Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Dann wollen wir dich Ärmste nicht länger aufhalten. Bis morgen abend dann!« wurde sie freundlich von allen verabschiedet. Sie holte ihre Tasche aus der Garderobe und warf Falk einen letzten innigen Blick zu, doch sie konnte nicht sagen, ob er es bemerkt hatte. Dann verließ sie das Lokal. Feuchte Luft schlug ihr entgegen, als sie die Tür öffnete, denn nach dem heftigen Regenschauer hatte es sich nicht abgekühlt. Sie blieb kurz vor dem Eingang stehen, um sich zu orientieren und schlug dann den Weg zur U-Bahn ein. Um diese Uhrzeit waren die Straßen leer, nur hier und da sah sie einen Fußgänger in der Sommernacht. Die Strecke kam ihr nun doch weiter vor als am frühen Abend, doch sie vertrieb sich die Zeit mit Gedanken an ihren gutaussehenden jungen Kollegen. Täuschte sie sich, oder hatte sie Falk auch gefallen?
Endlich erreichte sie die nur spärlich beleuchtete Fußgängerunterführung, hinter der die U-Bahn-Station lag. Plötzlich vermeinte sie ein Geräusch hinter sich zu hören, und alle schönen Gedanken an Falk waren wie weggeblasen. Hatte sie sich in ihm getäuscht, oder verfolgte sie ein anderer mitten in der Nacht?
Isabel beschleunigte ihre Schritte, und auch das Geräusch hinter ihr wurde schneller. Mit klopfendem Herzen begann sie zu laufen, und bald hatte sie das Ende der Unterführung fast erreicht. Doch die Schritte hinter ihr kamen immer näher. Als sie spürte, daß sie am Ende ihrer Kräfte war, verlangsamte sie ihre Schritte. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen und meinte fast, den Atem ihres Verfolgers im Nacken zu spüren. Plötzlich legte sich eine Hand fest auf ihre Schulter. In großer Verzweiflung schrie Isabel laut auf.
»So warte doch, Isa. Ich bin es, Falk!«
»Falk!« stöhnte sie und sank mit letzter Kraft auf die Treppe der U-Bahn-Station, die vor ihren Füßen hinabführte. »Was willst du von mir?« Nach Atem ringend stieß sie die Worte hervor und preßte die Hände auf den schmerzenden Brustkorb.
Falk von Langen ließ sich neben Isabel auf der Treppe nieder. Er war nicht so atemlos wie sie, dennoch machte er einen aufgelösten Eindruck. »Ich habe durch ein Fenster beobachtet, wie du das Calimero verlassen hast. Dabei ist dir jemand gefolgt. Kurz entschlossen habe ich mich drangehängt. Wie ich schon vermutet habe, war es Welser. Als er mich vor der Unterführung bemerkte, fing er an zu laufen. Ich dachte, er wäre immer noch hinter dir her und rannte so schnell ich konnte. Doch am Ende des Tunnels warst nur du da. Ich weiß nicht, wo er hin ist.« Ratlos blickte sich Falk um.
»Und ich dachte schon, du...«, sie verstummte, denn dieser Gedanke erschien ihr jetzt geradezu lächerlich.
»Sehe ich so aus, als ob ich es nötig hätte, kleine Mädchen in der Nacht zu erschrecken?« fragte er gekränkt.
»Natürlich nicht, es tut mir leid. Aber in so einer Situation gehen einem alle möglichen Gedanken durch den Kopf!« flüsterte Isabel zitternd.
»Du darfst diesen Weg nicht mehr allein gehen, hörst du? Dieser Typ ist gefährlich.« Mitleidig sah er Isa an. »Komm, ich bring’ dich nach Hause!«
Er stand auf und zog sie an beiden Händen hoch. Jetzt machte sich ihr schlechter Allgemeinzustand bemerkbar, denn sie zitterte am ganzen Leib. Als Falk sie nach ihrer Adresse fragte, gab sie leise Auskunft, dann ließ sie sich führen, froh, nicht mehr allein zu sein.
