La San Felice Band 12. Александр Дюма

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La San Felice Band 12 - Александр Дюма

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Recht zu sterben?« entgegnete Salvato in englischer Sprache, »jetzt, wo Du nicht mehr allein sterben würdest?«

      »O, mein Freund,« murmelte Luisa, indem sie ihr Gesicht an Salvatos Brust barg.

      In diesem Augenblick trat Giovannina ein und sagte mit dem Lächeln eines bösen Engels auf den Lippen:

      »Ein Brief von Signor André Backer an Signora.«

      Luisa zuckte zusammen, als ob sie Backer’s Geist hätte erscheinen sehen.

      Salvato betrachtete sie mit Erstaunen.

      Michele stand auf und wendete seine Blicke nach der Thür.

      An dieser stand der Cassirer Klagmann. Er war Luisa persönlich wohlbekannt, denn er war es, der ihr gewöhnlich die Zinsen von dem Gelde brachte, welches sie oder vielmehr der Chevalier bei dem Hause Backer angelegt hatte.

      Er war Ueberbringer nicht eines, sondern zweier Briefe an Luisa.

      Diese beiden Briefe sollten ohne Zweifel in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden, denn der Bote gab Luisa zuerst einen, indem er durch eine Geberde andeutete, daß er, wenn sie den ersten gelesen hätte, ihr dann auch den zweiten geben würde.

      Der erste war das an die Gläubiger des Hauses Backer gerichtete gedruckte Circulat.

      So wie Luisa die verhängnißvolle Schrift laut vorlas, ward ihre Stimme immer wankender und bei den Worten: »In Folge der Verurtheilung der beiden Chefs zum Tode« entfiel das Papier ihrer zitternden Hand und ihre Stimme erlosch.

      Michele hob das Papier auf, und während Luisa sich schluchzend an Salvatos Brust lehnte, der sie mit beiden Armen an sein Herz druckte, las er das Circular laut vollends zu Ende.

      Dann trat ein langes schmerzliches Schweigen ein.

      Dieses Schweigen ward zuerst wieder durch die Stimme des Boten unterbrochen, welcher sagte:

      »Signora, das Papier, welches man soeben gelesen, ist das an Alle gerichtete Circulat; überdies aber bin ich Überbringer eines Briefes von Signor André Backer. Dieser Brief ist an Sie persönlich adressiert und enthält seine letzten Absichten und Wünsche.«

      Salvato öffnete seine Arme, um Luisa die ihr angekündigte Art Testament lesen zu lassen.

      Sie streckte die Hand aus, empfing von Klagmann den Brief, anstatt aber diesen selbst zu entsiegeln, reichte sie ihn Salvato, indem sie zu ihm sagte:

      »Lies!«

      Die erste Bewegung, welche Salvato machte, war, daß er den Brief sanft zurückdrängte; Luisa aber bestand auf ihrem Wunsch, indem sie sagte:

      »Siehst Du nicht, mein Freund, daß ich völlig außer Stande bin, selbst zu lesen?«

      Salvato entsiegelte den Brief, und da er in der Nähe des Camines stand, auf welchem die Kerzen eines Candelabers brannten, so konnte er, indem er fortfuhr Luisa an sein Herz zu drücken, den folgenden Brief lesen:

      »Signora!

      »Wenn ich ein reineres Wesen kennte als Sie, so würde ich dieses mit der heiligen Mission beauftragen, welche ich indem ich aus dem Leben scheide, Ihnen hinterlasse.

      »Alle unsere Schulden sind bezahlt, unsere Liquidation festgestellt, und es bleibt unserem Hause eine Summe von ungefähr vierhunderttausend Ducati. Diese Summe bestimmen mein Vater und ich zur Unterstützung der Opfer des Bürgerkrieges, in welchem wir erliegen, und zwar ohne Rücksicht auf die Grundsätze, zu welchen diese Opfer sich bekannt haben, oder auf die Reihen, in welchen sie gefallen sein werden. Für die Todten können wir weiter nichts thun, als selbst sterbend für sie beten. Auch sind es nicht die Todten, welche wir mit dem Namen der Opfer bezeichnen. Wohl aber können wir – und dies sind nach unserer Ansicht die eigentlichen Opfer – etwas für die Kinder und die Witwen derer thun, welche auf irgend eine Weise in dem Kampfe fallen, den wir in seinem wahren Lichte erst in dieser Stunde sehen und der, wie wir mit innigem Leidwesen sagen, ein brudermörderischer Kampf ist.

