Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden

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Mann in Europa gewesen und hatte dort schöne Reisen gemacht, aber sie konnte sich schlecht an die Namen der Städte erinnern, die sie besucht hatte. Plötzlich fiel ihr Blick auf den Zug München-Verona und mit einem Mal wußte Nicola, wohin sie fahren würde. Bilder stiegen vor ihrem geistigen Auge auf, und sie meinte, die wunderbaren Klänge der Oper Aida zu hören, die sie mit David vor vielen Jahren besucht hatte. Von dort aus waren sie weitergefahren in ein hübsches, kleines Hotel am Gardasee, in dem sie ein paar glückliche Tage miteinander verbracht hatten. Damit stand Nicolas Entschluß fest. Sie wollte jenes wunderschöne Hotel wiederfinden und all die schrecklichen Dinge vergessen, die sie in den letzten Tagen erfahren mußte. Nicht einen Gedanken verschwendete sie an Sarah, und sie dachte auch nicht an Martin Sassen, als sie ein Ticket löste und auf die Abfahrt des Zuges wartete. Ihr einziger Wunsch war zu vergessen, und sie war bereit, alles dafür zu tun.

      *

      Es war erst kurz nach sieben Uhr, als das Klingeln des Telefons Daniel aus seinem wohlverdienten Schlaf riß. Er warf einen Blick auf die Uhr, um dann tief zu seufzen. Anscheinend war es ihm nicht vergönnt, wenigstens einmal am Samstagmorgen auszuschlafen. Er vergewisserte sich, daß Fee weiterschlief und schloß dann leise die Schlafzimmertür.

      »Hallo Daniel. Entschuldige die frühe Störung. Hier spricht Jenny«, tönte die aufgeregte Stimme seiner Kollegin und Freundin an sein Ohr.«

      »Jenny, was ist passiert?« fragte er überrascht und war mit einem Schlag hellwach.

      »Stell dir vor, Nicola Brandon ist heute nacht verschwunden.«

      »Was soll das heißen?«

      »Sie hat ihre Sachen gepackt und ist gegangen.«

      »Hat sie eine Nachricht hinterlassen?«

      »Auf ihrem Bett lag ein Brief an ihre Tochter Sarah. Ich habe ihn natürlich nicht gelesen, aber ich weiß nicht, wo ich Sarah finden kann.«

      »Das kann ich dir auch nicht sagen.«

      »Was soll ich denn jetzt tun?« Jennys Stimme klang verzweifelt.

      Daniel strich sich mit der Hand über die Augen und dachte einen Augenblick nach. »Martin Sassen weiß, in welchem Hotel die beiden abgestiegen sind. Ich werde ihn sofort anrufen«, sagte er.

      »Das ist lieb von dir. Sagst du mir dann Bescheid?«

      »Du hörst entweder von mir oder gleich von Martin.« Damit beendete er das Telefonat.

      Inzwischen war auch Fee wach geworden und kam verschlafen die Treppe herunter. »Was ist denn passiert?«

      »Eine Patientin, die vor ein paar Tagen einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte, hat die Klinik heute nacht verlassen.«

      »Das ist ja unerhört«, empörte sich Fee.

      »Ich glaube, die Ärmste ist vollkommen überfordert. Wahrscheinlich wußte sie keinen Ausweg, wie sie sonst mit ihren Problemen fertig werden sollte.« Kurz schilderte er Fee, was er über Nicola Brandon wußte.

      »Das ist eine tragische Geschichte. Aber selbst kleine Kinder wissen, daß Weglaufen sinnlos ist.«

      »Es gibt eben bestimmte Lebenssituationen, in denen man völlig irrational handelt. Ich muß Martin jetzt anrufen. Er weiß, wo sich die Tochter von Nicola Brandon aufhält. Das wird ein schöner Schreck für sie sein.«

      In der Tat war Sarah fassungslos, als sie von Dr. Sassen über das Verschwinden ihrer Mutter informiert wurde.

      »Das sieht ihr gar nicht ähnlich, daß sie wegläuft. Hoffentlich ist nichts anderes passiert!« sagte sie außer sich vor Sorge.

