Max Havelaar oder Die Kaffee-Versteigerungen der NiederländischenHandels-Gesellschaft. Multatuli

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Max Havelaar oder  Die Kaffee-Versteigerungen der NiederländischenHandels-Gesellschaft - Multatuli

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nimmer

      Ich liebt' ein Mädchen. Durch die Liebe

      Schien die Welt mir schön allein,

      Sie sollt' mir die Krone sein

      Meines Kampfs im Weltgetriebe.

      Thränen netzten mir die Wangen,

      Wenn ich für den Schatz ihm dankte,

      Den von des Allmächtigen Huld

      Ich als Gnade hatt' empfangen.

      Liebe, Liebe war mein Beten,

      Wenn im stillen Kämmerlein

      Meine Seel' zu Gott getreten,

      Dankt' ich ihm für sie allein

      Liebe bracht' mir Kümmernis,

      Unrast quälte mir das Herz,

      Nicht zu tragen war der Schmerz,

      Der mein weich Gemüt zerriß

      Angst und Leid hat mich getroffen,

      Wo aufs Höchste ging mein Hoffen,

      Nach dem Glücke war mein Streben,

      Gift und Weh ward mir gegeben.

      Mein Genuß war leidend Schweigen.

      Standhaft Hoffen war mein Stern,

      Unglück ließ den Preis mir steigen.

      Trug das Leid, für sie, so gern

      Aus des Schicksals harten Schlägen

      Schuf ich eine Freude mir:

      Alles trug ich ihretwegen,

      Trennt' das Los mich nicht von ihr.

      Und das Bild, das meinem Lieben

      Als ein unschätzbares Gut

      Treu bewahrt im Herzen ruht'

      Ach, es ist nicht mein geblieben.

      Und harrt auch die Liebe aus,

      Bis der letzte Hauch im Leben

      Wir im bessern Vaterland

      Endlich sie wird wiedergeben

      Ich hatt' begonnen sie zu lieben

      Was ist Lieb', die einst begann,

      Gegen jene ew'ge Liebe,

      Die dem Kinde mit dem Leben

      Wird zugleich ins Herz gegeben,

      Wenn es noch nicht stammeln kann?

      Da es an der Mutter Brust,

      Kaum dem Mutterschoß entsprossen,

      Lernt die erste Nahrung saugen,

      Schauend in der Mutter Augen

      Nein, kein Band, das fester binde,

      Fester Herzen hält umschlossen,

      Als das Band, das Gott geschlossen

      Zwischen Mutterherz und Kinde

      Und ein Herz, das hingegeben

      So sich hat dem schönen Ziel,

      Fand es auch in seinem Streben

      Blumen keine, Dornen viel:

      Könnt' ein solches Herz indessen

      Eines Mutterherzens Treue,

      Könnte es die Frau vergessen,

      Die die ersten Kinderschreie

      Sorgenvoll hat angehört,

      Die mich liebend hat umfangen,

      Thränen küsste von den Wangen,

      Mich mit ihrem Blut genährt?

      Mutter, Mutter, glaub' es nimmer,

      Bei dem Himmel, der mich sieht,

      Glaub' es Mutter deinem Kinde:

      Nein, dein Kind vergaß dich nimmer

      Was uns Schönes mag das Leben

      In der süßen Heimat geben,

      Alles, alles liegt mir weit

      Und der Jugend helle Freuden,

      Meine Pfade sie vermeiden,

      Einsam Herz kennt keine Freud'.

      Steil und dornig sind die Wege,

      Die ich schreite still einher,

      Und das Unglück drückt mich schwer.

      An den Busen der Natur

      Sucht mein Haupt die milde Pflege:

      Ob mein Herz wohl mag gefunden,

      Mögen meine Thränen zeigen,

      Wie so manche trüben Stunden

      Mir das Haupt darnieder beugen …

      Sank der Mut mir, oftmals habe

      In Gedanken ich geklagt:

      Vater, schenke mir im Grabe,

      Was das Leben mir versagt

      Vater, woll' mir dort bescheren,

      Drückt der Tod die Augen zu,

      Wolle dorten mir bescheren,

      Was ich hier nicht kannte: Ruh'

      Aber wenn ich beten wollte,

      Stieg die Bitte nicht zum Herrn,

      Beugt' ich meine Knie nieder,

      Und ich sprach: Noch nicht, o Herr

      Erst gieb mir die Mutter wieder

      Viertes Kapitel

      Herr Batavus Droogstoppel findet in dem Paket des Sjaalmans allerlei, was für den Kaffeehandel von Belang ist. Er entschließt sich, »sein Buch« zu schreiben, und schließt zu diesem Zwecke mit Stern einen Vertrag. Sein Besuch bei einer unzufriedenen Familie.

      Bevor ich fortfahre, muß ich euch mitteilen, daß der junge Stern angekommen ist, ein ganz netter Bursche. Er scheint flott und geschickt; aber ich glaube, er »schwärmt«. Marie ist dreizehn Jahre. Was er mitbringt, ist ganz hübsch. Jetzt ist er am Kopierbuch, um sich im holländischen Stil zu üben. Ich bin begierig, ob nun bald Aufträge von Ludwig Stern kommen werden. Marie soll für ihn ein Paar Pantoffeln sticken  für den jungen Stern, natürlich. Busselinck & Waterman haben vorbei geangelt  ein anständiger Makler geht nicht auf Schleichwegen, das sage ich.

      Den Tag nach der Gesellschaft bei Rosemeyers, die in Zucker machen, rief ich Frits und ließ mir das Paket von Sjaalman bringen. Du mußt wissen, Leser, daß ich sehr streng auf Religion und Sitte halte. Nun also, den vorigen Abend, wie ich gerade meine erste Birne geschält hatte, las ich im Gesicht von einem der Mädchen, daß da irgend etwas in dem Vers vorkam, was nicht solide war. Ich hatte nicht so genau hingehört; aber ich sah, wie Betsy ihr Brötchen verkrümelte, und das war mir genug. Du wirst sehen, Leser, daß du es mit jemand zu thun hast, der in die Welt paßt. Ich ließ mir also von Frits das »hübsche Stück« von gestern abend vorlegen und fand auch schnell die Zeile, die Betsys Brot verkrümelt hatte. Es wird da gesprochen von einem Kinde, das an der Mutterbrust liegt  das kann noch durchgehen  aber: »Kaum dem Mutterschoß entsprossen«– sieh, das fand ich nicht gut  darüber zu sprechen, meine ich, und meine Frau auch nicht. Marie ist dreizehn Jahre. Von »Kohlköpfen« und dergleichen wird in unseren Hause nicht gesprochen, aber so das Ding beim Namen nennen, ist auch nicht nötig, weil ich auf Sittlichkeit halte. Ich nahm Frits, der das Stück nun einmal »auswendig weiß«, wie Stern das nennt, das Versprechen ab, daß er es nicht wieder aufsagen sollte  wenigstens nicht, ehe er Mitglied der »Doktrina« sein würde, weil nämlich da keine jungen Mädchen hinkommen  und dann steckte ich ihn in mein Pult, den Vers meine ich. Aber ich mußte wissen, ob da nicht noch mehr Anstößiges in dem Paket war, und machte mich deshalb ans Lesen und Blättern.

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