Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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hatten, hockten sie sich wieder auf den Fußboden. Katrin krabbelte auf dem Teppich herum und versuchte immer wieder, sich an einem der Mädchen aufzurichten, doch immer wieder landete sie auf ihrem Hinterteil, was sie jedoch mit einem Jauchzen quittierte.

      Zu dieser Zeit kam der Fremde auf den Hof. Er hatte sich lange Zeit hinter den Schlehdornbüschen versteckt gehalten, nachdem die Kinder ins Haus gegangen waren. Er hatte auch beobachtet, dass die junge Frau in der Mühle verschwand, und hörte dort die Maschinen klappern. Deshalb hielt er es nun für ungefährlich, sich an das Wohnhaus heranzupirschen. Er drückte sich an der Mauer entlang, bis er das Fenster erreichte, hinter dem er die Kinder glaubte. Deutlich vernahm er die hellen Stimmen.

      Vorsichtig spähte er jetzt durch das Glas. Seine Zähne bissen die Unterlippe blutig, und seine Hände zitterten.

      »Katrin!«, flüsterte er und hielt sich am Fensterladen fest. Alles vor ihm schien sich plötzlich im Kreis zu drehen.

      Die Kinder waren so sehr in ihr Spiel vertieft, dass sie den Mann am Fenster nicht wahrnahmen.

      Aber Ingrid sah ihn von der Mühle aus. Sie war hinausgegangen, um einmal nach den Kindern zu schauen.

      Schnell eilte sie auf dem Fremden zu und fasste ihn am Arm. »Was tun Sie schon wieder hier?«, stieß sie hervor. Sie hatte jetzt Angst um die Kinder.

      Schien es nicht ganz so, als interessierten gerade sie diesen Mann?

      Er stützte sich plötzlich mit einer Hand auf ihre Schulter.

      »Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Ingrid. Wieder fiel ihr sein gerötetes Gesicht auf. Seine Augen flackerten.

      »Ich – ich bin krank«, sagte er leise. »Aber ich muss weg.«

      »Nein, das lasse ich nicht zu«, erwiderte Ingrid sehr entschieden. »Ich will wissen, was Sie hier suchen, warum sie sich ausgerechnet hier bei der Mühle herumtreiben. Kommen Sie mit ins Haus.«

      »In der Mühle ist ein Mann. Er darf mich nicht sehen!«

      Ingrid zog den Fremden mit sich. Er wehrte sich nicht mehr dagegen.

      Im Hausflur bat er: »Bitte, bringen Sie mich nicht zu den Kindern. Ich möchte – mit Ihnen sprechen – ja, ich werde mich Ihnen anvertrauen. Bitte, geben Sie mir Gelegenheit dazu. Sie haben wirklich nichts zu befürchten.«

      Ingrid sah ihn einige Sekunden schweigend an, dann schob sie ihn in ein kleines Zimmer, in dem sie ihre Näh- und Flickarbeiten machte und in dem auch ein Sofa stand.

      Im Flur erklang Petras Stimme: »Hallo, Mutti, hast du eben gesprochen? Bist du da?«

      »Bleiben Sie hier drin«, sagte Ingrid mit ernster Stimme. »Machen Sie mir bloß keine Scherereien.«

      Sie eilte hinaus und rief Petra zu: »Ja, ich bin auf einen Sprung zu euch herübergekommen.«

      »Was wolltest du denn da drinnen?«, fragte Petra neugierig.

      »Ich habe mir die Schürze abgebunden«, antwortete Ingrid zerstreut.

      Petra lachte. »Aber du hast sie doch noch um, Mutti!«

      Ingrids Gesicht rötete sich. »Ich wollte sie abbinden. Aber das kann ich ja noch immer tun. Lauf zurück ins Wohnzimmer zu den anderen, ich komme gleich nach und bleibe dann eine Weile bei euch.«

      Petra verschwand, und Ingrid ging noch einmal in das kleine Nähzimmer zurück. Der Fremde saß in einer Haltung auf dem Sofa, als werde er jeden Augenblick zusammenbrechen. Er atmete schwer.

