Der goldene Esel. Lucius Apuleius

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Der goldene Esel - Lucius  Apuleius

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Mitleiden Fremder und durch die Bemühungen unsrer Freunde retteten, das nahmen uns kurz darauf Räuber wieder ab und erschlugen, noch dazu vor meinen Augen, meinen geliebten Bruder Arisuatus, der mit Tapferkeit sich ihnen widersetzte.‹ –

      Während Diophanes dies ganz betrübt erzählt, streicht mein Cerdo sachte sein Geld, das er bezahlen sollte, wieder ein und läuft, was er kann, fort!

      Nun war auf einmal Diophanes aus seinem Traum erwacht und merkte, auf was für einen dummen Streich er hereingefallen war. Umso mehr, als wir Umstehenden alle in ein lautes Gelächter ausbrachen.

      So wünsche ich von Herzen, Herr Lucius, dass der Chaldäer Ihnen nichts als Wahrheit möge prophezeit haben, dass Ihnen tausend Glück begegnen und Ihre Reise höchst ersprießlich sein möge!«

      Während dieser endlosen Salbaderei des Milo seufzte ich stillschweigend und war bitter und böse, dass ich selbst das verdrießliche Gespräch aufgebracht hatte, wodurch ich so um einen guten Teil des Abends und süßer Ergötzung kam.

      Endlich riss doch meine Geduld, und ich sagte zu Milo:

      »Überlassen wir den Diophanes seinem Schicksal, mag er doch ferner dem Meer und dem Land alles Geld wieder entrichten, was er den Blöden durch Lug und Trug abgenommen hat! Ich bin von meinem gestrigen Ritt noch ziemlich müde und bitte mir die Erlaubnis aus, etwas früher schlafen zu gehen.« – Und damit brach ich auf und begab mich in mein Zimmer, wo ich schon alles sehr artig zum Schmause zubereitet fand. Das Bedienstetenbett aus der Stube genommen und ganz weit von der Tür weg in einen Winkel gesetzt, damit man uns in der Nacht nicht belauschen könnte. Neben meinem Bett ein wohlgedecktes Tischchen mit zwei Bechern, schon halb mit Wasser angefüllt und nur auf die Vermischung des Weines wartend. Nächstdem eine ansehnliche Flasche, die zum desto bequemeren Herausschöpfen mit recht weiter Mündung versehen. Kurzum, alles auf einen rechten Vorgeschmack zum Liebeskampf eingerichtet!

      Kaum war ich im Bett, so hatte auch schon meine Fotis ihre Frau zur Ruhe gebracht und flog mir, mit Rosen bekränzt und eine einzelne Knospe vor dem schwellenden Busen, in die Arme.

      Nachdem sie mir den feurigsten Kuss auf die Lippen gedrückt hatte, windet sie mir Kränze um die Schläfe und bestreut mich mit Blumen. Dann nimmt sie einen Becher Wein, mit Wasser vermischt, reicht mir ihn hin, lässt mich daraus nippen, und ehe ich ihn noch ganz geleert habe, zieht sie mir ihn wieder sanft vom Mund weg und schlürft mit zugespitzten Lippen, zärtlich auf mich die Augen gerichtet, wollüstig den Rest aus.

      Zwei- und drei- und mehrmals wechselten wir so den Becher untereinander.

      Bald war mir der Wein zu Kopfe gestiegen. Geist und Körper sehnten sich mit gleicher Ungeduld nach der Liebe süßem Spiel. Aus Übermaß von Mutwillen und brünstigem Verlangen schlug ich endlich meinen Rock zurück und zeigte meiner Fotis meinen leidlichen Zustand.

      »Erbarme dich«, sagte ich, »und hilf mir bald! Du siehst, ich bin ganz fertig, den Kampf ohne Gnade zu kämpfen, wozu du mich aufgefordert hast. Sobald ich Amors ersten Pfeil tief im Innern fühlte, spannte ich gleich aus voller Kraft meinen Bogen, dass Horn und Sehne springen möchten. Doch willst du mir ganz meine Wünsche gestatten, so löse dein Haar, dass es dich frei umwalle, und überlasse dich so meiner Umarmung.«

      Unverzüglich werden Speisen und Geräte beiseite geschafft und, aller Kleidung entblößt, die Haare entfesselt zur süßen Lust, steht Fotis da, wie Venus, die des Meeres Fluten entsteigt und lügenhaft-züchtig ihren marmornen Schoß, mit rosiger Rechten beschattet, nicht deckt.