Keuchend stand Achim Welser in einer Nische der Unterführung und beobachtete Falk und Isabel, wie sie aufstanden und langsam die Treppen zur U-Bahn hinuntergingen. Dann hatten sie sich seinem Blick entzogen, und er konnte sein Versteck verlassen. Mit langen Schritten durchmaß er die Unterführung und ging dorthin zurück, woher er gekommen war, da er seinen Wagen in einer Seitenstraße nahe des Calimero geparkt hatte. Seine undurchsichtige Miene gab seine Gefühle nicht preis, doch ein leises, boshaftes Lächeln umspielte Achims Lippen. Hoffentlich kommt mir dieser junge Kerl nicht in die Quere. Sonst ergeht es ihm schlecht, dachte er bei sich, während er die Tür seines Sportwagens aufschloß und einstieg. Kurz darauf heulte der Motor auf, bevor das schwarze Cabriolet in der Dunkelheit verschwand.
*
Verwirrt setzte sich Fee im Bett auf und machte Licht. Daniel schlief tief und fest neben ihr, während sie auf die Uhr schaute und ihn dann entschlossen rüttelte.
»Dan, wach auf, das Telefon klingelt. Das kann nur für dich sein!«
Unwillig drehte er sich auf die andere Seite, doch Fee gab nicht auf. Endlich drangen ihre Worte zu ihm vor, und mit einem Schlag war er hellwach.
»Wie spät ist es?« fragte er, während er aus dem Bett sprang.
»Viertel vor drei!«
»Das kann nur ein Notfall sein!« Mit diesen Worten verließ er eilig das Schlafzimmer und hastete hinunter in die Diele zum Telefon. »Hier Dr. Norden.«
»Es tut mir leid, Sie so spät zu stören, aber ich brauche dringend Ihre Hilfe!« Eine männliche Stimme rief verzweifelt in den Hörer, so daß es in Daniels Ohren klingelte.
»Wer sind Sie, und was ist geschehen?«
»Mein Name ist Falk von Langen. Ich bin in der Wohnung von Isabel Rosner, einer Patientin von Ihnen.«
»Was ist mit Frau Rosner?« Sofort erinnerte sich Daniel an die junge, hübsche Frau, die seit fast zwei Jahren seine Patientin war. Er sah sie zwar nur zu Routineuntersuchungen und Impfungen, denn sie erfreute sich einer guten Gesundheit, aber ihr freundliches, zurückhaltendes Wesen war ihm gut im Gedächtnis geblieben.
»Ich weiß es nicht genau. Sie sagt, sie fühlt sich schon seit Wochen sehr schwach. Heute abend hat sie sich sehr aufgeregt. Es geht ihr schlecht, und sie bat mich, Sie anzurufen.«
»Welche Symptome hat sie?«
»Sie zittert am ganzen Leib und steht offenbar unter Schock.«
»Geben Sie mir die Adresse, ich komme sofort.«
»Was ist los, Liebling?« fragte Fee verschlafen, als Daniel wieder ins Schlafzimmer zurückkehrte.
»Ich weiß es nicht genau. Es geht um eine Patientin, die ich bisher immer nur zu Routineuntersuchungen gesehen habe.«
»Merkwürdig!« murmelte Fee noch, doch mehr Energie hatte sie nicht mehr. Sie schloß die Augen und war augenblicklich eingeschlafen.
Bevor Daniel das Zimmer verließ, küßte er sie zart auf die Stirn und löschte dann behutsam das Licht.
*
Während Falk auf den Arzt wartete, ging er unruhig in Isabels Schlafzimmer auf und ab. Sie hatte sich inzwischen etwas beruhigt, lag aber immer noch zitternd auf dem Bett. Er hatte ihr einen Tee gekocht, aber mehr konnte er im Moment nicht für sie tun.
»Du bist so lieb«, flüsterte sie, als er ihr die Tasse brachte. Es rührte ihn, daß sie seine Bemühungen in ihrem schlechten Zustand noch würdigte.
»Ist schon gut«, entgegnete er freundlich.
Das Licht im Zimmer war gedämpft, und es roch stickig. Falk trat ans Fenster, um etwas frische Luft herein zu lassen. Dabei fiel sein Blick auf den Wohnblock gegenüber. Alle Fenster waren dunkel, nur in einem Zimmer brannte noch Licht. Es lag genau auf derselben Höhe wie Isabels Schlafzimmer. Da der Raum keine Vorhänge hatte, konnte Falk ungeniert hineinschauen, erkannte aber wegen der Entfernung nicht viel. Plötzlich stutzte er. Stand da nicht eine Gestalt am Fenster und schaute direkt zu ihm herüber?