      Ingrid betrachtete ihn besorgt. »Strecken Sie sich aus. Sie brauchen sich nicht zu genieren. Da ich Sie schon mit ins Haus genommen habe, können Sie es sich hier auch bequem machen. Ich muss jetzt erst zu den Kindern gehen, ich habe es meiner Tochter soeben versprochen. Brauchen Sie etwas, kann ich Ihnen noch etwas holen?«

      »Ich habe Durst, furchtbaren Durst.« Die Stimme des Mannes klang matt.

      »Ich bringe Ihnen nachher etwas zu trinken, aber laufen Sie mir in der Zwischenzeit nicht weg, auch wenn es etwas dauern sollte. Oder soll ich Sie lieber einschließen?« Jetzt lächelte Ingrid. »Das würde mir gar nichts ausmachen.«

      »Ich bleibe hier.« Der Mann streckte sich aus.

      Ingrid erkannte, dass er Fieber hatte. Seine Augen flackerten noch immer. Sein Gesicht war gestern noch stark gerötet gewesen, nun sah es verschwitzt aus. Wie lange mochte der Mann sich schon in diesem Zustand herumgetrieben haben?

      Ingrid bemühte sich, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, und ging zu den Kindern. Sie beschäftigte sich ein paar Minuten mit ihnen und nahm dann die erste Gelegenheit wahr, um in der Küche zu verschwinden. Dort stellte sie Wasser auf und bereitete Tee, den sie wenig später zu ihrem Gast trug.

      Er hatte sie nicht gehört. Die Augen waren ihm zugefallen, er atmete unregelmäßig, dann begann er unterdrückt zu husten.

      Ingrid neigte sich über ihn. »Ich habe Ihnen Tee gebracht. Am besten trinken Sie ihn so heiß wie nur möglich, das wird Ihnen guttun.«

      Der Mann öffnete die Augen und schien einige Sekunden zu brauchen, bis er sich zurechtfand. Plötzlich fuhr er hoch. »Ich darf nicht bei Ihnen bleiben. Sie haben mich gebeten, Ihnen keine Scherereien zu machen, aber das kann ich nicht versprechen. Ich bin krank, und – ich werde – ich werde …« Er brach ab.

      Ingrid griff nach seinen Händen. Sie waren sehr heiß. »Was werden Sie? Wollen Sie nicht zu Ende sprechen?«

      »Ich werde – von der Polizei gesucht.«

      Ingrid richtete sich auf. Ihr Gesicht war blass geworden. »Sie sind sehr ehrlich zu mir, aber Sie werden sich gewiss nicht wundern, dass ich jetzt erschrocken bin. Ich lebe mit meinem Kind allein in diesem Haus.«

      »Ich weiß.« Der Mann ließ sich wieder in die Kissen zurückfallen. »Das habe ich beobachtet. Ich treibe mich schon längere Zeit hier herum. – Ich muss jetzt wieder gehen.«

      »Wollen Sie sich mir nicht anvertrauen?«, fragte Ingrid.

      »Ja, das wollte ich zuerst, doch ich möchte Sie nicht in jene Dinge hineinziehen, die mich belasten. Ich habe kein Recht dazu. Ich …« Er brach wieder ab, und es sah aus, als schlafe er ein.

      Ingrid merkte jedoch, dass ihn nur das Fieber schüttelte und ihm anscheinend die klaren Gedanken nahm. Erneut betrachtete sie ihn. Er wirkte nicht besonders gepflegt. Aber das war wohl auch kein Wunder, wenn er sich immerzu im Freien aufhielt. Seine Kleidung war modern, und es sah so aus, als sei sie noch vor Kurzem sehr ordentlich gewesen.

      »Ich muss jetzt zu den Kindern zurück«, sagte Ingrid. »Hier steht der Tee. Trinken Sie ihn gleich. Auch wenn Sie plötzlich Hemmungen haben, sich mir anzuvertrauen – Sie bleiben hier. Ich lasse Sie in diesem Zustand nicht hinaus. Die Kinder gehen jetzt bald aus dem Haus, und meine kleine Tochter begleitet sie. Dann haben wir Zeit, miteinander zu sprechen.«

      »Aber der Mann ist noch immer in der Mühle. Ich will nicht, dass er mich sieht.«

      »Der Mann kommt nicht hierher. Er hat in der Mühle viel Arbeit. Ich werde ihm gleich Bescheid sagen, dass ich ihm heute nicht mehr helfen kann.« Ingrid verließ das kleine Zimmer.

      Sie

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