      »Auf denn«, ruft sie, »zum Kampf! Mutig zum Kampfe! Ich halte dir stand und weiche nicht. Zeige, dass du ein Mann bist, sei tapfer und stirb tötend; denn heute gibt’s keinen Pardon!«

      Mit den Worten ist sie in meinem Bett, sitzt rittlings auf mir, und schäkernd lässt sie ihr reges Kreuz so lange spielen, bis unser Vergnügen den Gipfel erreicht, die Sinne uns übergehen und, in gegenseitiger Umarmung die Seele aushauchend, wir beide hinsinken.

      Unter diesen und ähnlichen Kämpfen durchwachten wir die Nacht bis nahe an den Morgen. Frische Becher stärkten von Zeit zu Zeit die ermatteten Kräfte, reizten die Begierden wieder und erneuerten das Gefühl der Wollust.

      Noch manche Nacht verfloss uns nach diesem Muster.

      Eines Tages bat mich Byrrhenna sehr inständig zu sich zu Gaste. Ich lehnte es ab, so gut ich konnte! Doch sie bestand hartnäckig darauf. Was war zu tun? Ich musste zur Fotis gehen und mir aus ihren Augen wie aus dem Flug der Vögel Rat holen.

      Sie sah es zwar ungern, dass ich mich weiter als einen Finger breit von ihr entfernte; inzwischen erteilte sie mir dennoch in Huld und Gnaden Urlaub.

      »Aber höre«, sprach sie, »komm auch ja nicht so spät nach Hause; denn eine liederliche Rotte vornehmer junger Leute aus der Stadt macht des Nachts die Straßen unsicher, hin und wieder trifft man beständig in den Gassen Erschlagene an, und da die Truppen des Statthalters so weit von uns liegen, so ist dem Treiben gar nicht Herr zu werden. Dein Äußeres und die Geringschätzung, die man hier gegen Fremde hegt, könnte dich leicht Nachstellungen aussetzen.«

      »Ich bitte dich, sei ohne Sorgen, liebe Fotis«, antwortete ich. »Ich würde ja selbst darunter leiden, wenn ich dem Schmause vor dem Vergnügen, bei dir zu sein, den Vorzug gäbe. Und jetzt, da es gar darauf ankommt, dich von dieser Furcht zu befreien, werde ich gewiss umso früher wieder hier sein. Dennoch will ich nicht ohne Geleit gehen. Ich will meine Lenden mit meinem treuen Schwert gürten, um doch im Notfall nicht wehrlos zu sein.«

      So geschah es, und ich begab mich zum Gastmahl.

      Ich fand große Gesellschaft und, da es sich um eines der ersten Häuser von Hypata handelte, lauter Schönheit.

      Das Mahl war herrlich. Die Tische glänzten vor Elfenbein und waren mit goldenen Decken überhangen. Die Pokale groß, von mancherlei schönen Formen, doch von gleicher Kostbarkeit. Hier prangte künstlich geschliffenes Glas, dort helles Kristall. Anderswo schimmerte blankes Silber oder glühte das feinste Gold. Auch Bernstein, zu den schönsten Gefäßen ausgehöhlt, lud den Mund zu trinken ein. Kurz alles, was nur Reichtum und die seltenste Kunst vermag, war hier anzutreffen.

      Jede Menge Vorleger, alles aufs stattlichste gekleidet. Gerichte im Überfluss.

      Zur Aufwartung die artigsten Mädchen und schön frisierte und herausgeputzte Knaben, die in Gemmengläsern fleißig alten Wein herumreichten.

      Man brachte Licht, und das Tischgespräch nahm überhand, wurde lebhaft. Man lachte, scherzte, witzelte hin und wieder.

      Da fing Byrrhenna zu mir an:

      »Nun, mein lieber Lucius, wie gefällt es Ihnen bei uns? Meines Wissens tun wir uns vor anderen Städten durch Tempel, Bäder und andere öffentliche Gebäude hervor. Auch haben wir ganz hübsche Einrichtungen. Übrigens hat man hier völlige Freiheit, zu leben, wie man will. Der Freund der großen Welt findet bei uns das geräuschvolle römische Leben, und wiederum, wer die Zurückgezogenheit liebt – die Ruhe und Stille des Landes. Wer sich nur in der Provinz ein Vergnügen machen will, der kommt zu uns gereist.«

      »Ich stimme Ihnen in allem zu, liebe Tante, was Sie auch sagen«, antwortete ich. »In der Tat habe ich mich auch nirgends noch so frei gefühlt wie hier. Wenn nur die böse Magie nicht wäre! Um ihretwillen bin ich immer in Ängsten. Sie schleicht hier so im Finstern, dass kein Mensch sich davor in Acht nehmen kann. Selbst die Toten in ihren Gräbern sollen nicht davor sicher sein; man holt Reste und Gliedmaßen von Leichen, von Brandstätten und Scheiterhaufen fort, um den Lebendigen damit Unheil zuzufügen. Ja, die Schwarzkünstlerinnen

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