Der goldene Esel. Lucius Apuleius

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der goldene Esel - Lucius Apuleius страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Der goldene Esel - Lucius  Apuleius

Скачать книгу

Glieder bestenfalls der ausgesuchte Schmuck lachender Farben und prachtvoller Kleider ist. Ja, will eine Schöne sich recht sehen lassen und in all ihrem Reiz erscheinen, so wirft sie die Bekleidung ab, jeglicher Schleier fällt: Sie tritt allein in ihrer nackten Schönheit auf und vertraut mehr auf die Rosen ihrer Haut als auf das Gold ihres Gewandes. Doch (Frevel ist’s, es nur auszusprechen, und niemals dürfte sich ein Beispiel einer so abscheulichen Untat ereignen) ohne ihr Haar wäre dem schönsten Mädchen auch die Liebenswürdigkeit des Gesichts genommen! Und käme sie vom Himmel herab, wäre sie aus dem Meer geboren und von den Wellen erzogen, ja wäre sie Venus selbst, umtanzt von den drei Huldgöttinnen, gefolgt von dem ganzen Volk der Liebesboten, mit ihrem Gürtel geschmückt, duftete sie nach Zimt und tröffe von Balsam, ginge aber kahlköpfig einher, – gefallen könnte sie selbst Vulkan nicht. Im Gegenteil, was kann bezaubernder sein als ein Haar von schöner Farbe und blendendem Glanz, das hell in der Sonne blitzt oder nur einen sanften Widerschein von sich gibt und durch wechselnde Anmut seinen Anblick vervielfältigt; das jetzt wie Gold schimmernd, sanft zur Farbe des Honigs sich verdüstert, jetzt bei Rabenschwärze mit der Täubchen blauspielenden Hälsen wetteifert oder, gesalbt mit arabischem Wohlgeruch, von künstlicher Hand geteilt und glatt zurückgebunden, wie ein Spiegel des gegenüberstehenden Liebhabers Bild verschönert zurückwirft? Was kann man Edleres sehen, als wenn die Fülle desselben, in einem Schopf gewunden, den Scheitel krönt oder ringelnd über den Rücken hinabfließt? Kurz, die Würde des Haares ist so groß, dass, geht eine Schöne auch noch so geschmückt mit Gold, Stoff, Edelsteinen und allem übrigen Staate und hat nur nicht für die Zierlichkeit ihrer Haare gesorgt, sie deswegen allein von niemandem für herausgeputzt gehalten wird.

      Meine Fotis trug ihr Haar mit einer glücklichen Nachlässigkeit und war darum nur umso reizender. Aufgerollt am Ende und verloren auf dem Wirbel durch eine Schleife befestigt, fielen sie in ihrem ganzen Reichtum auf den Nacken herab, verteilten sich um den Hals herum und ruhten an dessen gekräuseltem Streif.

      Ich konnte mich vor Übermaß der Wollust nicht mehr halten. Ich umfing Fotis und drückte den Spitzen ihrer Haare, wo sie sich über der Stirn in einen Knoten verschlangen, den süßesten Kuss auf.

      Sie bog den Hals zurück, sah mich seitwärts mit durchtriebenen Augen an und sprach:

      »He, kleiner Feinschmecker, das ist bittersüße Ware! Lassen Sie die Nascherei, oder Sie werden sich mit dem zu vielen Honig am Ende den Magen verderben.«

      »Wenn’s weiter nichts ist, immerhin!« versetzte ich. »Für einen einzigen Kuss von dir, du allerliebstes Mädchen, lass ich mich wohl lebendig auf diesen glühenden Kohlen braten.«

      Mit diesen Worten drückte ich sie fester an mich und küsste sie. Und schon umschlang sie mich, von gleichen Trieben hingerissen und wie ich, schmachtend von lechzendem Verlangen; schon sog ich ihren Zimtatem aus halbgeöffnetem Mund ein, saugte Nektar von ihrer der meinigen begegnenden Zunge und fühlte mich unwiderstehlich zum völligen Genuss der Wollust hingerissen, als ich ausrief:

      »Ich sterbe, Fotis; erbarme dich, ich sterbe!«

      Unter wiederholten feurigen Küssen antwortete sie:

      »Sei guten Muts! Dein Wunsch ist auch der meine, und später als auf diesen Abend soll unser Vergnügen nicht verschoben sein. Sobald Licht angesteckt ist, bin ich auf deinem Zimmer. Jetzt geh und rüste dich zum Kampf. Ich kündige dir Fehde auf die ganze Nacht an.«

      Nach diesem und ähnlichem Gekose schieden wir voneinander.

      Kaum war es Mittag, so schickte mir Byrrhenna als Gastgeschenk einen fetten Schweinsbraten, fünf junge Hühner und einen guten Vorrat köstlichen alten Weins.

      Ich rief gleich Fotis.

