Tatzelwurm und Donauweibchen. Reinhard Pohanka

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Tatzelwurm und Donauweibchen - Reinhard  Pohanka

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      Die Flämmchen der Irrlichter sind oft einige Zentimeter hoch und leuchten wenige Sekunden lang ohne Rauchentwicklung schwach bläulich, gelegentlich auch grünlich, selten werden Rot- oder Orangetöne beschrieben.

      In den Sagen gibt es noch andere Erklärungen für das Erscheinen der Irrlichter. Grenzsteinfrevler müssen nach dem Tod als feuriges Fuchtelmandl beim von ihnen versetzten Grenzstein stehen, auch die armen Seelen von Selbstmördern, Doppelmördern und reuelos Hingerichteten werden zum Fuchtelmandl.

      Im roten Moos an der Straße von Windischgarsten nach Spital wurden einst die Leichen von Selbstmördern begraben. Ihre Seelen gehen dort als Irrlichter um und ziehen jeden ins Moor hinein, der ihnen nahekommt. Manche Leute sahen sie in langen, weißen Gewändern umherschweben und hörten ein jämmerliches Geheul.

      Auch den Andersreligiösen werden die Irrlichter zugeschrieben. Zwischen Pichlwang und den Siebenmühlen befindet sich die »lutherische Wiese«. Hier liegen Protestanten begraben, die in der Vorstellung der Katholiken nicht erlöst werden können und als »Lichtel« umgehen müssen. Irrlichter können auch ins Haus hereinkommen. Ein Knecht schnitt einmal abends auf einem Futterstock, da setzte sich ein Irrlicht auf den Stock, sodass er nicht weiterarbeiten konnte. Der Knecht erschrak so sehr darüber, dass er sich ins Bett legen musste und wenige Tage darauf starb.

      Korngeister

      Korngeister werden als Dämonen angesehen, die in Kornfeldern, aber auch in den Feldern anderer Ackerfrüchte ihr Unwesen treiben. Entstanden dürfte die Vorstellung der Korngeister aus der Existenz der ältesten Götter überhaupt sein, der Vegetationsgötter der frühen Ackerbauern, also bereits im Zuge der neolithischen Revolution im 10. Jahrtausend vor Christus. Diese waren zunächst Götter zum Schutz und Gedeihen der Feldfrüchte, später wurden sie zu Schreckgestalten, um Kinder daran zu hindern, in die Felder zu laufen und das Korn zu verderben. Das Wogen des Korns wird als Beweis für die Anwesenheit eines Korndämons gesehen und findet sich in Redensarten wie »Die Kornmutter ist im Feld« wieder. Diese Kornmutter hat die Gestalt eines alten Weibes und soll feurige Finger und mit glühenden Eisenspitzen versehene Brüste haben, die so lang sind, dass die Kornmutter sie über ihre Schultern werfen kann. Dieses Merkmal hat sie mit vielen weiblichen Alben gemein und erinnert als Symbol der nährenden Erdmutter an die vielbrüstige Artemis von Ephesos. Kinder, die ihr im Kornfeld begegnen, drückt die Kornmutter gewaltsam an sich und zwingt sie aus ihren Brüsten zu trinken, aus denen giftiges Blut kommt. Weigern sich die Kinder, so schlägt sie ihnen die Brüste um die Ohren, bis sie gehorchen, oder sie reißt ihnen gleich den Kopf ab. Sie findet auch Gefallen daran, die Kinder zu quälen. Sie bestreicht sie mit Teer, zwickt sie mit Zangen, sticht sie mit Halmen oder haucht sie mit ihrem giftigen Atem an, sodass sie anschwellen und sterben müssen. Es ist für die Bauern notwendig, den Korngeistern zu opfern, daher bleibt bei der Ernte die letzte Ähre oder das letzte Kornbüschel auf dem Feld stehen, eine Erinnerung an die Gaben an die früheren Vegetationsgötter.

      Eine Sonderform des Korngeistes ist der Bilwiss, den schon der mittelalterliche Dichter Wolfram von Eschenbach (um 1160/80 – um 1220) erwähnt hat und der je nach Region als mildtätiger, aber auch als rachsüchtiger Korndämon angesehen wird, der die Ernte fördern oder verderben kann. Er ist im gesamten deutschen Sprachraum bekannt, wobei er die unterschiedlichsten Formen und Gestalten annehmen kann. Der Name Bilwiss hängt mit der Bil zusammen, einer alten nordischen Mondgöttin. Der Bilwiss dürfte eine volkstümliche Variante eines älteren germanischen Fruchtbarkeitsdämons sein und wird mit den schadenbringenden Kräften des abnehmenden Mondes in Verbindung gebracht. Später wurde als Bilwiss oder Bilsenschnitter der Teufel oder ein mit ihm verbündeter Mensch betrachtet, welcher mit kleinen, an den Zehen befestigten Sicheln die besten Halme wegmäht, damit das Korn dünn steht.

