Tatzelwurm und Donauweibchen. Reinhard Pohanka

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Tatzelwurm und Donauweibchen - Reinhard  Pohanka

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wollte, fielen aber plötzlich lauter Silberstücke aus seiner Hosentasche. Schnell eilte er zurück, um sich auch den Rest des Schatzes zu sichern, wurde aber an der Fundstelle schon vom Rafflmandl erwartet. Dieses hinderte ihn daran, sich noch mehr von der Holzkohle einzustecken, und als der Köhler grob wurde und sich dieses Vermögen mit Gewalt holen wollte, wuchs es ins Riesenhafte heran und packte ihn beim Kragen. Wo er den Schlüssel habe und warum er ihn nicht zurückgebe, wollte das Rafflmandl wissen, und als der Köhler zugeben musste, dass er den Schlüssel noch in seiner Hütte hatte, schleuderte ihn der Kobold in eine Baugrube, sodass er sich das Genick brach. So etwas kann passieren, wenn man die Geschenke des Rafflmandls annimmt, aber dann zu gierig wird.

      Ein andermal fuhr in einer Martinsnacht – der Nacht vor dem 11. November –, wenn alle Kobolde Ausgang haben, ein Fuhrmann mit einem Wagen voller Erz über die Palfau. Bei einer Brücke sah er ein kleines Mandl, das hüpfte am Geländer herum und hinderte ihn daran, über die Brücke zu fahren. Das Mandl grüßte ihn artig und gab ihm einen Auftrag: »Merk auf, Fuhrmann, und schrei auf der Zwieselbrücke in den Wald: ›Das Spitzhütl lässt das Grünhütl schön grüßen und ihm sagen, der Weingart-Martin ist gestorben.‹ Du aber wirst unter der Brücke deinen Lohn dafür finden.«

      Der Fuhrmann erledigte seinen Teil, als er über die Brücke fuhr, und machte sich dann unter der Brücke auf die Suche nach seinem Lohn, fand aber nur einen Haufen alter Hufnägel. Erbost steckte er einige davon ein und machte, dass er nach Hause kam. Als er dort seine Taschen leerte, sah er, dass die Hufnägel aus purem Gold waren, also fuhr er zurück zur Brücke, um sich auch den Rest zu holen, aber den hatte das Rafflmandl längst wieder mitgenommen.

      In der Palfau steht ein Wegekreuz, das an eine Untat des Rafflmandls erinnert. Hier soll es einst den Arbeiter Veit gegeben haben, der zu seiner Liebsten unterwegs war und vom Rafflmandl in Gestalt eines kleinen grauen Männchens aufgehalten und geneckt wurde. Der Bursch revanchierte sich mit Spott und Hohn über die kleine Gestalt, bis diese ins Riesenhafte anwuchs und den Arbeiter vor sich herjagte, bis er tot zusammenbrach. Seine Braut hat dann an dieser Stelle das Veitskreuz errichten lassen.

      Lahnwaberl

      Das Lahnwaberl ist ein weiblicher Kobold und Wassergeist, der in der mittleren Steiermark am Fluss Lahn umgeht. Zu ihren Lebzeiten soll das Lahnwaberl eine berüchtigte Zauberin und Herrin eines Schlosses gewesen sein, das aber in der sumpfigen Lahn versunken ist. Bei Tag zeigt sich das Lahnwaberl als eine seltsame Frau in altertümlicher Tracht mit einem Schlüsselbund am Gürtel, wie sie früher die Beschließerinnen bei Herrschaften getragen haben. Manchmal erscheint sie als Gestalt ohne Kopf, zur Nachtzeit aber zeigt sich das Lahnwaberl als wandelndes → Irrlicht.

      Da das Lahnwaberl durch seine Herkunft viel mit dem Wasser zu tun hat, lauert es seinen Opfern oft an Stegen oder kleinen Brücken auf, die über das Wasser führen. Hier verwehrt es den Passierenden den Weg und steckt ihnen einen Blumenstrauß mit den Worten »Schmeck, Schmeck« unter die Nase. Wenn man aber auf den Scherz eingeht und daran riechen will, so verwandelt sich der Blumenstrauß in lauter Disteln und zerkratzt einem das Gesicht. Besonders abgesehen hat es das Lahnwaberl auf Leichenzüge, die auf einem Steg über ein Gewässer gehen müssen. Dann setzt es sich mitten in den Weg und zwingt so die Sargträger und die Trauernden einen weiten Umweg zu machen. Wenn Leute mit dem Wagen zu einer Mühle fahren wollen, dann setzt sich das Lahnwaberl heimlich hinten auf den Wagen und wird mit der Zeit so schwer, dass die Pferde den Wagen nicht mehr weiterziehen können. Oft ist es auch so gemein, dass es die Säcke mit dem Korn aufbindet und dieses dann hinten vom Wagen auf die Straße rinnen lässt, sodass die Leute, wenn sie an der Mühle ankommen, kein Mahlgut mehr haben.