      »Damit aber diese Summe von vierhunderttausend Ducati auf verständige, redliche und unparteiische Weise vertheilt werde, legen wir dieselbe in Ihre gesegneten Hände, Signora. Sie werden sie, dessen sind wir überzeugt, dem Recht und der Billigkeit gemäß vertheilen.

      »Dieser letzte Beweis von Vertrauen und Achtung zeigt Ihnen, Signora, daß wir in unser Grab die Ueberzeugung mitnehmen, daß Sie nicht Schuld an unserem unschuldigen vorzeitigen Tode sind, sondern daß das Verhängniß Alles gethan hat.

      »Ich hoffe, daß dieser Brief Ihnen heute Abend zugestellt werden wird und daß wir in diesem Augenblicke uns dem Troste hingeben können, zu wissen, daß Sie die Mission übernehmen, welche den-Zweck hat, die Gnade des Himmels auf unser Haus und den Segen der Unglücklichen auf unser Grab herabzurufen.

      »Mit denselben Gesinnungen, womit ich gelebt, sterbe ich, und nenne mich, Signora, Ihren ehrerbietigen Bewunderer.

»André Backer.«

      Ganz im Gegensatze zu dem ersten schien dieser zweite Brief Luisa die Kräfte wieder zu geben. So wie Salvato, der die eigene Bewegung nicht bemeistern konnte, mit zitternder Stimme vorlas, richtete sie ihr von der Furcht des Fluches gebeugtes Haupt strahlend empor und ein triumphierendes Lächeln durchbrach wie Sonnenschein die Wolken ihrer Thränen.

      Sie näherte sich dem Tische, auf welchem Schreibmaterialien lagen, und schrieb folgende Worte:

      »Ich stand im Begriffe fortzugehen; ich wollte Neapel verlassen, als ich Ihren Brief erhielt. Um die heilige Pflicht, die er mir auflegt, zu erfüllen, bleibe ich nun. Sie haben mich richtig beurtheilt, und ich sage Ihnen, ebenso wie ich zu Gott sagen werde, vor welchem Sie im Begriffe stehen zu erscheinen und wohin ich vielleicht Ihnen bald nachfolgen werde – Ihnen sage ich: Ich bin unschuldig! Leben Sie wohl. Ihre Freundin ins dieser und jener Welt, wo wir, hoffe ich, uns wieder finden werden.

»Luisa.«

      Luisa reichte diese Antwort Salvato, der sie lächelnd ergriff und ohne zu lesen Klagmann übergab.

      Der Bote entfernte sich, und Michele that nach ihm dasselbe.

      »Also,« sagte Nanno, »Du bleibst?«

      »Ja« ich bleibe,« antwortete Luisa, deren Herz nur seinen Vorwand verlangte, um sich zu Gunsten Salvatos zu entscheiden und welche, ohne sich vielleicht selbst Rechenschaft davon zu geben, begierig diesen ergriff, welchen der Verurtheilte ihr darbot.

      Nanno hob die Hand empor und sagte in feierlichem Tone zu Salvato:

      »Du, der Du diese Frau mehr liebst als dein Leben, und eben sei innig wie deine Seele, Du bist mein Zeuge, daß ich Alles, was in meinen Kräften gestanden, gethan habe, um sie zu retten. Du bist mein Zeuge, daß ich sie über die Gefahr in der sie schwebt, aufgeklärt, daß ich sie aufgefordert habe, zu fliehen und daß ich ihr im Widerspruche mit den Befehlen, welche das Schicksal denen gibt, welchen es die Zukunft enthüllt, ihr meine thatsächliche Unterstützung angeboten habe. Wie grausam daher das Schicksal gegen Euch sein möge, so fluchet doch der alten Nanno nicht, sondern sagt im Gegentheile, daß sie Alles, was sie gekonnt, gethan hat, um Euch zu retten.«

      Und in den Schatten gleitend, mit welchem ihr eigener düsterer Schatten verschwamm, verschwand sie, ohne daß Luisa oder Salvato daran gedacht hätten, sie zurückzuhalten.

       Zweites Capitel.

      Die

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