Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше Gesammelte Werke bei Null Papier

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Wohn­stät­ten;

      5) die Vor­herr­schaft der Phy­sio­lo­gie über Theo­lo­gie, Mora­lis­tik, Öko­no­mie und Po­li­tik;

      6) die mi­li­tä­ri­sche Stren­ge in der For­de­rung und Hand­ha­bung sei­ner »Schul­dig­keit« (man lob­t nicht mehr…).

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      127.

      Ich freu­e mich der mi­li­tä­ri­schen Ent­wick­lung Eu­ro­pa’s, auch der in­ne­ren an­ar­chis­ti­schen Zu­stän­de: die Zeit der Ruhe und des Chi­ne­sent­hums, wel­che Ga­lia­ni für dies Jahr­hun­dert vor­aus­sag­te, ist vor­bei. Per­sön­li­che männ­li­che Tüch­tig­keit, Lei­bes-Tüch­tig­keit be­kommt wie­der Werth, die Schät­zun­gen wer­den phy­si­scher, die Er­näh­run­gen fleisch­li­cher. Schö­ne Män­ner wer­den wie­der mög­lich. Die blas­se Duck­mäu­se­rei (mit Man­da­ri­nen an der Spit­ze, wie Com­te es träum­te) ist vor­bei. Der Bar­bar ist in Je­dem von uns be­jaht, auch das wil­de Thier. Gera­de des­halb wird es mehr wer­den mit den Phi­lo­so­phen. – Kant ist eine Vo­gel­scheu­che, ir­gend wann ein­mal!

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      128.

      Ich fand noch k­ei­nen Grun­d zur Ent­muthi­gung. Wer sich einen star­ken Wil­len be­wahrt und an­er­zo­gen hat, zu­gleich mit ei­nem wei­ten Geis­te, hat güns­ti­ge­re Chan­cen als je. Denn die Dres­sir­bar­keit der Men­schen ist in die­sem de­mo­kra­ti­schen Eu­ro­pa sehr groß ge­wor­den; Men­schen, wel­che leicht ler­nen, leicht sich fü­gen, sind die Re­gel: das He­er­dent­hier, so­gar höchst in­tel­li­gent, ist prä­par­irt. Wer be­feh­len kann, fin­det Die, wel­che ge­hor­chen müs­sen: ich den­ke z.B. an Na­po­le­on und Bis­marck. Die Con­cur­renz mit star­ken und un­in­tel­li­gen­ten Wil­len, wel­che am meis­ten hin­dert, ist ge­ring. Wer wirft die­se Her­ren »Ob­jek­ti­ven« mit schwa­chem Wil­len, wie Ran­ke oder Ren­an, nicht um!

      *

      129.

      Die geis­ti­ge Auf­klä­rung ist ein un­fehl­ba­res Mit­tel, um die Men­schen un­si­cher, wil­lens­schwä­cher, An­schluß- und stüt­ze-be­dürf­ti­ger zu ma­chen, kurz das He­er­dent­hier im Men­schen zu ent­wi­ckeln: wes­halb bis­her alle großen Re­gie­rungs-Künst­ler (Con­fu­ci­us in Chi­na, das im­pe­ri­um Ro­ma­num, Na­po­le­on, das Papst­t­hum, zur Zeit, wo es der Macht und nicht nur der Welt sich zu­ge­kehrt hat­te), wo die herr­schen­den In­stink­te bis­her cul­mi­nir­ten, auch sich der geis­ti­gen Auf­klä­rung be­dien­ten, – min­des­tens sie wal­ten lie­ßen (wie die Päps­te der Re­naissance). Die Selbst­täu­schung der Men­ge über die­sen Punkt, z. B. in al­ler De­mo­kra­tie, ist äu­ßerst wert­h­voll: die Ver­klei­ne­rung und Re­gier­bar­keit der Men­schen wird als »Fort­schritt« er­strebt!

      *

      130.

      Die höchs­te Bil­lig­keit und Mil­de als Zu­stand der Schwä­chung (das neue Te­sta­ment und die christ­li­che Ur­ge­mein­de, – als vol­le bêti­se bei den Eng­län­dern Dar­win, Wal­lace sich zei­gend). Eure Bil­lig­keit, ihr hö­he­ren Na­tu­ren, treibt euch zum suf­fra­ge uni­ver­sel u.s.w., eure »Men­sch­lich­keit« zur Mil­de ge­gen Ver­bre­chen und Dumm­heit. Auf die Dau­er bringt ihr da­mit die Dumm­heit und die Un­be­denk­li­chen zum Sie­ge: Be­ha­gen und Dumm­heit – Mit­te.

