Heinrich der Seefahrer. João de Barros
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Heinrich der Seefahrer - João de Barros страница 13
Warum erhielt Prinz Heinrich von der Nachwelt den Beinamen »der Seefahrer«, obwohl er persönlich doch an keiner der Entdeckungsfahrten teilgenommen hatte, sondern lediglich an den drei Feldzügen gegen Ceuta, Tanger und Alcácer Ceguer? Und aus welchen Gründen übernahm er niemals selbst das Kommando über eins der von ihm nach Afrika ausgesandten Schiffe? Manche Historiker weisen darauf hin, dass es für Prinz Heinrich zu seiner Zeit genauso undenkbar gewesen wäre, an einer seiner Expeditionen teilzunehmen, wie heutzutage für den Präsidenten der USA, in einer Raumkapsel in den Weltraum zu fliegen.78 Außerdem verweist John Ure darauf, dass zu Lebzeiten des Prinzen mit Seefahrten immer noch ein gewisser »gesellschaftlicher Makel« verbunden war.79 Rücksichten auf die höfische Etikette und auf seinen fürstlichen Status hätten Heinrich daran gehindert, an den Expeditionsfahrten teilzunehmen: »Die natürliche Ordnung der mittelalterlichen Gesellschaft machte es undenkbar, dass Prinz Heinrich sich der Würdelosigkeit einer langen Seereise unterzog.«80
Wenn so der Beiname »der Seefahrer« auch nicht ganz passend zu sein scheint, trägt ihn Heinrich doch insofern zu Recht, als sein unbändiges Interesse an Entdeckungen gleichsam der springende Funke war, der – einem sich ausbreitenden Feuer gleich – genügte, »um vierhundert Jahre europäischer Entdecker- und Forschertätigkeit in Gang zu setzen«.81
Unabhängig von der Frage, ob die Triebfeder der portugiesischen Expansion allein in der Person Heinrichs oder eher in kollektiven Kräften (Zeitgeist, Kreuzzugsmentalität, Handelsinteressen etc.), denen Heinrich durch sein Handeln lediglich Ausdruck verlieh, zu suchen ist, bleibt festzuhalten, dass kein anderer in der Geschichte der größten Entdeckernation der Welt an die Bedeutung Heinrichs des Seefahrers heranreicht. Seinem Forscherdrang und seiner Wissbegierde war es zu danken, dass das kleine Portugal innerhalb eines knappen Jahrhunderts »zwei Drittel der Welt dem europäischen Handel (…) eröffnen und diesen Handel auch noch (…) beherrschen« konnte.82 Die Entdeckungsfahrten, die Heinrich von Sagres aus organisierte, hatten den Grundstein gelegt für das portugiesische Weltreich, dessen wichtigste Stationen in chronologischer Reihenfolge waren:
Die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung durch Bartolomeu Dias im Jahr 1488, Vasco da Gamas Reise an die Ostküste Afrikas, nach Mosambik und nach Indien in den Jahren 1497–1499, die Entdeckung Brasiliens durch Pedro Álvares Cabral 1501, die Eroberung Goas und Malakkas durch Albuquerque 1510 bzw. 1511, die Einnahme der Insel Ormuz im Jahr 1515 und die Besetzung von Bombay im Jahr 1534 und von Macao im Jahr 1557.
Über Heinrich den Seefahrer ist eine Vielzahl von Biografien erschienen, die diese außergewöhnliche Persönlichkeit unter den verschiedensten Aspekten beleuchteten.
Bei dem hier vorliegenden Band nun handelt es sich jedoch um keine Biografie im herkömmlichen Sinne, vielmehr soll dem Leser in Form einer historischen Dokumentation anhand zeitgenössischer und früher Berichte ermöglicht werden, sich selbst ein Urteil über Heinrich den Seefahrer und sein Zeitalter zu bilden.
