Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Du warst wundervoll«, flüstert Amelie begeistert.
Er blickt rasch zu ihr hin, begegnet ihren blauen strahlenden Augen und wendet sich wortlos wieder ab.
»Willst du heimfahren und noch zwei Stunden schlafen?« fragt er sie. »Oder kochst du uns einen starken Kaffee? Ich bleibe hier.«
»Ich auch«, sagt sie energisch und hastet davon. Im Ärztezimmer bereitet sie den Kaffee und deckt den Tisch für alle, die an der Operation teilgenommen haben.
Als Martens mit seinem Stab erscheint, nickt er zufrieden und läßt sich als erster nieder. Nach ein paar Schlucken sagt er schmunzelnd: »Schmeckt gut, Amelie. Daß du auch hausfrauliche Talente hast«, stellt er verwundert fest.
Amelie schürzt die Lippen.
»Was gehört schon dazu, eine Tasse anständigen Kaffee zu kochen? Zu einer Herzoperation gehört viel mehr.«
Da hat sie das richtige Thema getroffen. Sofort verwickelt Martens die anwesenden Ärzte, aus deren Gesichtern langsam die Spannung weicht, in ein Fachgespräch.
Stumm hört Amelie zu und stellt fest, daß ihr Onkel kein bißchen überheblich ist, wie sie ihn zuerst eingeschätzt hat. Man sieht ihm aber die Genugtuung an, einem Menschen das Leben gerettet zu haben.
Er schließt mit einem befriedigenden Seufzer:
»Immer freue ich mich, wenn es mir gelungen ist, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.«
Er sieht sich im Kreise um. »Wer übernimmt die Wache bei dem Operierten?«
»Ich!« ruft Amelie spontan.
Ihr entschlossener Gesichtsausdruck sagt ihm, daß jedes Dagegenreden zwecklos ist.
»Gut! Ich gebe dir noch einige Anweisungen. Zunächst sehe ich mir den Mann noch einmal an. Brauchst du mich, findest du mich in meinem Zimmer.«
Damit ist das kleine Kaffeestündchen vorbei, und jeder kehrt zu seinen Pflichten zurück.
Amelie geht neben ihrem Onkel zu dem Zimmer, in dem auch sie einmal gelegen hat.
Wie hatte sie ihn nur einmal in Gedanken grausam nennen können? Ist er nicht ein unermüdlicher Helfer?
»Alles soweit in Ordnung.« Der Professor richtet sich von dem Krankenbett auf. »Ist was los, weißt du Bescheid.«
Amelie kommt ins Träumen. Was für ein ereignisreicher Tag! Zuerst die Überraschung, daß Onkel Matthias sie ausführen wollte, die schönen Stunden beim Sekt in fröhlicher Gesellschaft und anschließend die Operation. Ihr Onkel war stets völlig Herr der Situation dann gewesen.
Alles klingt in ihr nach, die Freude und auch die unerhörte Spannung, unter der sie alle gestanden haben.
Wenn sie einmal sehr krank würde, keinem als Onkel Matthias würde sie sich bedingungslos in die Hände geben.
Wenn sie es recht bedenkt, hat er ihr schon einmal das Leben gerettet. Als Ärztin weiß sie selbst, daß es auch bei einer Milzoperation auf Leben und Tod geht.
Sie seufzt. Wenn er doch immer so bliebe, wie sie ihn in der Nacht kennengelernt hat. Ihr Herz klopft stärker. Natürlich kommt das von dem starken Kaffee, redet sie sich ein.
*
Erst am Nachmittag kehrt Amelie heim. Babette empfängt sie mit vor Neugier glänzenden Augen.
»Ein Paket ist für Sie abgegeben worden, Amelie.«
»Aus Übersee?« fragt sie, da sie sonst keinen wüßte, der ihr etwas schicken könnte.
Sie eilt die Treppe empor, nachdem Babette ihr versichert hat, es sei nicht aus dem Ausland.
Ein großer Karton steht in ihrem Wohnzimmer auf dem Tisch. Mit Erstaunen betrachtet sie ihn und liest die Adresse: »Modehaus Zander« lautet der Absender.
Sie löst die Schnüre und hebt den Deckel ab. Vor ihr liegt ein Abendkleid in zartlila, eine vollständige Abendrobe mit Schuhen und Handtasche sowie langen Handschuhen.
Wie angewurzelt steht sie vor der Pracht. Dann ruft sie nach Babette, die sofort angelaufen kommt.
»Was gibt es denn?«
Amelie hält ihr das bezaubernd schöne Kleid entgegen, und dabei fällt eine Karte heraus.
»Dein Geburtstagsgeschenk von Onkel Matthias!«
Sie läßt sich sprachlos auf den nächsten Stuhl fallen.
»Das kann doch nicht möglich sein«, murmelt Babette, die die Karte mitgelesen hat. Sie dreht sich Amelie zu. »Und Sie haben kein Wort verlauten lassen, daß Sie gestern Geburtstag hatten. Wußte es denn der Professor?«
Amelie schüttelt den Kopf, und Babette jammert weiter:
»Keinen Geburtstagskuchen, kein festliches Mittagessen!« Kopfschüttelnd geht sie aus dem Zimmer. Sie wird Amelie jetzt einen besonders netten Kaffeetisch decken und die roten Rosen dazustellen. Ob die wohl auch vom Professor sind?
Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Sollte sich der Professor ihre Worte zu Herzen genommen haben?
Amelie hängt die Pracht vorsichtig in ihren Schrank und legt die Kleinigkeiten, die das Abendkleid ergänzen, in die Schubfächer.
Am Abend, als sie ausgeruht das Krankenhaus betritt, um ihren Dienst zu beginnen, sucht sie zuerst ihren Onkel auf.
»Na?« fragt er, als sie zaghaft näher kommt. Sie reicht ihm die Hand.
»Ich danke dir für das wunderschöne Kleid mit Zubehör.«
»Hat es dir wenigstens gefallen?« fragt Martens.
»Es ist wunderschön, Onkel Matthias. Du hast einen guten Geschmack entwickelt.«
»Der Dank dafür gebührt Manila Rietberg.«
Amelie ist zumute, als würde ihr ein Kübel Wasser über den Kopf gegossen. Er hat es nicht selbst ausgewählt, hat einfach jemanden damit beauftragt. Und ausgerechnet Manila, die sie nicht leiden kann!
Jetzt mag sie das Kleid nicht mehr leiden. Wortlos verläßt sie sein Zimmer.
Was Martens ihr verschweigt, ist, daß er Manila zufällig im »Modehaus Zander« getroffen hat und daß sie ihm ein anderes Kleid aufschwatzen wollte, das er für Amelie durchaus nicht passend fand.
Selbst auf die Gefahr hin, sich Manilas spitzer Zunge auszusetzen, hatte er jede Kleinigkeit mit Sorgfalt gewählt, und es hatte ihm riesigen Spaß gemacht. Vor Amelie aber hätte er nie eingestanden, daß er, der Mann, dem die Frauen doch gleichgültig sind – was er stets zu betonen pflegte –, sich um solche Sachen höchstpersönlich bemüht hat.
Es ist ihm jetzt noch peinlich, daß ausgerechnet Manila ihn dabei überrascht