sie um sich zu öffnen, auf die Sonne der Mädchen, die man die Liebe nennt.
Es war eine keusche Seele in einem jungfräulichen Körper.
Im Herzen von Justin hat sich, wie in einer guten Erde, die man noch nie besser, eine junge und kräftige Liebe, welche ihre Aeste schon bis zum Himmel erhebt, erschlossen.
Wie bemerkte Justin, daß er verliebt war?
Durch ein Leiden, – ein Leiden, das um so schärfer, als er des Leidens entwöhnt.
Der Donnerstag des Fronleichnamsfestes war verlaufen. Zu jener Zeit. wo die Menschen Gott noch ein Fest zu haben erlaubten, waren mehrere Straßen von Paris, besonders aber die der großen Vorstädte, mit Blumen bestreut und glichen unter den Füßen des Priesters, der das heilige Sacrament trug, ausgebreiteten Teppichen; dabei waren die Wände mit Tüchern oder Tapetenwerk behängt, der Weihrauch verbreitete seine Wohlgerüche. die Rosenblätter flogen mit vollen Händen ausgeworfen in der Luft, man läutete mit allen Glocken in den verschiedenen Kirchen. Es war ein entzückendes Schauspiel unter dem strahlenden Himmel, den Theorien der Griechen ähnlich, die Mädchen mit weißem Schleier, die der Procession der Geistlichkeit folgten, vorüberziehen zu sehen. Damals. wo die Regierung die Studenten nicht in die Provinzschulen gepfercht hatte, fanden sich noch aus den Dächern der Vorstädte, wie Schwalbennester, Schwärme von jungen Leuten, die sich aus den Fenstern ihrer Mansarden neigten, um die keusche weiße Herde defilieren zu sehen.
Mina gehörte zum Zuge; bei den Gittern des Val-de-Grace angelehnt, erwartete sie Justin im Vorübergehen.
Der Zug kam an
Justin entdeckte bald die Jungfrau, welche, wie die höchste und schönste Blume eines Straußes, mit dem Kopfe alle ihre Gefährtinnen beherrschte.
Er hatte keine andere Absicht, kein anderes Verlangen, als sie vorüberkommen zu sehen; doch er schlug, als wäre er verhängnisvoller Weise nach dieser Seite gezogen worden, die Augen auf und sah an einem Fenster einen jungen Mann, dessen glühende Augen über diesem ganzen Schwarme von Schwänen strahlten.
Schaute dieser junge Mann die Eine oder die Andere an? Justin schien es, er sei nur wegen Mina hierher gekommen und schaue nur Mina an. Eine Röthe . . . nein, eine Flamme stieg Justin zu Gesichte. Und von diesem Augenblick an sah der arme Schulmeister klar in seinem Innern.
Eine Schlange hatte ihm ins Herz gebissen; – besser noch: in das Herz seines Herzens, wie Hamlet sagt.
Er war eifersüchtig.
Justin verbarg sein Gesicht in seinen Händen, als hätte das Mädchen, an ihm vorbeiziehend und die Röthe seines Gesichtes wahrnehmend, die Ursache hiervon begreifen müssen.
Nach Hause zurückgekehrt, schloß er sich in sein Zimmer ein, und er blieb zwei ganze Stunden allein, um sich zu befragen.
Wenn nach diesen zwei Stunden die Liebe, die er für das Mädchen hegte, ihm noch nicht völlig geoffenbart war, wenn er noch zögerte, das Gefühl seines Herzens zu nennen, so sollte bald eine Revolution in ihm vorgehen, die ihm jeden Zweifel, benehmen mußte.
Am Abend, gegen zehn Uhr nachdem sie die letzten Geschäfte des Hauses besorgt, ging Mina, wie gewöhnlich, hinab, um Justin gute Nacht zu sagen, und ihm die Stirne zum brüderlichen Kusse zu reichen.
An diesem Abend, als Mina in das Zimmer eintrat, durchlief ein Schauer den jungen Mann vom Scheitel bis zu den Zehen, und eine Flamme zog über sein Gesicht, der ähnlich. welche über die Stirne von Mina an dem Tage lief, wo Justin sie mit dem Bogen in der Hand überraschte.