Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst

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gefangen. »Zufall«, erklärte er lässig. »Einer meiner Geschäftspartner gehörte zu Ihren Gästen – und es gab keine andere Möglichkeit, sich wenigstens kurz mit ihm zu treffen, als vor Ihrer Trauungszeremonie. Das war mal etwas Neues: Geschäftsbesprechung auf einem Kirchenvorplatz. Falls es Sie interessiert: Es war eine sehr erfolgreiche Besprechung, vielleicht sollte ich das als gutes Omen ansehen und mich öfter vor einer Kirche mit jemandem treffen.«

      Er redet viel zu viel, dachte Lara, weil er vertuschen will, dass er lügt. Er soll bloß nicht glauben, dass er mir alles erzählen kann. So einfach werde ich ihn nicht davonkommen lassen! Laut sagte sie: »Sie waren nicht nur vor der Kirche, Sie sind auch hineingegangen.«

      Wenn sie gehofft hatte, sie werde ihn verunsichern können, so sah sie sich getäuscht. Sein selbstgefälliges Lächeln, das ihr bereits jetzt unermesslich auf die Nerven ging, wurde noch breiter. »Ja, nachdem wir unsere Besprechung beendet hatten, sah ich Sie vorfahren – und da konnte ich nicht anders: Ich musste Ihnen in die Kirche folgen.«

      »Lorenz kennen Sie also nicht?«

      »Aber nein, natürlich nicht. Die Familie Hirtenberg ist mir vollkommen unbekannt.«

      Er lügt, dachte sie erneut, ich könnte schwören, dass er lügt. Es gibt eine Verbindung, aber natürlich will er sie mir nicht verraten. »Sie betreten also die Kirche, dann platzt die Hochzeit – und zufällig fahren Sie wenige Tage später meinen Wagen an?«, fragte sie beiläufig.

      Sein Lächeln verschwand, in seine Augen trat ein lauernder Ausdruck, der ihr Angst machte. Sie blieb jedoch äußerlich vollkommen ruhig und wich seinem Blick auch jetzt nicht aus. »Ja«, bestätigte er. »Es gibt seltsame Zufälle im Leben, nicht wahr?«

      »Ich frage mich, ob es wirklich ein Zufall war«, tastete sich Lara weiter vor. »Vielleicht haben Sie mein Auto ja absichtlich angekratzt, um mich kennenzulernen?«

      Sie konnte förmlich sehen, wie er darüber nachdachte, ob es ihm schaden konnte, wenn er das zugab. Endlich nickte er. »Stimmt, Sie haben mich erwischt«, sagte er, nun wieder mit seinem Lächeln. »Ich habe Sie vor der Kirche gesehen, und von da an sind Sie mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Werden Sie mir meine kleine Komödie verzeihen?«

      »Schon geschehen«, erwiderte Lara. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt. Jetzt hatte er also zugegeben, dass er ihr Auto absichtlich zerkratzt hatte, aber sie war damit leider keinen noch so kleinen Schritt weitergekommen. Ob es eine Verbindung zwischen ihm und Lorenz gab – und wenn ja, welche – sie wusste es so wenig wie zuvor.

      Erneut griff er nach ihrer Hand und zog sie an die Lippen. Sie konnte seine Berührung kaum ertragen. Der ganze Mann war ihr zuwider, und sie brauchte ihre ganze Selbstbeherrschung, um ihn das nicht merken zu lassen. Denn dann, das war ja sonnenklar, würde sie von ihm überhaupt nichts mehr erfahren.

      »Sie sind die Frau, die ich haben will, Lara«, sagte er heiser. »Natürlich sind Sie jetzt noch durcheinander wegen dieser unschönen Geschichte, aber eines Tages werden Sie mir gehören. Mir allein.«

      Lara wusste selbst nicht, wie sie es schaffte, ihm ihre Hand nur ganz langsam zu entziehen und nicht mit einem Ruck. Und sie brachte es auch fertig, sich von ihren Gefühlen nichts anmerken zu lassen, als sie sagte: »Sie haben Recht, dass ich noch ziemlich durcheinander bin. An eine neue Bindung kann ich im Augenblick nicht einmal denken.«

      Sein Blick war siegesgewiss, genau wie sein Lächeln. Er sieht mich an, als hätte er mich gekauft, dachte Lara schaudernd.

