Der goldene Esel. Lucius Apuleius

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Der goldene Esel - Lucius  Apuleius

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sie sich öfters in allerlei Gestalten verwandelt hatten und doch seine genaue Achtsamkeit in nichts täuschen konnten, so warfen sie endlich einen Schlummernebel um ihn, vergruben ihn in den allertiefsten Schlaf und hörten dann nicht auf, mich beim Namen zu rufen, bis endlich meine kalten, erstarrten Glieder langsam und träge sich anschickten, der Magie zu gehorchen. Doch vor mir war auf das Gerufe dieser hier, der meinen Namen träg, im Schlaf schon aufgestanden und wie ein Toter zur Tür gegangen. Da schneiden ihm die Hexen durch das Schlüsselloch Nase und Ohren an meiner Statt ab und setzen ihm zur Verheimlichung des Betrugs diese aufs Ähnlichste aus Wachs verfertigt, ganz genau wieder an. Er kann es selbst bezeugen. Betrachtet ihn nur, da steht er, der Unglückliche, mit dem Geld in der Hand, das er nicht so sehr durch die Wacht, als seiner Verstümmelung wegen verdient hat.‹

      Betroffen über die Neuigkeit, fuhr ich gleich, um die Wahrheit zu untersuchen, mit der Hand zur Nase; sie blieb daran, ich fasste an die Ohren, sie fielen ab. Ich war wie mit kaltem Schweiß begossen.

      Da hätte man das Fingerzeigen, das Gegaffe, das Gelächter sehen sollen!

      Schnell wie ein Blitz bückte ich mich und verschwand unter der Menge.

      Und von der Zeit an habe ich mich zu Hause nicht wieder blicken lassen; denn ich war auf eine zu lächerliche Art entstellt. Ich habe die Haare auf beiden Seiten über die Schultern herunterhängen lassen und auf die Art das Fehlen der Ohren verdeckt. Die fehlende Nase aber habe ich bestmöglichst durch dies säuberlich aufgeklebte Pflaster zu maskieren gesucht.«

      Sobald Telerophon seine Geschichte beendet hatte, erhoben die Zechbrüder alle von Neuem ein großes Gelächter und fingen dann wieder an, auf die Gesundheit eines jeden zu trinken.

      Da sagte Byrrhenna zu mir:

      »Morgen haben wir einen Tag, der unserer Stadt von ihrer Erbauung als Festtag gilt. Wir allein unter den Sterblichen begehen an diesem Tag mit lustigen und fröhlichen Gebräuchen das Fest des heiligen Gottes des Lachens. Ihre Gegenwart, lieber Neffe, wird dabei unser Vergnügen vermehren. Besonders wären wir Euch aber dankbar, wenn Sie als ein witziger Kopf etwas erfinden wollten, was zur Verherrlichung unseres Gottes beitragen könnte.«

      »Mit Freuden, Madame, werde ich Ihrem Befehl nachkommen«, erwiderte ich, »und glücklich mich schätzen, wenn ich eines Einfalls fähig bin, der einer so großen Gottheit wohl gefallen mag!«

      Jetzt erinnerte mich mein Kerl, dass es spät sei. Ich erhob mich also und empfahl mich bei Byrrhenna.

      Beim Zechen hatte ich mich nicht geschont, ich taumelte, als ich nach Hause ging. Und zu unserm Verdruss blies uns auch der Wind an der ersten Straßenecke das Licht in der Laterne aus. Pechfinster war’s. Was haben wir uns nicht da Zehen und Schienbeine zerstoßen und hundsmüde gelaufen, ehe wir uns wieder zurechtfanden!

      Endlich, als wir in die Gasse kamen, wo wir wohnten, sahen wir drei große starke Kerle gegen unsere Tür mit Gewalt Sturm rennen. Unsere Dazwischenkunft störte sie nicht im Geringsten. Vielmehr schienen sie nur umso eifriger in ihrem Bestreben, miteinander zu wetteifern.

      Wir dachten nicht anders, als dass es die entschlossensten Banditen wären.

      Besonders war ich ganz fest davon überzeugt; ich zog gleich meinen Degen unter dem Rock hervor, wo ich ihn schon bar und blank trug. Ich hieb und stach fürchterlich um mich herum, bis ich endlich meine Gegner alle drei, wie sie mir im Kampf begegnet waren, vor meinen Füßen, zerstochen und zerfetzt, das Leben aushauchen sah.

      Fotis, vom Tumult erwacht, öffnete eben die Tür, als das Gefecht zu Ende war. Keuchend und triefend von Schweiß, schleppte ich mich hinein, und ermüdet von dem Sieg über die vermeintlichen Banditen, als ob ich den dreifachen Geryon bekämpft hätte, begab ich mich sogleich zur Ruhe.

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