Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма

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Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма

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mit diesem Anzug wird sie mich nicht erkennen?«

      »Nein.«

      »Dann kleiden Sie mich sogleich an.«

      Und ohne eine Schwierigkeit zu machen, ließ sie sich ihr hübsches weißes Kleid, ihren Batistunterrock, ihre feinen Strümpfe und ihre zierlichen Schuhe ausziehen.

      Alles dies war übrigens mit Blut befleckt: man mußte es sogleich waschen, um nicht Verdacht bei den Nachbarn zu erregen.

      Das Mädchen zog die Kleider an, die ihm die Brocante gekauft hatte: eine demüthige Livree des Elends, ein offenbares Symbol des Lebens, das ihrer harrte.«

      Die Brocante wusch die Kleider des Kindes, ließ sie trocknen und verkaufte sie um dreißig Franken.

      Das war schon ein gutes Geschäft.

      Doch die alte Hexe hoffte eines Tags ein besseres dadurch zu machen, daß sie die Eltern des Kindes entdecken und es seiner Familie zurückgeben, oder vielmehr an seine Familie verkaufen würde.

      Denselben Widerwillen, den es dem Kinde bereitet Kleider geringerer Art zu tragen, offenbarte es, als es sich darum handelte, die Mahle der Familie zu theilen.

      Ein Ueberrest von Fleisch in einer Pfanne gewärmt, ein Stück schwarzes Brod beim Ausschuß gekauft oder in der Stadt erbettelt, das war die gewöhnliche Kost der, Brocante und ihres Sohnes.

      Babolin, der nie an einer andern Tafel, als an der seiner Mutter gespeist, hatte keine gastronomische Wünsche über seiner Lage.

      Nicht dasselbe war bei Rose-de-Noël der Fall.

      Ohne Zweifel war die Arme gewohnt, ausgesuchte Gerichte mit Silbergeschirr, von Tellern und Schüsseln von Porzellan zu essen, denn sie warf nur einen Blick auf das Frühstück von Babolin und Brocante und sagte:

      »Ich habe keinen Hunger.«

      Beim Mittagessen war es dasselbe.

      Die Brocante begriff, das elegante Kind würde eher vor Entkräftung sterben, als etwas von ihrer Küche anrühren.

      »Was brauchst Du denn? Fasanen mit Orangensauce oder getrüffelte Poularden?«

      »Ich verlange weder getrüffelte Ponlarden, noch Fasanen mit Orangensauce; aber ich möchte gern ein Stück Weißbrod haben, wie man es bei uns am Sonntag den Armen gab.«

      Die Brocante, so hart sie war, wurde gerührt von dieser so einfachen und zugleich so kläglichen Antwort; sie gab Babolin einen Sou und sagte:

      »Hole ein Brödchen beim Bäcker in der Rue Copeau.

      Babolin nahm den Sou, machte nur einen Satz die Treppe hinab, nur einen Sprung von der Rue Triperet zur Rue Copeau, kam nach fünf Minuten zurück und brachte ein Brödchen mit weißer Krume und goldener Kruste.

      Die arme Rose-de-Noël hatte großen Hungers sie verzehrte es bis auf das letzte Krümchen.

      »Nun, behagt Dir das besser?« fragte die Brocante.

      »Ja, Madame, und ich danke Ihnen,« erwiderte das Kind.

      Nie war es einem Menschen eingefallen, die Brocante Madame zu nennen.

      »Schöne Madame!« sagte sie. »Und nun, Fräulein Zierling, was wollen Sie zu Ihrem Nachtische?«

      »Ich möchte gern ein Glas Wasser haben,« erwiderte das Mädchen.

      »Gib den Krug,« sagte die Brocante zu ihrem Sohne.

      Babolin brachte einen ganz abgestoßenen Krug ohne Henkel und reichte ihn der Kleinen.

      »Sie trinken hieraus?« sagte sie mit sanfter Stimme zu Babolin.

      »Das heißt, die Mutter trinkt hieraus; ich stütze mir das Wasser in den Hals.«

      Und er hob den Krug einen halben Fuß über seinen Kopf, ließ einen Wasserstrahl herauslaufen, und empfing ihn in seinem Munde mit einer Geschicklichkeit, welche die Gewohnheit, die er in dieser Uebung hatte, beurkundete.

      »Ich werde nicht trinken, sagte das Kind.

      »Warum nicht?« fragte Babolin.

      »Weil ich nicht wie Sie zu trinken verstehe.«

      »Gut! Du siehst, daß das Fräulein ein Glas braucht,« sprach die Brocante, die Achseln zuckend.

      »Wenn das nicht zum Erbarmen ist!«

      »Ein Glas?« versetzte Babolin, es muß irgendwo eines sein.«

      Und nachdem er einen Augenblick gesucht, entdeckte er eines in einer Ecke.

      »Hier,« sagte er, indem er das Glas mit Wasser füllte und es dem Mädchen reichte, »trink!«

      »Nein,« erwiderte die Kleine, »ich werde nicht trinken.«

      »Und warum wirst Du nicht trinken?«

      »Weil ich keinen Durst habe.«

      »Doch, Du hast Durst, da Du so eben zu trinken verlangtest.«

      Das Mädchen schüttelte den Kopf.

      »Du siehst wohl, daß wir Lumpenpack sind,« sagte die Mutter, »und daß das Fräulein weder aus unsern Krügen, noch aus unsern Gläsern zu trinken vermöchte.«

      »Nein, wenn sie schmutzig sind,« sprach sanft und traurig das Mädchen; »und ich habe doch . . . ich habe sehr Durst,« fügte das Kind in Thränen zerfließend bei.

      Babolin eilte hinab, wie er es das erste Mal gethan, lief zum nächsten Brunnen, wusch das Glas drei oder viermal, und brachte es durchsichtig wie ein böhmischer Kristall und voll von einem frischen, klaren Wasser zurück.

      »Ich danke, Herr Babolin,« sagte die Kleine.

      Und sie leerte das Glas aus einen Zug.

      »Oh! Herr Babolin!« rief der Straßenjunge, indem er ein Rad schlug. »Sage doch, Mutter, wenn wir zu Croc-en-Jambe gehen, wird man ›Herr Babolin und Madame Brocante!»melden.«

      »Verzeihen Sie,« erwiderte die Kleine, »man hat mich Herr und Madame sagen gelehrt; »ich werde es nicht mehr sagen, wenn es nicht gut ist.«

      »Doch, mein Kind, doch, es ist gut»«, versetzte die Brocante, »unwillkürlich unterjocht durch diese Überlegenheit der Erziehung, über welche die Leute aus dem Volke zuweilen spotten, die aber immer ihre Wirkung auf sie hervorbringt.

      Am Abend, beim Schlafengehen, wiederholte sich die Scene vom vorhergehenden Tage.

      Die Mutter und der Sohn schliefen auf einer einzigen, mitten unter Lumpen, in eine Ecke der Stube geworfenen Matratze.

      Rose-de-Noël weigerte sich beharrlich, neben ihnen Platz zu nehmen.

      Auch in dieser Nacht schlief sie auf ihrem Stuhle.

      Am andern Tage machte die Brocante eine Anstrengung.

      Sie steckte in ihre Tasche die dreißig Franken, den Preis der Kleider des Kindes,

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