Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 19
»Ich liebe dich. Und ich will dich nicht verlieren. Denn ich habe erkannt, dass ohne dich alles andere nichts wert ist. Lass uns noch einmal von vorn anfangen«, murmelte sie.
Sebastian seufzte tief. Aber es war kein schweres Seufzen mehr, voller Sorge und Angst, sondern ein frohes, und er staunte selbst, wie nah Glück und Leid beieinanderlagen.
»Ich liebe dich auch!« Und dann küsste er seine Frau, wie er sie noch nie zuvor geküsst hatte.
*
Ein weiterer arbeitsreicher Tag war zu Ende. Viele Patienten hatten sich in die Hände von Dr. Daniel Norden und seinem Sohn Danny begeben, und obwohl die Praxis ihre Pforten längst geschlossen hatte, dachten die beiden nicht daran, nach Hause zu gehen. Sie saßen zusammen, die Köpfe über den unklaren Befund einer Patientin gebeugt, als Wendy zurückhaltend klopfte.
Aus dem anregenden Gespräch mit seinem Sohn gerissen, blickte Daniel irritiert hoch. Im ersten Augenblick wusste er gar nicht, was los war.
»Wendy«, erinnerte ihn sein Sohn grinsend. »Ich schätze mal, sie will nach Hause gehen.«
»Ist sie denn noch hier?«
»Vorhin saß sie zumindest noch da und hat Patientenbriefe sortiert«, erwiderte Danny. »Kommen Sie schon rein, Wendy. Sie wissen doch, dass Sie nicht stören.«
Die Tür öffnete sich, und Wendys Kopf mit der neuen Frisur, die sie sich in der Mittagspause hatte machen lassen, tauchte auf. Den ganzen Tag war Dr. Norden so beschäftigt gewesen, dass ihm die Veränderung gar nicht aufgefallen war.
»Gut sehen Sie aus«, stellte er anerkennend fest, als sie zum Schreibtisch kam. »Irgendwie verändert.« Er musterte sie nachdenklich. Obwohl er sie Tag für Tag sah, konnte er die Veränderung nicht benennen.
»Typisch Mann«, seufzte sie lakonisch. »Hätte ich ein neues Auto, würden Sie das sofort bemerken. Aber eine andere Frisur fällt kaum auf.«
»Doch, doch, natürlich. Ich wusste sofort, dass Sie anders aussehen, viel jünger. Frischer«, bemühte sich Daniel, seinen Fehler wiedergutzu machen, während sein Sohn vor unterdrücktem Lachen fast erstickte.
»Schon gut.« Wendy winkte ernüchtert ab. »Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich jetzt nach Hause gehe.«
»Bitte seien Sie mir nicht böse«, bat Daniel mit treuherzigem Blick noch einmal um Vergebung. »Morgen mache ich es wieder gut.«
Wendy lächelte versöhnlich. Für gewöhnlich war sie nicht so empfindlich. Aber die Bekanntschaft mit Edgar von Platen hatte alles geändert. So aufregend diese Tatsache auch war, so war sich Wendy doch alles andere als sicher, ob ihr diese Veränderung gefiel.
Sie stand im Zimmer und trat nervös von einem Bein auf das andere. Unschwer zu erkennen, dass sie noch etwas auf dem Herzen hatte.
»Können wir noch etwas für Sie tun?«, erlöste Danny sie.
Ein verlegenes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
»Ich wollte nur mal nachfragen, ob in letzter Zeit irgendwelche Diebstähle in der Behnisch-Klinik bekannt geworden sind«, fragte sie so schüchtern, wie Daniel Norden seine treue Assistentin noch nie zuvor erlebt hatte.
Vater und Sohn tauschten irritierte Blicke.
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Danny. »Ich war erst heute da. Aber Jenny hat kein Wort davon gesagt.«
»Ich hab auch nichts gehört.« Daniel sah Wendy forschend an.
Doch die wich dem Blick ihres Chefs aus. »Aber ich hatte vor, nachher noch mal hinzufahren und nach Sebastian Keinath zu sehen. Bei der Gelegenheit kann ich Jenny ja mal fragen.«
Doch Wendy schien es sich inzwischen anders überlegt zu haben.
