Herzmord. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Herzmord - Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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damals noch 5 Häuser eine große Schrägwiese, Schrebergärten und Wald auf. Heute ist alles von vorne bis hinten zugebaut.

      Die schräge Wiese hatte den Namen Schäfchenwiese erhalten, weil im Sommer auf dieser Wiese ein paar Schafe eines Kleinbauern, der in der Nähe wohnte, angepflockt weideten.

      Im Winter konnte man herrlich auf dieser Wiese Schlittenfahren. Und das taten wir Blagen auch. Die Wiese war nicht allzu schräg. Das erleichterte den Wiederanstieg für eine nächste Abfahrt. Aber man bekam genug Schwung für eine Rutschpartie.

      Die Wiese hatte zu unserer Straße hin einen Steilabhang. Ein bis zwei Meter nix schräg, sondern eine steile Abbruchkante.

      Mein Vater und ich im Schnee. Superspaßig. Wir machten Schneeballschlachten, bauten Schneemänner, ließen uns in den Schnee fallen und machten einen Schneeengel und natürlich fuhren wir mit dem Schlitten. Ein paar Male saß mein Vater mit auf dem Schlitten und hielt mich fest. Der eisige Wind pfiff uns um die Ohren und wieder ging es bergab.

      Dann saß ich alleine auf dem Schlitten und sollte versuchen zu lenken. Wenn ich bemerken sollte, dass der Schlitten nicht dahinfuhr wo ich wollte, dann sollte ich abspringen.

      Die Fahrt begann erst ziemlich langsam. Dann gab Papa mir einen Schubs und los ging es jetzt in zügiger Fahrt. Hei, wie machte das Spaß. Ich hielt mich mit meinen behandschuhten Händen an den Holzrippen des Schlittens fest, mit den Füßen oberhalb der Kufen abgestützt und der Abhang kam immer näher auf mich zu. Von hinten hörte ich meinen Vater schreien: „Spring ab, spring ab...“. Aber ich sprang nicht ab. Mutig ließ ich den Abhang immer näherkommen. Meine Fahrt sollte niemals enden.

      Ein Telefonmast stand genau in der Mitte der Wiese an unserer Straße. Ja, damals waren die Telefonstrippen noch nicht unterirdisch verlegt und ich steuerte genau auf diesen Masten und den Abhang zu. Was heißt ich steuerte? Nein, mein Schlitten steuerte mich. Ich kannte mich noch nicht so aus mit dem lenken. Füßchen in den Schnee und abgebremst... Nö, das kam für mich nicht in Frage. Ich genoss die Schlittenfahrt in vollen Zügen. Dann der Abhang... Mein Schlitten machte einen Luftsprung mit mir und mein Kopf traf genau den Telefonmasten. Wie sich jeder vorstellen kann, der Mast war stärker als mein kleiner Kindernürsel. Es machte erst Zisch durch die Luft, ein kurzer Flug und dann RUMS! Mit dem Kopf vor den Mast. Stier halt. Bis zum Schluss hatte ich den Schlitten fest im Griff und er mich. Jetzt kam ich zwischen Schlitten und Telefonmast zum Liegen. Augenblicke später war mein Vater zur Stelle, hob mich auf und trug mich schnurstracks nach Hause. Das waren ja nur ein paar Meter.

      Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Mir war schwindlig und mir war zum Erbrechen schlecht. Laute Geräusche waren die Hölle. Sofort rumorte es wieder in meiner Bumsrübe, also meinem Schädel. In den Armen und Beinen hatte ich keine Kraft mehr. Das Balancegefühl war völlig im Eimer.

      Unser Hausarzt wurde gerufen und stellte eine mittelschwere Gehirnerschütterung fest. Bettruhe und viel trinken, war sein Rezept. Ein paar Schmerztabletten. Das war alles. Ich musste zuhause liegen bleiben, mich langweilen und abwarten bis sich meine angeschlagenen Hirnwindungen wieder entknotet hatten. Ein paar Tage war ich wie weggetreten und sah nur aufblitzende Pünktchen vor meinen Augen.

      Zur Belohnung und zum Trost bekam ich ein gelbgrünes Plastikkrokodil geschenkt. Wow... Mein Flug vor den Telefonmast hatte sich mächtig gelohnt. Ich baute den größten Mist und bekam noch Spielzeug? Ich sollte vielleicht nochmal... Lieber nicht! Aber das Krokodil liebte ich heiß und innig und hat mich später immer an den Unfall erinnert.