      Äu­ßer­lich: Zeit­al­ter un­ge­heu­rer Krie­ge, Um­stür­ze, Ex­plo­sio­nen. In­ner­lich: im­mer grö­ße­re Schwä­che der Men­schen, die Er­eig­nis­se als Ex­ci­tan­ti­en. Der Pa­ri­ser als das eu­ro­päi­sche Ex­trem.

      C­on­se­quen­zen: 1) die Bar­ba­ren (zu­erst na­tür­lich un­ter der Form der bis­he­ri­gen Cul­tur); 2) die sou­ve­rä­nen In­di­vi­du­en (wo bar­ba­ri­sche Kraft-Men­gen und die Fes­sel­lo­sig­keit in Hin­sicht auf al­les Da­ge­we­se­ne sich kreu­zen). Zeit­al­ter der größ­ten Dumm­heit, Bru­ta­li­tät und Er­bärm­lich­keit der Mas­sen, und der höchs­ten In­di­vi­du­en.

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      131.

      Un­zäh­lig vie­le Ein­zel­ne hö­he­rer Art ge­hen jetzt zu Grun­de: aber wer da­von komm­t, ist stark wie der Teu­fel. Ähn­lich wie zur Seit der Re­naissance.

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      132.

      Die­se gu­ten Eu­ro­pä­er, die wir sind: was zeich­net uns vor den Men­schen der Va­ter­län­der aus? – Ers­tens wir sind Atheis­ten und Im­mo­ra­lis­ten, aber wir un­ter­stüt­zen zu­nächst die Re­li­gio­nen und Mora­len des He­er­den-In­stink­tes: mit ih­nen näm­lich wird eine Art Mensch vor­be­rei­tet, die ein­mal in uns­re Hän­de fal­len muß, die nach uns­rer Hand be­geh­ren muß.

      Jen­seits von Gut und Böse, – aber wir ver­lan­gen die un­be­ding­te Hei­lig­hal­tung der He­er­den-Moral.

      Wir be­hal­ten uns vie­le Ar­ten der Phi­lo­so­phie vor, wel­che zu leh­ren noth thut: un­ter Um­stän­den die pes­si­mis­ti­sche, als Ham­mer; ein eu­ro­päi­scher Bud­dhis­mus könn­te viel­leicht nicht zu ent­beh­ren sein.

      Wir un­ter­stüt­zen wahr­schein­lich die Ent­wick­lung und Aus­rei­fung des de­mo­kra­ti­schen We­sens: es bil­det die Wil­lens-Schwä­che aus: wir se­hen im »So­cia­lis­mus« einen Sta­chel, der vor der Be­quem­lich­keit schützt.

      Stel­lung zu den Völ­kern. Uns­re Vor­lie­ben; wir ge­ben Acht auf die Re­sul­ta­te der Kreu­zung.

      Ab­seits, wohl­ha­bend, stark: Iro­nie auf die »Pres­se« und ihre Bil­dung. Sor­ge, daß die wis­sen­schaft­li­chen Men­schen nicht zu Lit­te­ra­ten wer­den. Wir ste­hen ver­ächt­lich zu je­der Bil­dung, wel­che mit Zei­tungle­sen oder gar -schrei­ben sich ver­trägt.

      Wir neh­men uns­re zu­fäl­li­gen Stel­lun­gen (wie Goe­the, Stendhal), uns­re Er­leb­nis­se als Vor­der­grund und un­ter­strei­chen sie, da­mit wir über uns­re Hin­ter­grün­de täu­schen. Wir sel­ber war­ten und hü­ten uns, un­ser Herz dar­an zu hän­gen. Sie die­nen uns als Un­ter­kunfts­hüt­ten, wie sie ein Wan­de­rer braucht und hin­nimmt, – wir hü­ten uns, hei­misch zu wer­den.

      Wir ha­ben eine dis­ci­pli­na vo­lun­ta­tis vor un­se­ren Mit­menschen vor­aus. Alle Kraft ver­wen­det auf Ent­wick­lung der Wil­lens­kraft, eine Kunst, wel­che uns er­laubt, Mas­ken zu tra­gen, eine Kunst des Ver­ste­hens jen­seits der Af­fek­te (auch »über-eu­ro­pä­isch« den­ken, zeit­wei­lig).

      Vor­be­rei­tung dazu, die Ge­setz­ge­ber der Zu­kunft, die Her­ren der Erde zu wer­den, zum Min­des­ten uns­re Kin­der. Grund­rück­sicht auf die Ehen.

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