      In Kärnten versteht man unter dem Bilwiss einen Dämon, der mit der Windsbraut dahinzieht und Rheuma und Gliederreißen verursacht, in Tirol tritt er unter dem Namen Wille weis auf.

      3.

      Wassergeister

      Wassermann

      Teiche, Tümpel, Flüsse, Brunnen oder Seen waren in allen Zeiten für den Menschen gefährliche Orte. Sie galten als der Sitz göttlicher und dämonischer Mächte und die spiegelnde Oberfläche der Seen war der Zugang zur Unterwelt oder zur keltischen Anderswelt. Deshalb finden sich an diesen Orten oft Opferstätten aus verschiedensten Zeiten und Kulturen. Diese gehen auf die Vorstellung zurück, dass man durch Brunnen und Seen Zugang zur Welt der Götter und Heroen bekommen kann. Daher springen Goldmarie und Pechmarie in einen Brunnen, um zu Frau Holle, der Göttin Hulda der Germanen und Slawen, zu gelangen.

      Bereits in den antiken Religionen und bei den Kelten und Germanen gab es Opferkulte an Brunnen und Seen, man warf hier kleine Gegenstände und Figürchen hinein, um die Götter auf der anderen Seite gnädig zu stimmen. Der Taufritus der christlichen Kirchen orientiert sich an der Göttlichkeit und der reinigenden Kraft des Wassers. Als man im Mittelalter im Zuge der Christianisierung die Teich- und Gewässerkulte verboten hatte, lebten die Götter der Gewässer als Wassergeister weiter und haben sich in Legenden und Sagen erhalten. Erstmals werden Wassergeister im 10. Jahrhundert beim Benediktinermönch und Antiken-Übersetzer Notker dem Deutschen erwähnt. Konrad von Würzburg, deutscher Lyriker und Dichter gegen Ende des 13. Jahrhunderts, nennt erstmals die Wazzernixe. Überliefert wurden auch die Geschichten von Wassermuhme, Hakelnixe, Donauweibchen, Brunnenmutter, Nix, Nickert, Nöck, Weiher- und Brückenmann und der am weitesten verbreitete Naturgeist, der Wassermann.

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      Im Volksglauben ist das Verhältnis zu diesen Naturgeistern ein zwiespältiges. Zum einen gelten sie als gefährlich und bösartig, was daher kommen mag, dass die älteste ihnen zugeschriebene schadenstiftende Wirkung das Rauben von kleinen Kindern und das Unterschieben eines → Wechselbalges war. Zum anderen finden sich viele Vorstellungen, in denen nicht der Storch die Kinder bringt, sondern dass diese aus den Brunnen herauskommen, also die Fruchtbarkeit des Wassers auf das neue Leben übertragen.

      Die Herkunft des Wassermannes, dessen mittelalterlicher Name als Nix, Neck, Nöck oder auch Nickert überliefert wird, kommt vom althochdeutschen nihhus, niccus oder nichessa, das Wassergeist bedeutet. Eine andere Ableitung sieht die Herkunft des Namens im lateinischen necare (töten) oder im altenglischen nicor, das den Wasserdämon bezeichnet.

      Diese Wassergeister, zu denen auch der Wassermann zu zählen ist, scheinen ein Erbe der keltischen Zeit zu sein. Von den Kelten ist die Verehrung von Gewässern belegt und es wurden dabei auch Tümpel, Moore, Teiche und Flüsse miteinbezogen. Für die Kelten sind Flussgottheiten schriftlich bezeugt, im Gegensatz zu den stets männlichen Flussgottheiten der Römer sind sie oft weiblich, wenngleich auch männliche nachgewiesen sind. So waren die Götter des Rheins (Rhenus pater) und der Donau (Danuvius) männlich, dagegen wurden die Marne (Matrona) und die Seine (Dea sequana) als Muttergottheiten verehrt. Auch die Germanen kannten Wassergottheiten und haben ihnen an den Flüssen Opfergaben dargebracht, vermutlich gehörten auch Menschenopfer dazu. Ein Beleg dafür könnte die Geschichte vom Märtyrer Florian in Lauriacum (Lorch bei Enns) sein. Florian, dessen Name von florere (blühen) abgeleitet werden kann, wurde vom römischen Statthalter Aquinius (der im Namen dem Aquarius, dem Wassermann, sehr nahekommt) in die Enns gestoßen und ertränkt, was man als Andenken an ein keltisches Fruchtbarkeitsopfer deuten könnte. Auch in der Völkerwanderungszeit ließ der gotische Feldherr Gainas am Ende des 4. Jahrhunderts seine römischen Gefangenen einem Fluss opfern.

      An die Zeit der Christianisierung der Kelten in Westeuropa lässt die Sage vom Wassermann

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