      Besonders gerne als Opfer hat das Lahnwaberl Kinder. Es lockt sie beim Baden ins tiefe Wasser und verspricht ihnen so allerlei, fasst sie dann aber und drückt sie unter Wasser, bis sie ertrinken. Ganz besonders ist es hinter den noch ungetauften Kindern her. Wenn man ein solches auf einen über ein Gewässer führenden Steg zur Taufe zur Kirche tragen will, so setzt es sich in den Weg und versucht sich des Kindes mit List oder Gewalt zu bemächtigen. Es soll schon vorgekommen sein, das die Mutter oder der Taufpate mit dem Lahnwaberl um das Kind raufen mussten, was oft zum Schaden des Kindes ausgegangen ist, das bei einem solchen Kampf zwischen den Parteien erdrückt wurde. Manchmal bittet es aber in Gestalt einer alten Frau darum, das Kind kurz halten zu können. Gelingt es dem Lahnwaberl, das Kind in seine Hände zu bekommen, so eilt es schnell davon und verschwindet damit im Wasser.

      Manchmal will es die Kinder aber auch nur necken. Einst ging ein Kind statt in die Schule zur Laßnitz, um dort Krebse zu fangen. Tatsächlich konnte es ein kolossales Exemplar herausziehen und in seinen Sack tun. Während es nach Hause eilte, wurde der Sack immer größer und schwerer, sodass es ihn nicht mehr tragen konnte und wegwarf. Als es sich verängstigt davonmachte, drehte es sich noch einmal um und sah, wie das Lahnwaberl aus dem Sack stieg. Das Kind hat seither nie wieder die Schule geschwänzt.

      Das Lahnwaberl kann aber auch gemein und bösartig sein. Einst ging ein Mann im Sausal an einem Teich vorüber, als das Lahnwaberl auftauchte, ihm einen großen Korb auf den Kopf setzte und ihm befahl, diesen bis zum Friedhof von St. Nikolai zu tragen. Mit viel Mühe gelang es dem Mann, den Korb, der unterwegs immer schwerer wurde, bis zur bezeichneten Stelle zu bringen. Als er ihn dort absetzte und auf eine Belohnung wartete, gab ihm das Lahnwaberl eine schallende Ohrfeige und verschwand mitsamt dem Korb.

      Das Lahnwaberl ist auch ein Geld- und Schatzgeist. Einmal bat es einen Bauern aus Groß-St.-Florian, er möge einen Geldbetrag zu einem bestimmten Ort fahren, er dürfe aber seinem Wagen nur zwei ganz schwarze Ochsen vorspannen. Der Mann tat wie geheißen, am Ankunftsort nahm das Lahnwaberl das Geld vom Wagen und verschwand, ohne ihm einen Lohn ausgezahlt zu haben.

      Oft sieht man das Lahnwaberl unter einer Fichte sitzen und auf einer aufgespannten Plane Geld zählen. An allen vier Ecken der Plane stehen dabei riesige schwarze Hunde, die den Schatz bewachen. Eines Tages sah ein junger Bursch das Lahnwaberl bei dieser Gelegenheit und hörte die Worte: »Fass zu, lass aber nichts fallen.« Er hätte sich zwar gerne das Geld genommen, traute sich aber nicht wegen der Hunde. Als er weiterging, hörte er ein Jammern und Klagen, das war das Lahnwaberl, das erlöst hätte werden können, wenn der Bursche den Mut gehabt und sich das Geld genommen hätte. Wäre ihm aber dabei etwas hinuntergefallen, so hätten ihn die Hunde zerfleischt.

      Irrwisch und Irrlicht

      Irrlichter werden auch als Irrwische und in Österreich manchmal als Fuchtelmandl (von umherfuchteln, die Arme bewegen), Kugelmandl oder Buchtelmandl bezeichnet. In manchen Fällen wird auch der lateinische Ausdruck ignis fatuus, »Narrenfeuer«, verwendet. Es sind Lichter, die als kleine Leuchterscheinungen über Seen und Sümpfen zu beobachten sind. Es gibt sie auf der ganzen Welt und es hat sich in allen Kulturen die Meinung durchgesetzt, dass es sich dabei um die Seelen umgehender, also noch nicht ins Jenseits gelangter Verstorbener handelt. Sie erscheinen als kleine blaue Flämmchen oder kleine Feuer besonders auf sumpfigem Gelände, und man gab ihnen in früheren Zeiten den Namen Irrlichter, weil man annahm, dass sie den Wanderer in dunkler Nacht in die Irre führten, weil sie ihm vorgaukelten der Schein eines Hauses oder Herdfeuers zu sein. Diese Auffassung verband sich mit dem Glauben, dass es die ziellos umherirrenden Seelen von auf der Erde gebundenen Toten, besonders ungetaufter Kinder sind, die hier auf ihre Erlösung warten. Deshalb soll man in ihrer Gegenwart beten, dann kommen sie nahe heran, aber man darf in ihrer Gegenwart nicht fluchen, denn dann entfernen sie sich wieder. Irrlichter kann man erlösen, wenn man sie anspricht. Tut man es nicht, so erhält man eine Ohrfeige.

      Es gibt wissenschaftliche Erklärungsversuche für Irrlichter. Eine Möglichkeit ist, dass es sich um natürliche, von Bakterien oder Pilzen herrührende Effekte handelt, hervorgerufen etwa durch den Speisepilz Hallimasch oder leuchtende Insekten. Zu sehen ist dabei ein Leuchten, das für mehrere Sekunden

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