Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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stand Armgard mit ihrer Mutter in Briefwechsel, doch die Briefe gefielen ihr nicht. Sie jammerte, klagte, schien sich im Leben nicht mehr zurechtzufinden.

      Und einen Tag nach dem Abitur erhielt sie von der Mutter einen Brief, in dem diese den Tod ihrer Mutter anzeigte, den deren Gatte verursacht hatte. Denn als sie erfuhr, daß er mit einer anderen ausgerückt sei, brach ihr das Herz, das dann auch bald seinen letzten Schlag tat, und der Mann der durchgegangenen Frau erschoß sich aus Verzweiflung.

      Das war eine Nachricht, die Armgard erschütterte. Aber noch mehr erschütterte sie das, was sie von dem Vormund erfuhr, der sie gleich darauf im Internat aufsuchte. Ein seriöser Herr, der ihr wohlbekannt, aber nicht vertraut war.

      »Ja, meine liebe Armgard«, begann er, dabei umständlich die Brillengläser putzend. »Da Sie das Abitur haben, ist Ihre Schulausbildung hier abgeschlossen, und Sie müssen die Anstalt verlassen. Haben Sie Lust zu studieren?«

      »Nicht direkt. Eine Ausbildung als Laborantin würde mir genügen. Das heißt, wenn noch soviel Geld zur Verfügung steht.«

      »Das ist vorhanden. Ich werde Ihnen laut Bestimmung Ihres Vaters einen monatlichen Betrag zukommen lassen, mit dem Sie gut auskommen können.

      Nun muß ich Ihnen leider noch sagen, daß Sie Ihr ehemaliges Zuhause nicht mehr vorfinden werden. Ihre Mutter hat bereits vor zwei Jahren die Villa in Bausch und Bogen verkauft. Hat nur so viel Sachen behalten, um damit eine Zweizimmerwohnung auszustatten, in der sie nun wohnt. Sie werden sich um sie kümmern müssen, da sie sich, nun, sagen wir mal, nicht gerade bester Gesundheit erfreut.«

      Mitleidig sah er in das erblaßte Mädchengesicht und sprach dann rasch weiter:

      »Da die Wohnung sich in einem Vorort Ihrer Vaterstadt befindet, können Sie sich dort in einem einschlägigen Institut, das ich für Sie aussuchen werde, zur Laborantin ausbilden lassen. Sind Sie damit einverstanden?«

      »Ja«, würgte sie hervor. »Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Mein Zuhause finde ich nicht mehr vor, meine Mutter ist krank, das hat mir gerade noch gefehlt.«

      »Wird so schlimm nicht werden«, tröstete er. »Man darf den Mut nicht verlieren.«

      »Leicht gesagt«, entgegnete sie bitter. »Jedenfalls danke ich Ihnen, daß Sie hergekommen sind.«

      »Das ist meine Pflicht als Vormund. Auch daß ich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehe. Bisher brauchte ich es nicht, weil Sie hier bestens aufgehoben und behütet waren. Nun packen Sie Ihre Sachen, damit ich Sie in meinem Wagen mitnehmen kann.«

      »Meine Sachen sind bereits gepackt.«

      »Um so besser, dann können wir gleich aufbrechen.«

      Zehn Minuten später saß sie neben ihm im Auto. Es war ihr bitter schwer gefallen, von den Menschen Abschied zu nehmen, unter denen sie fünf Jahre weilte. Es war ein sorgloses Leben gewesen, das nun aufhörte. Was würde ihrer warten? Sie hatte Angst.

      Und gewiß nicht ohne Grund. Denn als sie die kleine Wohnung betrat, fand sie darin eine Unordnung, vor der ihr grauste. Die Mutter lag schlampig auf einem Diwan, und kaum, daß sie der Tochter ansichtig wurde, jammerte sie in den höchsten Tönen:

      »Mein Kind, was muß deine arme Mutter nur alles erdulden. Alles hat er mir genommen, der Schuft.«

      Hilflos sah das verstörte Mädchen sich nach dem Vormund um, doch der war gegangen, nachdem er die Koffer abgestellt hatte.

      Mit Grauen dacht Armgard jetzt an die drei darauf folgenden Jahre. Die Mutter, die an einer unheilbaren Blutkrankheit litt, siechte langsam dahin und machte der Tochter das Leben unsagbar schwer.

