Max Havelaar oder Die Kaffee-Versteigerungen der NiederländischenHandels-Gesellschaft. Multatuli

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Max Havelaar oder  Die Kaffee-Versteigerungen der NiederländischenHandels-Gesellschaft - Multatuli

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Kaffeekultur in der Residentschaft Menado

      Mein Herz schlug lauter, denn ich bin Makler in Kaffee (Lauriergracht Nr. 37), und Menado ist eine gute Sorte. Also dieser Sjaalman, der unsittliche Verse machte, hatte in Kaffee gearbeitet Ich sah nun das Paket mit ganz anderen Augen an. Ich fand Stücke darin, die ich zwar nicht alle verstand, aber die wirklich Kenntnis von Geschäften verrieten. Da waren Tabellen, Deklarationen, Berechnungen und Ziffern, in denen gar kein Reim vorkam, und alles war mit solcher Sorgfalt und Genauigkeit bearbeitet, daß ich, offen gestanden  denn ich liebe die Wahrheit  auf den Gedanken kam, daß Sjaalman, wenn der dritte Buchhalter einmal abginge  was vorkommen kann, denn er wird alt und wackelig  recht gut dessen Platz würde einnehmen können. Es versteht sich, daß ich dann erst noch über seine Ehrlichkeit, seine Religion und seine Anständigkeit Erkundigungen einziehen müßte, denn ich nehme keinen auf mein Kontor, ehe ich darin sicher bin, das ist mein festes Prinzip. Ihr habt das aus meinem Briefe an Ludwig Stern gesehen.

      Ich wollte mir vor Frits nichts merken lassen, daß ich anfing, dem Inhalt des Pakets Beachtung zu schenken, und schickte ihn deshalb weg. Mir wurde in der That schwindelig, wie ich so ein Heft nach dem anderen in die Hand nahm und die Titel las. Es ist wahr, es waren viel Verse darunter, aber auch viel Nützliches, und ich erstaunte über die Verschiedenartigkeit der behandelten Materien. Ich gebe zu  denn ich liebe die Wahrheit  daß ich, der allzeit Kaffee gehandelt hat, nicht in der Lage bin, den Wert von allem zu beurteilen; aber auch ohne Kritik war die Liste der Aufschriften schon kurios genug. Da ich euch die Geschichte von dem Griechen erzählt habe, wißt ihr, daß ich in meiner Jugend ein bißchen latinisiert worden bin, und wie sehr ich mich auch in der Korrespondenz aller Citate enthalte  was auf einem Maklerkontor auch nicht passen würde  so dachte ich doch, wie ich das alles sah: »De omnibus aliquid, de toto nihil«, oder »Multa non multum.«

      Aber das war eigentlich mehr eine kleine Bosheit oder der Trieb, die Gelahrtheit, die da vor mir lag, auf lateinisch anzusprechen, als daß ich es so meinte. Denn, wo ich das eine oder andere Stück etwas länger ansah, mußte ich zugeben, daß der Schreiber mir auf der Höhe seiner Sache zu stehen schien und in seiner Beweisführung sogar sehr solide zu Werke ging.

      Ich fand da folgende Abhandlungen und Aufsätze:

      Über das Sanskrit, als Mutter der germanischen Sprachzweige.

      Über die Strafen auf Kindesmord.

      Über den Ursprung des Adels.

      Über den Unterschied zwischen den Begriffen »Unendliche Zeit« und »Ewigkeit.«

      Über die Wahrscheinlichkeits-Rechnung.

      Über das Buch Hiob. (Es war noch etwas über Hiob da, aber das waren Verse.)

      Über die Proteine in der atmosphärischen Luft.

      Über die russische Politik.

      Über die Vokale.

      Über Zellengefängnisse.

      Über alte Vorstellungen vom »horror vacui«.

      Über die wünschenswerte Abschaffung von Strafen für Laster.

      Über die Ursachen des Aufstands der Nederlanden gegen Spanien, welche nicht in dem Streben nach religiöser oder politischer Freiheit lagen.

      Über das »Perpetuum mobile«, die Quadratur des Kreises und die Wurzel wurzelloser Zahlen.

      Über die Schwere des Lichts.

      Über den Rückgang der Civilisation seit der Entstehung des Christentums.

      Über isländische Mythologie.

      Über Rousseus »Emil.«

      Über die Zivilklage in Handelssachen.

      Über den Sirius als Mittelpunkt eines Sonnensystems.

      Über eingeführte Rechte als unzweckmäßig, unpassend, ungerechtfertigt und unsittlich. (Davon habe ich nie etwas gehört.)

      Über Verse als älteste Sprache. (Glaube ich nicht.)

      Über weiße Ameisen.

      Über das Widernatürliche von Schuleinrichtungen.

      Über die Prostitution in der Ehe. (Ein schandbares Stück.)

      Über das scheinbare Übergewicht der westlichen Bildung.

      Über Kataster, Registratur und Stempel.

      Über Kinderbücher, Fabeln und Sprüche. (Will ich einmal lesen, denn er dringt darin auf Wahrheit.)

      Über den Zwischenhandel. (Gefällt mir weniger; ich glaube, er will die Makler abschaffen, aber ich habe es mir doch beiseite gelegt, weil eins oder das andere drin vorkommt, das ich in meinem Buche benutzen kann.)

      Über Erbfolgerecht.

      Über Keuschheit als Erfindung. (Das begreife ich nicht.)

      Über Vervielfältigung. (Der Titel ist sehr einfach, es steht aber viel drin, woran ich früher nie gedacht habe.)

      Über eine gewisse Art von Witz bei den Franzosen, als Folge der Armut ihrer Sprache. (Das lasse ich gelten. Witz und Armut … er kann es wissen.)

      Über den Zusammenhang der Romane von August Lafontaine mit der Schwindsucht. (Das will ich einmal lesen, weil von diesem Lafontaine Bücher auf dem Boden liegen; aber er sagt, daß der Einfluß sich erst im zweiten Gliede zeigt  mein Großvater las nicht.)

      Über die Macht der Engländer außerhalb Europas.

      Über das Gottesgericht im Mittelalter und heute.

      Über das Rechnen bei den Römern.

      Über Poesiearmut bei Komponisten.

      Über Pietisterei, Biologie und Tischrücken.

      Über ansteckende Krankheiten.

      Über den maurischen Baustil.

      Über die Kraft der Vorurteile, sichtbar an Krankheiten, die durch Zug verursacht sind. (Habe ich nicht gesagt, es ist eine kuriose Liste?)

      Über die deutsche Einheit.

      Über die Länge auf See. (Ich denke, auf See wird alles ebenso lang sein wie zu Lande.)

      Über die Pflichten einer Regierung in betreff öffentlicher Lustbarkeiten.

      Über die Übereinstimmung des Schottischen und des Friesischen.

      Über Prosodie.

      Über die Schönheit der Frauen von Nimes und Arles, mit einem Hinblick auf das Kolonisationsprinzip der Phönizier.

      Über Landbaukontrakte auf Java.

      Über das Saugvermögen einer neuen Art von Pumpe.

      Über die Legitimität von Dynastien.

      Über Volkslitteratur und javanische Rhapsoden.

      Über die neue Art, die Segel einzubinden.

      Über die Durchschlagskraft der Handgranaten. (Der

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