Heinrich der Seefahrer. João de Barros

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Heinrich der Seefahrer - João de Barros Edition Erdmann

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den portugiesischen Geschäfts- und Handelszentren Lissabon und Oporto aus, bereits im 12. Jahrhundert ein reger Seehandel mit dem Norden Europas und den Mittelmeerländern getrieben wurde. Auch besaß Portugal schon unter Alfons I. (1139–1185) eine, wenn auch noch recht kleine, Kriegsflotte, die immer wieder in Gefechte mit maurischen Geschwadern verwickelt war und mit deren Hilfe es gelang, die Herrschaft der Araber im Rahmen der portugiesischen Reconquista Zug um Zug nach Süden zurückzudrängen. Und im Jahr 1189 beteiligte sich König Sancho I. (1185–1211) mit 40 Galeeren an einer Kreuzfahrerflotte, die den Süden Portugals von den Mauren befreien sollte.7 Einen großen Schritt nach vorn machte die portugiesische Kriegs- und Handelsmarine unter König Diniz (1269–1325), dem wohl bedeutendsten portugiesischen Herrscher im Mittelalter. Um den Schiffsbau zu fördern, ließ er nicht nur bei Leira einen Fichtenwald zur Beseitigung des Holzmangels anlegen, sondern er rief im Jahr 1293 auch eine Schiffsversicherungsgesellschaft, die bolsa, ins Leben, aus der sich später die feitora, die lange Zeit führende portugiesische Überseehandelsgesellschaft, entwickelte.8 Neben einer Reihe von Steuerprivilegien, die er dem Handelsbürgertum gewährte, fiel in diesem Zusammenhang auch ins Gewicht, dass er die Schiffsbauer in den Ritterstand erhob. Dieser Beruf war also fortan mit einem außerordentlichen gesellschaftlichen Prestige und einem hohen sozialen Status verknüpft, was natürlich dazu führte, dass sich dieser Gewerbezweig besonders stark entwickelte. Und schließlich schuf König Diniz das Amt des Admirals, des Befehlshabers der Kriegsflotte, dessen Inhaber er ebenfalls mit großen Privilegien ausstattete. Betraut mit diesem Amt wurde ein Genueser namens Manoel Pezagno, der als Seefahrer in einem guten Ruf stand. Überhaupt war Genua damals die führende Seemacht, deren Kapitäne auch von den Königen Kastiliens und Frankreichs mit der Organisation ihrer Flotten beauftragt wurden.9

      Genueser, die mit besagtem Admiral nach Portugal gekommen waren, waren es auch, die die erste aktenkundige Ozeanfahrt unter portugiesischer Flagge anregten: Am 1. Juli 1341 brachen drei Schiffe zu den Kanarischen Inseln auf, die im Altertum als die »Glücklichen Inseln« bekannt und 1270 von dem Genueser Malocello neu entdeckt worden waren.10 Die portugiesische Expeditionsflotte besuchte auf dieser Fahrt die Inseln Fuerteventura, Gran Canaria, Ferro, Gomera und Teneriffa; einige Chronisten vermuten sogar, dass anlässlich dieser Expedition auch die Azoren erreicht wurden. Im November desselben Jahres trafen die drei Schiffe wieder in Lissabon ein, ohne allerdings eine nennenswerte Beute mitzubringen. Wenn dieser ersten Entdeckungsfahrt vorläufig keine weitere folgte, dann lag das vor allem daran, dass Papst Clemens VI. (1342–1352) – nach mittelalterlichem Recht oblag es der päpstlichen Gewalt, über neu entdeckte und bislang unbesetzte Länder zu verfügen – im Jahr 1344 die Kanarischen Inseln dem Grafen Luis de la Cerde, einem Verwandten des Königshauses von Kastilien, gegen eine jährlich zu entrichtende Tributzahlung verlieh.11 Hinzu kam, dass der fortdauernde Krieg gegen die Mauren den vollen Einsatz der portugiesischen Flotte verlangte.