      »Das wird schneller kommen, als Sie denken«, erklärte er. »Ich werde Sie so lange belagern, Lara, bis Sie begreifen, dass ich der richtige Mann für Sie bin.«

      Daraufhin erwiderte Lara vorsichtshalber nichts. Sie rang sich ein Lächeln ab und nippte gleich darauf noch einmal an ihrem Champagner.

      Als er sie eine Stunde später vor ihrer Tür absetzte, erlebte sie die letzte unangenehme Überraschung dieses Abends: Er riss sie in seine Arme und küsste sie. Sie wehrte sich heftig. Als er sie losließ, lachte er. »Eine richtige Wildkatze sind Sie, Lara – und genau deshalb will ich, dass Sie meine Frau werden. Gute Nacht, wir sehen uns bald wieder.«

      Sie beeilte sich, ins Haus zu kommen und die Tür hinter sich zu schließen. Danach blieb sie erst einmal stehen und versuchte, ihr wild klopfendes Herz zu beruhigen. Was für ein Mensch war dieser Michael von Angern? Er schien nicht den geringsten Zweifel daran zu haben, dass sie sein Werben schließlich erhören würde. Wie konnte er da so sicher sein? Er wusste doch, dass sie einen anderen Mann liebte! Und auch wenn dieser andere Mann sich gerade seltsam verhalten hatte, so konnte er doch nicht annehmen, dass sie ihn deshalb sofort vergessen und sich in den nächsten Bewerber verlieben würde!

      Sie verstand die Welt nicht mehr.

      Als sie ihre Wohnung betrat, war Lucie noch auf. »Und?«, fragte sie gespannt.

      »Es war grässlich, Lucie«, erklärte Lara. »Noch so ein Abend, und ich verliere den Verstand.«

      »Geht es vielleicht ein bisschen genauer?«

      Lara beschrieb ihr den Verlauf des Abends in allen Einzelheiten. Es tat ihr gut, stellte sie fest, sich die Gefühle, die sie die ganze Zeit unter Verschluss gehalten hatte, von der Seele zu reden.

      »Das bringt uns weiter«, stellte Lucie zu ihrer Überraschung fest, als sie ihren Bericht beendet hatte.

      »Und wieso, wenn ich fragen darf?«

      »Wir wissen jetzt, dass er etwas mit Lorenz’ Verschwinden zu tun hat. Du hast doch selbst gesagt, dass das Gerede von einer geschäftlichen Besprechung eine Lüge war und dass du außerdem den Eindruck hattest, dass er die Hirtenbergs sehr wohl kennt.«

      »Das stimmt«, gab Lara zu, »aber es ist nicht mehr als ein Eindruck, Lucie. Beweisen kann ich das nicht. Und ich sehe auch nicht, dass es uns weiterhilft.« Lara unterdrückte ein Gähnen. »Zum Schluss hat er mich geküsst«, murmelte sie. »Richtig eklig war das, Lucie.«

      »Hast du dich nicht gewehrt?«

      »Das hat ihn nur noch angefeuert. Er ist mir unheimlich, und er macht mir auch Angst. Michael von Angern gehört zu den Menschen, mit denen ich nichts zu tun haben möchte. Aber ich schätze, von jetzt an wird er mich nicht mehr in Ruhe lassen.«

      »Da könntest du allerdings Recht haben.« Lucie dachte nach. »Du musst für eine Weile von hier verschwinden, Lara«, sagte sie. »Tut mir leid, ich habe das offenbar falsch eingeschätzt – ich hätte dich nicht ermutigen sollen, dich mit ihm zu treffen.«

      »Verschwinden? Aber wohin denn, wenn ich fragen darf?«

      »Irgendwohin, wo du sicher bist – und wo dich dieser Kerl nicht so einfach aufspüren kann.«

      Eine Weile dachten sie beide über die verschiedenen Möglichkeiten nach, bis sie im selben Moment sagten: »Sternberg!«

      *

      »Wir bekommen Besuch«, verkündete Baron Friedrich beim Abendessen, woraufhin die Baronin verdutzt rief: »Woher weißt du das denn schon? Du hast doch überhaupt nicht mit Lara gesprochen!«

      »Lara? Ich rede doch nicht von Lara, sondern von Uli. Dem hat es neulich so gut bei uns gefallen, dass er nun endlich wieder einmal ein Wochenende bei uns verbringen will.«

      »Und Lara kommt auch?«, fragte der kleine Fürst. »Will sie sich

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