Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма

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Die Mohicaner von Paris - Александр Дюма

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Geschichte ist dies welche wir unsern Lesern so eben vor Augen gelegt haben.

      Die zwei jungen Leute hörten sie mit sehr verschiedenartigen Eindrücken an.

      Der Dichter war lebhaft bewegt bei gewissen Stellen: bei der Scene der Mutter, die ihren Sohn eher zum Unglück verdammt, als daß sie ihn eine zweifelhafte Handlung begehen läßt, traten ihm die Thränen in die Augen.

      Der Philosoph hörte sie von Anfang hie zum Ende mit einer scheinbaren Unempfindlichkeit an; nur bebte er beim Namen von Fräulein Susanne und Herrn Loredan von Valgeneuse; es war, als hörte er diese Namen nicht zum ersten Male aussprechen, und jeder von ihnen schien in moralischer Hinsicht auf ihn denselben Eindruck zu machen, den in physischer die Berührung eines harten Körpers bei einer schlecht geschlossenen Wunde macht.

      »Mein Herr,« sagte Jean Robert, »wir wären unwürdig, gehört zu haben, was Sie uns erzählt, versuchten wir es, einem Manne wie Ihnen Alltagströstungen zu geben . . . Hier sind unsere Adressen; bedürfen Sie je zweier Freunde, so bitten wir Sie, uns den Vorzug zu geben.«

      Und zugleich riß Jean Robert ein Blatt aus seinem Portefeuille, schrieb die zwei Namen und die zwei Adressen darauf und gab sie Justin.

      Dieser nahm sie und legte sie zwischen die Blätter seines Musikbuches.

      Hier war er sicher, sie alle Tage wiederzufinden.

      Dann reichte er seine beiden Hände den zwei jungen Leuten.

      In dem Augenblick, wo diese vier Hände sich drückten, klopfte man heftig an die Thüre.

      Wer konnte zu dieser Stunde klopfen? Justin war so losgetrennt von jedem niederen Interesse, als dem, welches sein Innersten erfüllte, daß es ihm nicht einmal einfiel, dieses so kräftige Klopfen könnte ihn betreffen.

      Er ließ die zwei jungen Leute hinnausgehen und indem sie hinausgingen, die Thüre dem nächtlichen oder vielmehr morgendlichen Besuche öffnen, denn die ersten Strahlen des Tages fingen an zu erscheinen.

      Derjenige, welcher an die Thüre klopfte, war ein Knabe von dreizehn bin vierzehn Jahren, mit blonden, rings um seinen Kopf gekräuselten Haaren, mit rosigen Wangen, mit leicht zerlumpten Kleidern.

      Ein echter Pariser Straßenjunge mit einer blauen Blouse, einer Mütze ohne Schild, mit niedergetretenen Schuhen.

      Er schaute empor, um zu sehen, wer die Thüre geöffnet.

      .

      »Ah! Sie sind es, Herr Salvator!« sagte er.

      »Was willst Du zu dieser Stande hier, Herr Babolin?· fragte der Commissionär, indem er den Straßenjungen freundschaftlich beim Kragen seiner Blouse nahm.

      »Ei! ich bringe Herrn Justin, dem Schulmeister einen Brief, den die Brocante heute Nacht, als sie ihre Runde machte, gefunden hat.«

      »Ah! was den Schulmeister betrifft,« sagte Salvator: »Du weist, daß Du mir bis zum 15. März lesen zu können versprochen hast?«

      »Nun! Nun! Nun! wir sind erst beim 7. Februar; es ist noch keine Zeit verloren.«

      »Du weißt, daß ich Dir, wenn Du am 15. nicht geläufig ließt, am 16. die Bücher wieder nehme, die ich Dir gegeben habe?«

      »Selbst die, wo Bilder darin sind? . . . Oh! Herr Salvator!«

      »Alle ohne Ausnahme.«

      »Nun, so sehen Sie, daß man lesen kann,« sagte der Knabe.

      Und er warf einen Blick auf die Adresse des Briefes und las:

      »An Herrn Justin, Faubourg Saint-Jacques, Nr. 20. »Einen Louis d’or Belohnung demjenigen, welcher ihm diesen Brief übergibt.

»Mina.«

      Die Adresse und der Beisatz waren mit Bleistift geschrieben.

      »Ueberbring es geschwinde, geschwinde, mein Kind!« sagte Salvator, während er Babolin gegen die Wohnung des Schulmeisters hinschob.

      Babolin eilte mit zwei Sprüngen über den Hof, trat ein und rief:

      »Herr Justin! Herr Justin! ein Brief von Medemoiselle Mina!«

      »Was machen wir?« fragte Jean Robert.

      »Bleiben wir,« antwortete Salvator; »es ist wahrscheinlich, daß dieser Brief ein neues Ereigniß mittheilt, bei welchem unser Beistand diesem wackern jungen Manne nützlich sein kann.

      Salvator hatte nicht vollendet, als Justin bleich wie ein Gespenst auf der Schwelle seiner Thüre erschien.

      »Sie sind noch da!« rief er, »Gott sei gelobt! . . . Lesen Sie, lesen Sie!«

      Und er reichte den zwei jungen Leuten den Brief:

      Salvator nahm ihn und las:

      »Man entführt mich mit Gewalt, man schleppt mich fort . . . ich weiß nicht wohin! Zu Hilfe, Justin rette mich, mein Bruder! oder räche mich, mein Gatte!

»Mina.«

      »Oh! meine Freunde!« rief Justin, indem er die Arme gegen die zwei jungen Leute ausstreckte, »die Vorsehung hat Sie hierher geführt!«

      »Nun,« sprach Salvator zu Jean Robert, »Sie verlangten Roman: ich hoffe, hier ist, mein Theurer!«

       XXX

      Zuerst das Dringendste

      Die drei jungen Leute schauten sich einen Augenblick an.

      Die erste Minute gehörte der Bestürzung; die zweite war bei Salvator besonders, eine Rückkehr zur Kaltblütigkeit.

      »Ruhe!« sagte er, »die Sache ist ernst, wir dürfen nicht als Kinder handeln.«

      »Aber man entführt sie!« rief Justin; »man entführt sie! sie ruft mich zu Hilfe! sie verlangt von mir daß ich sie räche!«

      »Ja, ganz richtig, und darum muß man wissen, wer sie entführt, und wohin man sie entführt.«

      »Oh! wie das wissen? mein Gott! mein Gott!«

      »Man erfährt Alles mit der Zeit und mit Geduld! Nicht wahr! Sie sind Ihrer Mina sicher?«

      »Wie meiner selbst.«

      »Nun, so seien Sie ruhig, Sie wird sich wehren. Suchen wir das Dringendste auf dem kürzesten Wege zu erreichen.«

      »Oh! Ja, erbarmen Sie sieh meiner . . . Ich werde wahnsinnig!«

      Die Resignation von Justin verschwand vor dem Gedanken, Mina sei in den Händen von irgend einem Räuber und könne einer physischen oder moralischen Gewalttat unterworfen werden.

      »Babolin ist da?« fragte Salvator.

      »Ja!«

      »Befragen wir ihn.«

      »Befragen wir ihn!« wiederholte Justin.

      »In der That,« sprach Jean Robert, »hiermit müssen wir anfangen.«

      »Man

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