Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 15
»Noch nicht«, entfuhr es ihm. »In der Klinik wird zumindest getratscht. Hast du schon mal drüber nachgedacht, dass du mich zum Spott meiner Kollegen machst?«
Allmählich hatte Anneka genug von den Anschuldigungen.
»Schon möglich, dass sich Titus Chancen bei mir ausrechnet«, erwiderte sie schroff. »Aber ich hab ihn niemals ermutigt. Und was sich deine Kollegen alles ausdenken, wenn sie sich langweilen, hab ich nicht in der Hand.«
Wohl oder übel musste Noah ihr recht geben. Er haderte mit sich, wem er glauben sollte. Verlegen spielte er mit einem Kugelschreiber, der auf dem niedrigen Tisch zwischen ihnen gelegen hatte.
»Stimmt schon«, räumte er kleinlaut ein, als ihm ein anderer Gedanke in den Sinn kam. »Aber hast du ihm das auch gesagt? Ich meine, dass er keine Chancen bei dir hat.«
Diesmal war es Anneka, die verlegen wurde.
»Noch nicht. Aber ich tu’s noch heute Abend. Versprochen.« Noahs Anblick rührte an ihr weiches Herz. Plötzlich tat er ihr leid. Einem Impuls folgend stand sie auf und setzte sich neben ihn auf die Sessellehne. »Hast du Lust, heute Abend mit den anderen einen Spieleabend zu machen?«
Fast sofort leuchteten Noahs Augen auf. Doch gleich darauf verschwand es wieder.
»Aber das magst du doch nicht.«
»Normal nicht«, räumte Anneka ein. »Aber heute hab ich voll Lust dazu. Also? Was ist?«
Endlich war Noah überzeugt. Er sprang auf und schloss sie in die Arme.
»Ich hab doch gewusst, dass alles in Ordnung ist bei uns«, raunte er ihr ins Ohr.
Während sie ihn umarmte, hatte Anneka fast ein schlechtes Gewissen. Gleichzeitig hoffte sie, dass diese Notlüge kein Nachspiel haben würde.
*
»Die Lungenschleimhaut ist gereizt. Mehr nicht. Keime konnten im Labor auch nicht festgestellt werden.« Ratlos saß Felicitas Norden im Büro ihres Stellvertreters Dr. Lammers. Verbunden durch das gemeinsame Interesse an der Medizin saßen sie wie normale Kollegen friedlich am Tisch. Immer wieder gingen sie den Fall Melanie Platz durch, zerpflückten jede Kleinigkeit. Worin lag die Ursache für den schlechten Zustand der jungen Frau? Die Ratlosigkeit machte Volker Lammers fast zahm.
»Praktisch alle üblichen Krankheitserreger scheiden aus«, dachte er laut nach. »Sonst hätte die Patientin auf eine der Behandlungen reagiert.«
»Oder es wäre uns gelungen, einen Erreger nachzuweisen«, ergänzte Felicitas. Seufzend lehnte sie sich zurück. »Bleiben also nur zwei Möglichkeiten: Ein von Zecken übertragenes Bakterium, das solche Probleme hervorruft. Oder eine Virusinfektion, die sie von ihrem Freund aufgeschnappt hat.«
Lammers grinste.
»Sie sollten sich in acht nehmen, dass Sie sich nicht bei Grabmann anstecken. Wie würden Sie so was Ihrem Mann erklären?«
Sofort spürte Fee, wie die Wut wieder in ihrem Magen brodelte.
»Zum Glück muss ich mir darüber keine Sorgen machen«, erwiderte sie mühsam beherrscht.
»Natürlich nicht. Grabmann ist ja Mediziner und wird Vorsorge getroffen haben«, ätzte Volker weiter.
Fee sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.
»Ist Ihr Leben so langweilig, oder warum sorgen Sie sich so rührend um mich?«
Ehe er Gelegenheit zu einer Antwort hatte, konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit. Noch einmal blätterte sie durch Melanies Akte, die inzwischen deutlich an Umfang zugenommen hatte.
»Einige der Symptome scheinen tatsächlich zur Tularämie zu passen«, murmelte sie vor sich hin. »Andere aber gar nicht.« Fee seufzte.
»Wir werden also weiter nach dem Auslöser suchen müssen.«
Ausnahmsweise war Lammers diesmal einer Meinung mit seiner Chefin. Er erhob sich.
»Ich schau mir das Gör noch einmal an. Die Mutter überlass ich Ihnen.«
Felicitas packte die Unterlagen zusammen und stand ebenfalls auf.
»Ich dachte, Sie haben eine Frauenallergie.« Diesen zynischen Kommentar konnte sie sich beim besten Willen nicht verkneifen.
»Hab ich auch. Deshalb nehm ich das kleinere Übel.« Wie fast immer war Dr. Lammers nicht um eine schlagfertige Antwort verlegen.
Felicitas beschloss, es dabei bewenden zu lassen. Sie nickte ihm zu und verließ das Büro, um zu Melanies Mutter zu gehen, die in einem der Aufenthaltsräume auf sie wartete. Als sie die Ärztin sah, sprang sie vom Stuhl auf.
»Wissen Sie endlich, was meiner Tochter fehlt?« Saskia Platz war eine sympathische, vernünftige Frau, die großes Vertrauen in die Kunst der Ärzte setzte. Nichtsdestotrotz wurde sie langsam nervös.
»Wir konnten die Möglichkeiten eingrenzen.« Felicitas Norden machte kein Geheimnis aus dem Ergebnis des Gesprächs mit Lammers. »Jetzt sind es nur noch zwei: Eine Infektion, übertragen durch den Zeckenbiss. Oder aber wir haben es mit einem Virus zu tun.«
Saskia Platz hatte aufmerksam zugehört.
»Wie viele Virenarten gibt es, auf die Mellis Symptome passen?« Damit traf sie den Nagel auf den Kopf.
»Genau das ist unser Problem«, musste Dr. Norden zugeben. »Wir suchen fieberhaft … Es tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten für Sie habe.«
»Mir auch. Wir sorgen uns sehr um Melli. Besonders schwer ist es für ihren neuen Freund.« Als Saskia Platz an Patrick dachte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Er löchert uns, wann er Melli endlich besuchen darf.«
»Wenn er gesund ist, spricht nichts dagegen.« Fee war froh, zumindest diesmal eine positive Antwort geben zu können. »Es tut ihr bestimmt gut, ihn zu sehen.«
Saskia wirkte überrascht.
»Sind Sie sicher? Ihr Kollege hat genau das Gegenteil behauptet.«
Fee musste nicht nachdenken, um zu wissen, um wen es sich handelte.
»Dr. Lammers ist ein sehr vorsichtiger Kollege und will kein Risiko eingehen«, nahm sie ihn in Schutz, um dem guten Ruf der Klinik nicht zu schaden. »In diesem Fall kann ich aber guten Gewissens grünes Licht geben.«
Ihre Erklärung klang plausibel. Nur zu gern ließ sich Saskia Platz überzeugen.
»Patrick wird sich freuen, wenn ich ihm das später erzähle.« Damit verabschiedete sie sich von der Chefin der Pädiatrie und machte sich auf den Nachhauseweg.
Felicitas Norden sah ihr kurz nach. Sie überlegte, ob sie Lammers zur Rede stellen sollte, entschied sich aber dagegen. Es gab sinnvollere Dinge, auf die sie ihre Energie verwenden konnte.
*
Schwester Rebecca strich die Bettdecke glatt und betrachtete zufrieden ihr Werk.
»So, jetzt ist alles