      Am schwersten waren die gehässigen Worte zu ertragen, mit denen sie ihren Vater beschimpfte. Selbst als sie der Tochter mitteilte, daß er gestorben war, schrie sie gehässig.

      »Endlich ist er tot, der Lump!«

      »Woher weißt du das, Mama? Du standest doch mit deinem Vater in keiner Verbindung.«

      »Aus zuverlässiger Quelle erfuhr ich es. Hätte der Teufel bloß schon früher…«

      »Mama!« schrie Armgard sie an. »Der Mann war dein Vater.«

      Da fing die Frau an zu toben, und angewidert ging die Tochter hinaus. Wie sie bei dieser seelischen Belastung die schwere Prüfung als Laborantin bestehen konnte, mutete sie wie ein Wunder an.

      Und gerade an dem Tag starb die Mutter und heute rief der Großvater nach seiner Enkelin Armgard von Hollgan. Ihr Großvater, der doch schon fast drei Jahre tot war. Was würde sie in dem Haus, wohin der Arzt sie beordert hatte, erwarten?

      Sie schreckte aus ihren Gedanken auf, als der Zug in den Bahnhof einfuhr, wo sie umsteigen mußte. Rasch zog sie den Mantel an, griff nach dem Gepäck und was sie draußen erwartete, war ein Schneesturm, und der Anschlußzug hatte Verspätung.

      *

      Fast eine Stunde mußten die frierenden, schimpfenden Passagiere warten, bis der Zug endlich einlief, der dann noch zweimal in den aufgewehten Schneeschanzen steckenblieb und ausgeschaufelt werden mußte, was die Reisenden immer mehr erboste. Man hatte ja schließlich die Reise unternommen, um im Verwandten- oder Freundeskreis fröhlich Silvester zu feiern. Es wurde gemurrt, geschimpft, gejammert, aber das nützte alles nichts, gegen höhere Gewalt kommt der Mensch nun einmal nicht an.

      Armgard befand sich in einem Abteil, wo zwei junge Burschen und zwei ältere Paare die Flasche kreisen ließen. Armgard, die man aufforderte, mitzuhalten, trank zwei Schnäpse, für mehr dankte sie. Sie mußte klaren Kopf behalten, wer weiß, was ihr bevorstand.

      Und das war ärger, als sie befürchtet hatte. Als sie den Zug verließ, kam sie in eine weiße Hölle hinein. Der Schneesturm tobte, und die Flocken waren so dicht, daß sie Armgard die Sicht nahmen; wie Schemen sah sie die Menschen an sich vorüberhuschen. Rasch warf sie das Cape über, machte die Kapuze fest und war so einigermaßen vor dem Naß geschützt.

      Nun stand sie da, wie von Gott und aller Welt verlassen und das in der Silvesternacht. In den letzten drei Jahren waren ihr diese Stunden schon immer trostlos erschienen, aber da hatte sie wenigstens eine warme Stube gehabt. Jetzt waren ihr die Hände so steifgefroren, daß sie die Tasche nebst Koffer kaum halten konnte, und in den Füßen hatte sie kaum noch Gefühl.

      Aber sie konnte doch hier nicht stehenbleiben. Mußte versuchen, zum Bahnhofsgebäude zu gelangen, das es ja schließlich auch auf dem kleinsten Bahnhof gab. Wenn sie sich nicht täuschte, schimmerte unweit ein Licht.

      Mühsam taumelte sie darauf zu. Der Sturm warf sie fast um, der Schnee peitschte ihr ins Gesicht. Er mußte mit Hagel vermischt sein, sonst könnte er doch unmöglich so stechen wie spitze Nadeln. Die Wimpern waren verklebt, die Augen brannten.

      Mein Gott, nahm denn dieser fürchterliche Weg gar kein Ende? Und dabei noch die Angst, in eine Falle getappt zu sein und bald Grausiges zu erleben.

      Endlich stand sie vor dem Bahnhofsgebäude. In der oberen Etage brannte Licht, doch unten war alles dunkel, und die Tür, die wahrscheinlich zur Bahnhofshalle führte, war verschlossen. Verzweifelt polterte Armgard dagegen und ließ nicht früher nach, bis ein Bahnbeamter erschien.

      »Sind Sie denn irrsinnig geworden!« schnauzte er, stutzte dann jedoch und fragte zögernd:

      »Sind

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