      »Frau Dr. Behnisch hat gesagt, Ihre Mutter hätte einen Brief für Sie hinterlassen. Am besten fahren Sie gleich in die Klinik, damit wir Gewißheit haben.«

      Wie erstarrt ließ Sarah den Hörer sinken. Doch ihre Verzweiflung dauerte nicht lange. Sie war ein junger, unverbrauchter Mensch. Zwar hatte sie der Tod ihres Vaters sehr mitgenommen, und auch die Eröffnung des Anwalts war nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Doch sie ließ sich nicht so leicht entmutigen. Schnell siegte ihr gesunder Menschenverstand, und sie stand auf, um sich anzuziehen und in die Klink zu fahren.

      Mit zitternden Händen nahm Sarah dann den Brief entgegen, den Jenny Behnisch ihr reichte. Sie faltete ihn auseinander und las atemlos die Zeilen, die ihre Mutter in ihrer schwungvollen Handschrift geschrieben hatte.

      Meine liebste Sarah. Du hast eben erfahren, daß ich die Klinik verlassen habe. Ich bin in der Nacht gegangen, weil ich nicht wollte, daß mich jemand aufhält. Wenn alles so läuft, wie ich es geplant habe, bin ich auf dem Weg nach Süden, um alles hinter mir zu lassen. Bitte sei nicht böse mit mir, aber ich fühle mich im Moment nicht imstande, das alles auch nur einen Moment länger zu ertragen. Du hast recht, wenn Du nun sagst, daß Weglaufen feige ist. Es ist auch sicher keine Lösung. Aber ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Mach Dir bitte keine Sorgen um mich, ich liebe Dich und werde mich bald melden. Deine Mum.

      Fassungslos starrte Sarah auf den Brief, bis die Buchstaben vor ihren Augen verschwammen. »Sie ist tatsächlich davongelaufen«, stellte sie dann ungläubig fest.

      Jenny, die Sarah die ganze Zeit beobachtet hatte, legte den Arm um ihre Schulter. »Vielleicht braucht Ihre Mutter ein bißchen Abstand, um wieder zu sich zu kommen.«

      »Aber es paßt so gar gar nicht zu ihr.«

      »Das kann ich nicht beurteilen. Sie sollten jetzt Dr. Sassen informieren.«

      »Gleich. Ich brauche jetzt erst ein bißchen frische Luft, um wieder klar denken zu können.« Damit verabschiedete sie sich von Jenny Behnisch und ging hinaus in den Park. Es herrschte mildes Frühjahrswetter, aber der Himmel war bewölkt. Sarah zog fröstelnd die Jacke enger um sich und wanderte ziellos in dem Garten umher. Plötzlich entdeckte sie Sebastian, den jungen Assistenzarzt, der gerade einen Patienten im Rollstuhl in die Klinik zurückbrachte.

      »Sebastian, warte«, rief sie ihm zu. Er blieb erstaunt stehen und blickte sich suchend um. Als er Sarah erkannte, erhellte ein Lächeln sein Gesicht. Rasch rief er eine Schwester herbei, der er Anweisung gab, den Patienten auf die Station zu bringen. Dann kam er auf Sarah zu, die atemlos vor ihm stehenblieb.

      »Entschuldige, daß ich dich störe. Aber ich muß unbedingt mit dir sprechen.«

      »Du störst mich nicht. Was ist geschehen?« fragte er besorgt, als er Sarahs Blick bemerkte. Ohne es zu merken, waren ihr Tränen in die Augen gestiegen, die ihr jetzt über die Wangen rannen.

      »Ach, Sebastian«, stieß sie nur hervor.

      Zärtlich nahm er sie in die Arme und hielt sie fest, bis ihre Tränen versiegten. Dann ließ er sie vorsichtig los, holte ein Papiertaschentuch aus seinem Kittel und reichte es ihr.

      »Danke«, flüsterte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

      »Was ist passiert, mein Mädchen?« fragte er mitfühlend. Forschend blickte er sie an.

      Sarah berichtete kurz von der Flucht ihrer Mutter. »Jetzt weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Ich habe zwar noch Geld, aber dieses teure Hotel kann ich mir nicht länger leisten«, endete sie leise. Es war ihr sichtlich unangenehm, aber sie wußte instinktiv, daß Sebastian sie verstehen würde.

      »Das

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