      Nach 1 Wochen war ich wieder wohlauf und konnte wieder aufrecht sitzen und auch schon stehen. Immer mal wieder gehorchten mir meine kleinen Beine nicht so, wie ich es wollte, aber es ging voran.

      Und ich wollte, dass es voranging. Ich war schließlich 5 Jahre alt, verdammt nochmal. Ich musste doch wieder in die Welt hinaus und spielen und spielen und weitere Abenteuer bestehen.

      Kapitel 4: Leckere Zuckerstückchen

      An die ersten drei Polio-Schluckimpfungen in 1964 bis 1966 kann ich mich nicht erinnern. Aber an die Auffrischung in 1968. Es war ein großer Saal, ein Schulraum in der Grundschule Rahmede in Altena. Sehr viele kleine Kinder in einer Reihe hintereinanderstehend wurden abgefertigt. Medizin auf Zuckerstückchen, Mäulchen auf und rein mit der Impfe. Es hätte ruhig noch mehr Zucker geben können, denn die Impflösung schmeckte auch noch durch das Zuckerstückchen hindurch bitter, aber noch erträglich. Was sein muss, musste eben sein.

      Die Kampagne der Regierung in Radio, TV und Zeitungen lautete: „Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam!“ Der Slogan tat sein Werk und alle Eltern schleppten ihre Blagen zur Impfung. Damals noch mit Lebend-Impfstoff, der abgeschwächte Erreger enthielt.

      Ich bekam weitere Impfungen gegen Diphterie, Keuchhusten und Tetanus (Wundstarrkrampf). Diese Impfungen waren aber kein Zuckerschlecken. Eine Spritze in den Oberarm. Die Spritze stach und der Einstich brannte den ganzen Impftag lang.

      So impftechnisch ausgerüstet konnte es schon bald wieder auf die Spielwiesen der Welt gehen, ohne von irgendwelchen hässlichen Viren in Beschlag genommen zu werden.

      Kapitel 5: Matsch-Fresse

      Ich zog mal wieder das Unglück an. Als Montagskind keine große Überraschung.

      Ich war 5 Jahre alt im Jahr 1968 und spielte an einem sonnigen Sommertag mit einem älteren und schon größeren Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie hatte schon ein großes Fahrrad. Ich gurkte noch auf meinem Kinderfahrrad rum.

      Ich liebäugelte die ganze Zeit mit ihrem großen Fahrrad und drängte sie dazu unsere Fahrräder gegeneinander einzutauschen.

      Gesagt, getan und schon saß ich irgendwie auf dem Sitz, nur mit den Zehenspitzen konnte ich die Pedale treten. Daran waren wohl meine noch zu kurzen Beinchen schuld.

      Erst fuhren wir nur auf unserer geraden und ebenerdigen Straße dem Finkenweg hin und her. Das ging also schon mal. Ich hatte zwar einige Schwierigkeiten das große Rad zu handhaben, aber egal. Muss gehen. Ich wollte ja unbedingt.

      Wir fuhren den leicht ansteigenden Starenweg, der auf dem Finkenweg endete, hinauf um von oben einen besseren Anlauf für die Abfahrt zu haben. Kleines Wendemanöver und dann ging es mit ordentlich Fahrt wieder die Straße hinab. Diese Straße war damals noch nicht geteert. Man hatte sie neu geschoben und sie war noch eine Schotterstraße mit tiefen Schlaglöchern.

      Hui, wie der Fahrtwind in den Ohren pfiff und RUMS kam das Vorderrad in das tiefe Schlagloch, mit einem gehörigen RUCK stellte sich der Lenker quer, ich verlor den Halt und flog in hohem Bogen über den Lenker auf den Schotterweg und schrammte noch mindestens drei Meter über den Schotter mit dem Gesicht, den Händen, der Schulter und den Knien.

      Was tun?

      Erstmal nichts. Ich konnte gar nichts tun. Ich lag einfach nur da und... Dachte ich was? Nein, ich glaube, ich dachte an nichts. Ich hatte nur Gefühle. Schmerzen überall. Ich blieb erstmal einfach nur liegen und brüllte und heulte wie am Spieß.

      Andere Kinder die unseren Fahrradquatsch mit Soße, blutiger Soße, beigewohnt hatten, fassten sich ein Herz und liefen so schnell sie konnten zu meiner Mutter. Sie schellten und meine Mutter öffnete und war ganz erstaunt, dass es nicht ihr kleiner Dietmar war.

      „Frau Pritzlaff, kommen sie schnell, der Dietmar liegt auf der Straße.“

      „Dann

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