Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Vielleicht mußte er erst das richtige Versteck für die Kernladung aufbohren. Er brauchte ja zumindest einen sehr vertrauenswürdigen Mann, der die Zeituhr der Zündung immer wieder zurückdreht.«
»Offen gesagt, Sir, das alles wirkt zu sehr konstruiert«, meinte Parker mit unmerklichem Kopfschütteln. »Ich frage mich immer wieder, warum es zu dieser zeitlichen Verschiebung gekommen ist. Warum hat Mister Calderhan so lange gewartet, bis er aktiv wurde.«
»Wir werden gleich mal am Motel vorbeifahren«, schlug der Anwalt vor.
»Mit dem größten Vergnügen, Sir!« Parker bog in eine Seitenstraße ein, die zum Stadtgefängnis führte. »Darf ich Sie übrigens darauf aufmerksam machen, daß wir seit dem Verlassen des Bungalows ausgesprochen hartnäckig verfolgt werden?«
»Ach nee! Denken Sie an Shermans Leute?«
»In der Tat, Sir. Man wird meiner bescheidenen Wenigkeit noch eine Rechnung präsentieren wollen.«
»Parker, halten Sie sich aus allem heraus«, warnte Mike Rander eindringlich. »Wir haben jetzt andere Sorgen, als diesem Sherman auf die Füße zu treten.«
»Selbstverständlich, Sir! Wenngleich ich gestehen muß, daß mich ein Gespräch mit Sherman ungemein interessieren würde.«
»Was versprechen Sie sich davon?«
»Sherman und Calderhan sind und waren das, was man harte Konkurrenten nennt, Sir! Konkurrenten pflegen übereinander immer sehr gut informiert zu sein. Schon aus Gründen der Vorsicht. Vielleicht ist Mister Sherman in der erfreulichen Lage, meiner bescheidenen Wenigkeit einen wertvollen Tip zu geben!«
Sie hatten das Stadtgefängnis erreicht.
Der graue Block präsentierte sich im Licht der inzwischen eingeschalteten Lichter wie eine Drohung aus Ziegeln, Beton und Stahl. Eine hohe Mauer umgab den Komplex. Ein gut gesichertes Tor versperrte jeden Zutritt.
»Wo steckt der Verfolgerwagen?« fragte Rander, als er aus dem Wagen stieg.
»Seit der letzten Straßenecke entzog er sich meiner Sichtkontrolle«, antwortete Parker. »Aber Sie können sicher sein, Sir, daß der Wagen nicht zurückgekehrt ist!«
*
Kahlgeschoren und im Drillich der Gefängniskleidung sah Andy tatsächlich aus wie ein Neandertaler. Sein grobknochiges Gesicht mit dem mächtigen, vorgeschobenen Unterkiefer sah häßlich und furchteinflößend aus.
Andy, den Josuah Parker auf der »Insel der Haie‹ kennengelernt hatte, saß hinter dem starken, grobmaschigen Gitter, wodurch das Besuchszimmer in zwei Hälften geteilt wurde.
»Was wollen Sie?« fragte er Parker und zog die Augen mißtrauisch zusammen. »Sie haben mir gerade noch in meiner Sammlung gefehlt.«
»Wir können uns selbstverständlich über die Vergangenheit unterhalten«, meinte Parker höflich. »Ich muß gestehen, daß es mir keineswegs leid tut, daß ich Sie seinerzeit auf der Insel außer Gefecht setzen konnte.«
»Wegen Ihnen werd’ ich für wenigstens zehn Jahre sitzen müssen«, grollte Andy, »aber wenn ich ’rauskomm’, schlag’ ich Ihnen den Schädel ein, darauf können Sie Gift nehmen!«
»Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen«, meinte Parker gemessen. »Ich bin wegen der Gegenwart gekommen.«
»Wegen was?«
»Nun, ich könnte auch Larry Calderhan sagen«, fuhr der Butler fort. »Im Gegensatz zu Ihnen hat er sehr viel Glück entwickelt.«
»Na und?«
»Aus diesem Grund hat er bisher wohl keine Zeit gehabt, sich um Sie zu kümmern.«
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, he?«
»Mister Calderhan ist sehr vermögend, wenn nicht sogar reich geworden!«
Andy starrte den Butler nach wie vor mißtrauisch an.
»Mister Calderhan verfügt über beliebig viel Geld«, redete der Butler weiter. »Er kann sich jeden Luxus leisten.
Er wohnt zur Zeit in einem Bungalow!«
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« fragte Andy höhnisch zurück. »Ich weiß doch genau, daß Sie von mir nur ’rausbekommen wollen, wo Sie Calderhan finden können. Aber da haben Sie bei mir mit Zitronen gehandelt! Aus mir bekommen Sie kein Wort heraus! Ich werd’ doch meinen früheren Boß nicht verpfeifen!«
»Das brauchen Sie wirklich nicht, Andy. Dazu liegt überhaupt keine Veranlassung vor. Ich weiß sehr genau, wo Mister Calderhan wohnt. Ich war vor einer knappen, halben Stunde noch bei ihm.«
»Mensch, Sie machen mir vielleicht Spaß«, lachte Andy grölend. »Sie und bei Calderhan. Nee, das war’n prächtiger Witz!«
»Es ist ein Witz, aber ein äußerst schlechter«, erwiderte der Butler unbewegt. »Mister Calderhan besitzt, was Sie vielleicht nicht wissen, das vierte A-Geschoß, das sich zusammen mit drei anderen auf der »Insel der Haie‹ befand. Er hat dieses Geschoß irgendwo in den Staaten versteckt und droht, es in die Luft gehen zu lassen, falls die Behörden sich nicht seinen Wünschen beugen. Er wird in den nächsten zwei oder drei Tagen die erste Million Dollar als eine Art Anzahlung erhalten!«
Andys Augen verengten sich noch weiter. Sie starrten auf Parker, der steif und würdevoll auf dem harten Besucherstuhl saß.
»Warum erzählen Sie mir das alles?« fragte er dann.
»Um Ihnen zu beweisen, welch ein Glück Ihr damaliger Chef entwickelt hat. Nur sehr bedauerlich, daß er einen seiner engsten Mitarbeiter darüber total vergessen hat. Ich muß gestehen, daß ich dies nicht verstehen kann.«
»Sie wollen doch nur was aus mir herauskitzeln, oder?«
»Es steht Ihnen frei, mir zu glauben oder nicht«, entgegnete der Butler. »Aber ich wiederhole es noch einmal, Mister Calderhan, Ihr ehemaliger Bandenboß, ist ein vermögender Mann geworden, der sich jeden Luxus leisten kann.«
»Sie glauben doch nicht, daß ich Ihnen diesen Bluff abnehme, oder?«
»Natürlich nicht! Ich kann Sie sehr gut verstehen, Andy, während Sie hier im Untersuchungsgefängnis auf Ihren Prozeß warten, soll Ihr ehemaliger Chef Millionär geworden sein. Wirklich, kaum zu glauben! Ich frage mich übrigens, warum er seine Position nicht dazu benutzt hat, Sie aus dem Gefängnis zu holen. Im Vertrauen, Andy, die Behörden müßten sich solchen Wünschen sofort beugen. Sie wissen doch, man befürchtet, er könnte sonst unlustig werden und das vierte A-Geschoß zünden.«
Andy stand abrupt auf.
Er wandte sich zu dem diensthabenden Wärter um.
»Ich will weg«, sagte er. »Ich kann diese komische Type »nicht mehr hören. Die macht mich völlig verzückt. Ich will weg!«
Auch Parker erhob sich.
»Ich