      »Sieh hier«, sagte ich, »der Venus Ermunterer und Waffenträger, Bacchus, ist auch schon da. Schonen wir seiner heute nicht, auf dass er in uns alle träge Scham ertränke und rüstige Wollust dafür herbeischaffe! Denn frisch segelt das Schiffchen der Venus die Nacht hinunter, wenn weder in der Lampe das Öl noch im Becher der Wein versiegt.«

      Der Rest des Tages verging mit dem Bad und dem kargen Abendessen beim Milo, wozu ich eingeladen war.

      Ich dachte an Byrrhennas Warnung und vermied bei Tisch, so gut ich konnte, die Augen meiner Wirtin, und sah ich sie doch einmal an, so war es so schüchtern, als ob ich in die Hölle blickte. Ich hielt mich dafür an Fotis schadlos; denn mit innigem Vergnügen schielte ich immer nach ihr hin, als sie hinter uns aufwartete.

      Etwas später sah Pamphile die Lampe an und rief: »Ei, was werden wir morgen für Regen kriegen!« – »Woher weißt du denn das?« fragte der Mann. – »Das sagt mir die Lampe«, antwortete sie.

      Milo fing darüber laut zu lachen an und sprach: »Potz Blitz! Ich hätte nie gedacht, dass wir an unsrer Lampe eine so kluge Sibylle haben, die auf ihrem Leuchter alle Verrichtungen des Himmels und selbst die Sonne beobachtet!« – Darauf nahm ich das Wort.

      »Oh, von Weissagungen dieser Art gibt es eine Menge Beispiele. Sie lassen sich auch leicht erklären. Denn wenn dieses Feuer auch noch klein und nur durch Menschenhände angezündet ist, so herrscht dennoch zwischen ihm und dem großen himmlischen Feuer (von dem es ursprünglich abstammt) eine starke Sympathie. Es kann daher nicht nur selbst durch geheime Ahnungen die Veränderungen des hohen Äthers vorauswissen, sondern sie uns auch sehr wohl vorher verkündigen. Wir haben auch jetzt einen gewissen Chaldäer bei uns in Korinth, der die ganze Stadt mit seinen wunderbaren Antworten in Verwirrung stürzt und den Leuten die Geheimnisse des Schicksals für Geld entschlüsselt. Er weiß exakt anzugeben, welcher Tag das eheliche Band am festesten knüpfe, welcher den Grund der Stadtmauern verewige, welcher dem Kaufmann vorteilhaft, welcher für die Reisenden zu Lande und zu Wasser günstig sei. Mir selbst hat er auf mein Anfragen über den Erfolg dieser Reise allerhand höchst wundersame und bunte Sachen prophezeit; denn er sprach bald von großem Ruhm, den ich erlangen, bald von einer sonderbaren, fast unglaublichen Geschichte, die mir widerfahren, bald von mancherlei Büchern, die ich schreiben würde.«

      Milo lächelte und fragte:

      »Wie sieht er denn aus und wie heißt er denn, dieser Chaldäer?«

      »Es ist ein langer, schwarzbrauner Mann«, erwiderte ich, »und heißt Diophanes.«

      »Ja, ja!«, sagte er, »es ist derselbe, der auch bei uns gewesen ist. Dem ehrlichen Kerl begegnete hier ein garstiger Streich. Er hatte sich von unseren Neugierigen schon ein hübsches Geld durch seine Wahrsagereien verdient und stand eines Tages mitten unter einer Menge Leute, denen er seine Orakel verkündigte, als mit einmal ein gewisser Kaufmann Cerdo zu ihm kommt und ihn um den besten Tag befragt, den er zu einer geplanten Reise zu erwählen hätte. Mein Diophanes, nach tausenderlei Krimskrams, bestimmt ihm einen Tag, und schon zieht der Kaufmann einen Beutel heraus, schüttet das Geld aus und fängt an, die hundert Denare aufzuzählen, die er für die Weissagung zu entrichten hat. Siehe, da drängt sich von hinten ein junger Edelmann zu dem Seher hin, zupft ihn beim Rock, und als dieser sich umsieht, fällt er ihm um den Hals und küsst ihn mit großer Freude. Diophanes begrüßt ihn sogleich auch, nötigt ihn, sich niederzusetzen, und ganz außer sich über die plötzliche Erscheinung, vergisst er dabei sein geplantes Geschäft und sagt zu dem Edelmann: ›Welch eine Freude habe ich, Sie endlich wiederzusehen! Wann sind Sie angekommen?‹ – ›Mit einbrechendem Abend‹, antwortet jener. ›Aber erzählen Sie mir doch auch, lieber Freund, wie es Ihnen zu Wasser und zu Lande ergangen ist, seit Sie so eilig von (der Insel) Euböa abfuhren?‹ – Der gute ehrliche Chaldäer, der noch gar nicht wieder bei sich selbst war, versetzte: ›Unsern Neidern und Feinden mag ich eine so grausame und wahrhaft ulyssische Reise nicht wünschen, als ich gehabt! Das Schiff, worauf wir fuhren, von Wind und Wellen misshandelt, verlor bald Ruder und Mast, und als wir es trotzdem mit Müh und Not an die jenseitige

Скачать книгу