»Ach, das ist nicht nötig. Wenn etwas passiert wäre, hätte sie ja bestimmt mit Ihnen darüber gesprochen.«
»Mit Sicherheit. Jenny ist in diesen Angelegenheiten sehr penibel und peinlich darauf bedacht, dass der Ruf ihrer Klinik nicht beschädigt wird. Im Falle eines Diebstahls würde sie alle Hebel in Bewegung setzen.«
»Das glaube ich auch.« Obwohl Wendy lächelte, hatte Daniel nicht den Eindruck, dass sie zufrieden war.
Ganz im Gegenteil schien eine Last auf ihrer Seele zu ruhen, und er nahm sich vor, auf jeden Fall mit Jenny Behnisch zu sprechen. Irgendetwas schien seine treue Assistentin zu bedrücken. Und trotz der vielen Arbeit, die Danny und er hatten, wollte er sie auf keinen Fall im Stich lassen.
*
»Sie schlafen ja noch gar nicht«, stellte Dr. Daniel Norden fest, als er kurz nach halb elf endlich leise ans Bett des Sanitäters Sebastian Keinath trat.
»Hallo, Doc.« Sebastians Augen glänzten im gedimmten Licht der Leselampe. »Haben Sie kein Zuhause, oder warum tauchen Sie immer zu den unmöglichsten Stunden in der Klinik auf?«, fragte er scherzhaft.
Diese Frage war nicht unberechtigt. Viel länger als geplant hatte Dr. Norden noch mit seinem Sohn zusammengesessen und die strittigen Fälle diskutiert. Diese Möglichkeit war für beide neu und spannend, und sie nutzten sie begeistert und in aller Ausführlichkeit. Mal abgesehen davon, dass sich die Zahl der Patienten schon durch die parallelen Sprechstunden deutlich erhöht hatte.
»Es war viel zu tun heute«, gab er vage Auskunft. »Geht es Ihnen nicht gut?« Besorgt fragte sich Daniel, ob seine Vermittlungsversuche bei Melina Keinath fehlgeschlagen waren. »Haben Sie Schmerzen?«
»Alles in Ordnung. Deshalb kann ich ja nicht schlafen.« Das Lächeln, das um Sebastians Mund spielte, schien ein glückliches zu sein.
»Das verstehe ich nicht«, gab Daniel offen zu. »Wollen Sie es mir erklären?«
»Das auch. Aber in erster Linie will ich mich bei Ihnen bedanken.« Die Augen des Sanitäters begannen zu strahlen. »Ich bin mir nicht sicher. Aber ich gehe mal davon aus, dass ich es Ihnen zu verdanken habe, dass Melina heute hier war.«
In diesem Moment fiel Dr. Norden ein Stein vom Herzen.
»Es ist wirklich schön, das zu hören«, erklärte er und machte keinen Hehl aus seiner Freude, dass das Ehepaar offenbar auf einem guten Weg war, wieder zusammenzufinden. »Aber Sie müssen mir nicht danken. Man kann keinen Menschen der Welt von etwas überzeugen, das er nicht in sich trägt. Insofern ist der Beitrag, den ich geleistet habe, nur ein ganz kleiner. Im Grunde genommen wollte Melina dieses Leben gar nicht führen. Sie hatte es nur für einen kurzen Moment vergessen.«
»Aber es ist Ihr Verdienst, dass sie sich gerade noch rechtzeitig daran erinnert hat, was ihr wirklich wichtig ist.« Sebastian schluckte heftig an dem Kloß, der ihm im Hals saß. »Dafür haben Sie was gut bei mir«, kehrte er schnell zu seinem Galgenhumor zurück, um der Situation die Rührseligkeit zu nehmen. »Wie wär’s mit einer hübschen Sankerfahrt?« Er hatte kaum ausgesprochen, als sein glückliches Gesicht noch strahlender wurde. »Ach, das hätte ich über all der Aufregung ja fast vergessen. Haben Sie schon gehört, dass ich wieder selbst fahren darf? Die Untersuchungskommission hat festgestellt, dass der Herr, den ich so erschreckt habe, ohnehin stark herzinfarktgefährdet