      In der Folgezeit wurde unter den Königen Pedro I. (1357– 1367), der ausländischen Kaufleuten weitgehende Handelsprivilegien einräumte und somit Portugal zu einem Zentrum des europäischen Handels machte, und Ferdinand I. (1367–1383) die Kriegs- und Handelsflotte Portugals stetig ausgebaut und verbessert. Als jedoch Ferdinand I. vor dem Hintergrund der anhaltenden Erbfolgestreitigkeiten mit Kastilien immer mehr Geld in die Kriegsmarine steckte, stieß er mit dieser Politik auf den Widerstand der cortes, des ständisch verfassten Parlaments Portugals, in dem die Stimme des Handelsbürgertums ein großes Gewicht hatte. Beklagt wurde vom Parlament neben der Vernachlässigung der Handelsschifffahrt auch die Steuer- und Zollpolitik des Königs, die aus der Sicht des Handelsbürgertums nur den Adel und den Klerus und obendrein auch noch die ausländischen Kaufleute begünstigte. Da die Volksvertreter mit dem Steuerbewilligungsrecht ein wirksames Druckmittel in der Hand hatten, musste Ferdinand I. ihrem Begehren nach einer stärkeren Förderung der einheimischen Handelsschifffahrt schließlich nachgeben. 1377 gewährte er der portugiesischen Kaufmannschaft einen großzügigen Privilegienbrief, eine Maßnahme, die er drei Jahre später mit der Gründung einer Schifffahrtsgesellschaft, der Companhia das Naus, ergänzte. Beide Entscheidungen waren für die Zukunft der portugiesischen Seefahrt von größter Wichtigkeit: Mit dem Privilegienbrief erhielten die Handelsschifffahrt und der Handelsschiffsbau ein ganzes Bündel weitreichender Begünstigungen zugesprochen, das von der Gewährung von Steuer-und Zollfreiheit in bestimmten Fällen bis hin zu der Erlaubnis reichte, für den Bau von Schiffen über 100 Tonnen Holz in den königlichen Forsten kostenlos schlagen zu dürfen. Hauptzweck der neu geschaffenen Schifffahrtsgesellschaft war die Einrichtung eines genossenschaftlichen Versicherungsfonds, auf den die Reeder zurückgreifen konnten, wenn eins Schiffe auf See verloren gegangen war.12 Angesichts dieser Maßnahmen verlegten sich viele Portugiesen auf die Handelsschifffahrt, versprach eine Betätigung auf diesem Felde doch reichen wirtschaftlichen Gewinn. Und in der Tat erlebten in den Jahren nach 1380 der portugiesische Seehandel und die Handelsflotte einen ungeheuren Aufschwung, eine Entwicklung, in deren Verlauf viel Geld in das Land strömte und die Wirtschaft Portugals insgesamt aufblühte. Auch der König, dem der Ausbau der Handelsflotte von den cortes zunächst hatte abgerungen werden müssen, zog daraus einen Nutzen, denn die Handelsschiffe, deren Größe mit der Ausweitung des Handels ständig zunahm, konnten in Kriegszeiten auch militärisch eingesetzt werden. Freilich erlitt die Flotte Portugals durch Ferdinands Dauerkrieg gegen den Rivalen Kastilien so schwere Verluste, dass sein Nachfolger auf dem portugiesischen Königsthron, Johann I. (1385–1433), Jahre brauchte, um sie wieder zu reorganisieren.13

      Das Zeitalter Heinrichs des Seefahrers

      Die Eroberung Ceutas im Jahre 1415

      Nach Beendigung des Erbfolgekrieges gegen Kastilien in der für die Portugiesen mit einem entscheidenden Sieg endenden Schlacht von Aljubarrota im August 1385 und der nachfolgenden inneren Konsolidierungsphase unter der neuen Dynastie der Aviz, die mit Johann I. an die Macht gekommen war14, schickte sich Portugal im Jahr 1415 an, seiner Expansionspolitik neue Horizonte abzustecken und über die Straße von Gibraltar hinausgreifend auf dem afrikanischen Festland Fuß zu fassen. In diesem Jahr wurde das maurische Ceuta von einem portugiesischen Expeditionskorps im Handstreich erobert, wobei Prinz Heinrich zum ersten Mal ins Rampenlicht der Geschichte treten sollte.

      Zu Beginn des 15. Jahrhunderts fand Portugal für eine aktive Afrikapolitik außerordentlich günstige Voraussetzungen vor: Kastiliens außenpolitischer Spielraum war zu der Zeit stark eingeengt durch innere Machtkämpfe mit dem Adel, und da England und Frankreich durch den Hundertjährigen Krieg15 die Hände gebunden und die italienischen Stadtstaaten in gegenseitige Rivalitäten verstrickt waren, hatte Portugal – zudem gestützt auf den endgültigen Friedensschluss mit Kastilien aus dem Jahre 1411 – Energien frei für eine erfolgreiche Südexpansion.

      Mit einem Feldzug gegen die muslimischen Mauren wollte Johann I. unter anderem Verfehlungen wiedergutmachen, derer er sich im Krieg gegen seinen »christlichen Bruder«, den König von Kastilien, schuldig gemacht zu haben glaubte. Wie uns der Chronist Zurara berichtet, meinte er, dafür am besten Buße tun zu können, »wenn er seine Hände im Blut der Ungläubigen wusch«.16 Nach reiflichem Überlegen wurde am Königshof zu Lissabon schließlich beschlossen, zu diesem Zweck Ceuta anzugreifen, die Stadt, von der aus die muslimischen Omaijaden im Jahr 711 auf die Iberische Halbinsel vorgedrungen waren. Diffie zufolge war diese Entscheidung das »wichtigste Ereignis der Regierungszeit Johanns I., wenn nicht sogar der gesamten portugiesischen Geschichte«.17 Denn die Eroberung Ceutas bildete den Auftakt zur Schaffung des portugiesischen Überseereiches, und sie war gleichsam ein Vorspiel zu den späteren Atlantikerkundungen. Freilich war König Johann dieser Entschluss alles andere als leicht gefallen: Er befürchtete, der Fall Ceutas würde das islamisch-maurische Restkönigreich Granada im Süden Spaniens, das erst 1492 von Kastilien endgültig besiegt werden sollte, vom Nachschub der Hilfstruppen aus Afrika abschneiden und dann Portugals Erzrivalen, den König von Kastilien, ermuntern, nicht nur Granada, sondern auch Portugal mit Krieg zu überziehen. In seiner Crónica de Ceuta bestätigt Zurara ausdrücklich die Bedenken Johanns, die kastilische Front zu entblößen, wenn er ihm folgende Worte

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