Um den Charakter der Dokumentation zu wahren, wurden im Übrigen an einigen Stellen die unterschiedlichen und voneinander abweichenden Schreibweisen für Namen und geografische Bezeichnungen beibehalten, so wie sie zu Zeiten der Chronisten gebräuchlich waren.
Rudolf Kroboth
1 (Edgar Prestage, Die portugiesischen Entdecker, Wien, Bern, Leipzig 1936, S. 7)
2 Diffie, Foundations of the Portuguese Empire. S. XV.
3 Diffie, a.a.O.
4 Zur Formationsgeschichte Portugals vgl. Salentiny. Aufstieg und Fall des portugiesischen Imperiums. S. 9 ff.; G.G. Kinzel, Die rechtliche Begründung der frühen portugiesischen Landnahmen, S. 1 ff.
5 Zu den wirtschaftlichen Motiven wie Währungsproblemen aufgrund des Goldmangels etc. vgl. Salentiny, a.a.O., S. 21 ff.
6 Diffie, a.a.O., S. XIV.
7 E. Prestage, Die portugiesischen Entdecker, S. 9.
8 Diffie, a.a.O., S. 21 f.
9 Prestage, a.a.O., S. 10.
10 Hierzu und zum Streit zwischen Portugal und Kastilien um
diese Inselgruppe vgl. Diffie, a.a.O., S. 27 ff.
11 Prestage, a.a.O., S. 12/13.
12 Diffie, a.a.O., S. 37 ff.
13 Prestage, a.a.O., S. 15.
14 Diffie, a.a.O., S. 39 ff.
15 R. Romano, Die Grundlegung der modernen Welt, S. 69 ff.
16 Zitiert nach Prestage, a.a.O., S. 19.
17 Diffie, a.a.O., S. 45.
18 Zitiert nach Diffie, a.a.O., S. 52.
19 Diffie, a.a.O., S. 45 u. 53.
20 Diffie, a.a.O., S. 53.
21 Prestage, a.a.O., S. 15.
22 Zitiert nach Prestage, a.a.O., S. 23.
23 Prestage, a.a.O., S. 54 ff.
24 Prestage, a.a.O., S. 55.
25 Prestage, a.a.O., S. 56.
26 Vgl. Diffie, a.a.O., S. 58; Kinzel, a.a.O., S. 241 ff.
27 Diffie, a.a.O., S. 57 f.; Salentiny, S. 40 ff.
28 So der Titel der Heinrich-Biografie von A. Born: Alexander Born, Hinaus über das Ende der Welt. Heinrich der Seefahrer, München 1980.
29 J. Ure, Heinrich der Seefahrer, S. 64 f.
30 Diffie, a.a.O., S. 64 ff; zur völkerrechtlichen Komplexität dieser Frage und zu den entsprechenden Papst-Bullen vgl. Kinzel, a.a.O., S. 220 ff., S. 241 ff.
31 Eine league entspricht 4,8 km.
32 Diffie, a.a.O., S. 67.; Salentiny, a.a.O., S. 42 ff.; zur Bedeutung der Umschiffung von Kap Bojador in Bezug auf die damaligen Weltvorstellungen vgl. Salentiny, a.a.O., S. 30 ff., und G. Hamann, Der Eintritt der südlichen Hemisphäre, S. 49 ff.
33 Diffie, a.a.O., S. 70 ff.; Ure, a.a.O., S. 77 ff.
34 Zur Diskussion um das Tanger-Unternehmen vgl. Kinzel, a.a.O., S. 189 ff.
35 Diffie, a.a.O., S. 70.
36 Kinzel, a.a.O., S. 211 f.
37 Kinzel, a.a.O., S. 224.
38 Einzelheiten siehe Ure, a.a.O., S. 84 ff.; Kinzel, a.a.O., S. 232 f.
39 Vgl. hierzu Ure, a.a.O., S. 91 ff.
40 Zitiert nach Kinzel, a.a.O., S. 248.
41 Ure, a.a.O., S. 95.
42 Diffie, a.a.O., S. 113 ff.