Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»Aber, aber, wie kann man nur so geradeaus sein«, sagte Lottchen ärgerlich, doch Fröke ließ sich nicht beirren.
»Ich habe unserem Freund Frederik versprechen müssen, alle Fäden der Intrige, mit denen man seine unerfahrene, gutgläubige Enkelin umspann, rücksichtslos zu zerreißen. Also dürfen Sie mir darum nicht gram sein…«
»Im Gegenteil«, warf Armgard gelassen ein. »Ich bin Ihnen für Ihre Offenheit sogar dankbar. Denn jetzt wird mir so manches klar, woran ich herumrätselte. So wird es wohl auch nicht wahr sein; was meine Mutter von dem verlassenen Ehemann schrieb. Stimmt es, daß er sich aus Verzweiflung über seine durchgebrannte Frau erschoß?«
»Daß er sich erschoß, stimmt. Aber nicht wegen seiner Frau, sondern weil der gemeine Kerl so in die Enge getrieben wurde, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als zum Revolver zu greifen.«
»Danke, das genügt mir vorerst. So nach und nach werde ich wohl alles bis ins kleinste erfahren. Doch eins möchte ich jetzt noch wissen: Woher kannten Sie meine Anschrift, Herr Doktor?«
»Von Ihrem Großvater. Der wiederum erfuhr sie von seinem Bruder.«
»Onkel Jonathan? Aber der kennt mich doch kaum.«
»Weil Ihre Mutter sich mit ihm und seiner Familie überworfen hatte und deshalb auch ihre Tochter von den Verwandten fernhielt. Um keinen Ärger zu machen, ging man Ihnen aus dem Wege und besuchte Ihren Vater, den man sehr schätzte, nur, wenn seine Frau verreist war oder sich auf einer Fete befand, ohne die sie ja nicht leben konnte.«
»Und wo war ich?«
»Im Bett, da die verschwiegenen Gäste sich ja erst abends einfanden. Auch Ihr Großvater, der seinem Schwiegersohn sehr zugetan war und ihn besuchte, sofern es nur anging.«
»Und wie war das Verhältnis der Brüder zueinander?«
»Gut, was wiederum Ihre Großmutter zu hintertreiben versuchte, was ihr jedoch trotz aller Hinterhältigkeit nicht gelang. Als Frederik nach seiner Scheidung dieses Haus erwarb, waren sein Bruder Jonathan und dessen Frau hier oft zu Gast, daher sind sie uns auch gut bekannt.
Ohne daß Sie es wissen, hat Jonathan Sie auf Wunsch Frederiks regelrecht bespitzelt, und zwar während der Zeit, die Sie bei Ihrer Mutter wohnten, die er mied wie die Pest.
Also wußte er auch, daß Sie nach dem Tod der Mutter die kleine Wohnung in Bausch und Bogen verkauften und sich mit einem möblierten Zimmer behalfen. So war es leicht, Sie zu finden. Sind Sie jetzt so einigermaßen im Bilde?«
»Ja, danke. Und wo kann ich nun mein müdes Haupt betten?«
»Ich gehe mit Ihnen«, erbot sich Frau Fröke. »So ein bißchen bemuttert zu werden, wird Ihnen jetzt guttun.«
So verabschiedete sich Armgard von den beiden Herren, bedankte sich für die ausführlichen Informationen und folgte der mütterlichen Frau.
*
Als Armgard erwachte, fühlte sie sich frisch und ausgeruht. Mit einem Blick auf die Armbanduhr stellte sie fest, daß es neun Uhr war. Jetzt aber mal hurtig.
Sie schwang die Beine aus dem Bett, schlüpfte in die Pantöffelchen und sah sich in dem Zimmer um, in dem alles in lichten Farben gehalten war. So schön war alles, so elegant, so recht was für eine verwöhnte Tochter des Hauses.
Die schmale Tür führte ins Bad, das in Kacheln und Chrom nur so blitzte. Baden, nein, heute mußte alles husch husch gehen. Also duschte sie, zog sich flink an und war ihn zwanzig Minuten fertig. Weich schmiegte sich das blaue Wollkleid an den ranken Körper, das natürlich gewellte Haar gleißte wie köstlicher Bernstein, blau strahlten die Augen aus dem feinen Antlitz. Schön war sie, so eine rechte Augenweide für Schönheitskenner.
Es klopfte, und auf ihr »Herein« steckte Schwester Agnes zuerst den haubengeschmückten Kopf durch den Türspalt und trat dann ein.
»Guten Morgen, Fräulein von Hollgan. Ich wollte Sie aus dem Bett werfen, und nun haben Sie mich um das Vergnügen gebracht.
Sehen Sie mich bloß nicht so ängstlich an, unserm Kranken geht es erstaunlich gut. Er hat die Morgentoilette bestens überstanden, hat gefrühstückt und wartet nun auf Ihren Besuch.«
Als sie das Zimmer betraten, wollte der Kranke sich aufrichten, was die Pflegerin verhinderte.
»Man immer langsam, Herr Doktor, soweit sind wir denn doch noch nicht. Schauen Sie mal, wen ich mitgebracht habe, so einen richtigen Sonnenstrahl.«
»Guten Morgen, lieber Großpapa«, lachte die Enkelin ihn strahlend an. »Wie mir Schwester Agnes sagte, geht es dir heute schon besser.«
»Das macht die Freude, dich zu sehen, mein Kind. Ich wollte es gar nicht glauben, als die Schwester es mir erzählte. Es kommt mir auch jetzt noch wie ein Traum vor. Wenn ich nur nicht so müde wäre.«
»Ein Zeichen, daß du noch nicht ausgeschlafen hast.«
»Wenn ich schlafe, gehst du denn auch nicht fort?«
»Aber nein, das versprach ich dir doch schon. Wenn es dich beruhigt, schwöre ich sogar.«
»Dann ist es gut.«
Er gähnte herzhaft, murmelte noch etwas vor sich hin, und schon hielt ihn ein tiefer Schlaf umfangen.
»Na also«, nickte die Pflegerin zufrieden. »Den haben wir bald überm Berg. Und nun gehen Sie nach unten und lassen sich ein gutes Frühstück servieren.«
In der Diele begegnete Armgard dem Mädchen Elsbeth, das sie bewundernd betrachtete.
»Guten Morgen, gnädiges Fräulein, sind Sie aber schön!«
»Finde ich auch«, klang eine Baßstimme aus einem Zimmer, dessen Tür offenstand.
»Das ist der Herr Kapitän«, sagte Elsbeth lachend. »Der muß immer seine Späßchen machen. Die Herrschaften sind eben erst gekommen, gehen Sie dort hinein.«
Es war das Frühstückszimmer, das Armgard gleich darauf betrat. An dem reichgedeckten Tisch saß das Ehepaar Fröke und frühstückte mit Behagen.
»Hallo, Tausendschönchen«, zwinkerte der Mann ihr vergnügt zu. »Wir nähren uns hier wie Nachbars Hühnchen.«
»Wie mich das freut«, entgegnete Armgard, die beiden dabei begrüßend. »Allein am Tisch würde es mir gar nicht schmecken.«
»Das haben wir uns so ungefähr gedacht und daher Abhilfe geschaffen. Waren Sie schon bei Großvater?«
»Ja.«
Sie nahm am Tisch Platz, schenkte sich aus der Maschine Kaffee ein und trank ihn mit Behagen.
»Der