Herzmord. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Herzmord - Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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und verlangte nach mehr. Das war wohl etwas kontraproduktiv. Auch heute noch liebe ich die „scharfen Sachen“, wie Senf, Chilisoße und Peperoni.

      Dann kaufte meine Mutter ein Anti-Fingernagelkau-Lack in der Apotheke. Ich bekam die Fingernägel mit dem Lack bestrichen. Der musste erst trocknen und dann... Kaute ich natürlich an den Fingernägeln. Aber – i-bah – was war das? Eklig, bitter und sauer zugleich. Das erste Mal hätte ich kotzen können. Meine Mutter hoffte schon auf Erfolg. Aber auch an die Bitterkeit konnte ich mich gewöhnen. Allerdings schmeckte das Zeug einfach Scheiße. Also erst Mal die Vorarbeit geleistet und den Lack mit den Zähnen runtergekratzt und dann wieder meine geliebten Nägel in den Hals. Herrlich!

      Pflaster um jeden Finger geklebt und ich durfte nicht an die Pflaster gehen. Bin ich aber doch und schon war wieder ein Nagel futsch. Mit einem Trick konnte ich ein paar Tage lang meine Eltern hinters Licht führen. Pflaster angehoben, weggelegt und den Nagel bearbeitet, dann die Pflasterhülle wieder auf die Fingerkuppe gesteckt und angedrückt.

      Eine neue Taktik wurde ausgedacht um mir meine Leidenschaft zu nehmen. Meine Eltern und meine beiden Schwestern sagten mir immer mal wieder, wie eklig meine bekauten Fingerkuppen aussehen würden. Ich würde ganz bestimmt keine Freundin bekommen. Die würde sich davor schütteln. Aber wollte ich eine Freundin überhaupt?

      Ich wurde nervös, also kaute ich. Ich dachte nach, also kaute ich. Es gab ein Problem, erst Mal kauen. Wie stellt man das nur ab?

      Irgendwann gaben meine Eltern und auch meine Schwestern auf. Und ich durfte kauen, bis der Arzt kam. Aber der kam deswegen nicht. Also kaute ich weiter.

      Bei Klassenarbeiten musste so mancher Finger dran glauben. Zwischendurch blutete ich mal wieder und wickelte mir Tempotaschentücher um die arg mitgenommenen blutigen Finger. Bis zur Abgabe der Klassenarbeit hatte ich dann drei Taschentücher um die Finger gebunden.

      Erst Mitte 20 hörte ich wirklich mit dem Fingernägelkauen auf. Mit 23 Jahren wurde ich Hausmeister und gleichzeitig Haus- und Hof-Künstler Altenas in der Stadtgalerie Altena.

      Vielleicht war es der Publikumsverkehr bei Ausstellungseröffnungen, oder dass ich angefangen hatte Theater zu spielen, kurzum mit 26 Jahren hatte ich plötzlich wieder Fingernägel. Allerdings dürfen die Nägel nicht viel länger sein als die Fingerkuppen. Dann könnte es sein, dass ich wieder zum Untier werde und meine Nägel fresse. Also werden die Nägel ganz kurz geschnitten.

      Auch dürfen keine Spelzen an den Nägeln oder Hautenden am Nagelbett überstehen. Die fordern mich zum rumfummeln und abknibbeln auf. Noch heute! Deshalb müssen die Nägel gefeilt werden. Aber, ich ließ wirklich das Nägelkauen sein.

      Meine Fingerkuppen sind dicke Wülste und die Nägel wachsen ziemlich platt und nicht gewölbt hervor. Durch die vielen Nagelbettentzündungen wachsen sie nun Mal nicht mehr anders. Damit muss ich eben leben.

      Es dürfen nur nicht wieder irgendwelche Spelzen hervorluken. Dann kann ich auch heute noch ständig daran herumknibbeln und dann kann es auch schon mal passieren, dass ein Hautende zwischen die Zähne gerät und gekaut wird. Ich bin nun mal Fleischesser. Aber nur noch sehr selten das eigene.

      Kapitel 12: Kinderski mit Rums

      Im Winter 1974 bekam ich zu Weihnachten ein Paar Kinderski geschenkt und Frau Holle hatte ein Einsehen und ließ dicke Flocken schneien. Hurra, jetzt konnten die Skier ausprobiert werden.

      Kinderski waren viel kürzer als die für Erwachsene. Ich sollte ja noch lernen, also gab es erst Mal nur die kürzeren. Aber so kurz waren die Dinger gar nicht. Auf dem Weg zu der großen Ski-Wiese inmitten unseres Waldes oberhalb unserer Wohnung sollte ich mich schon mal einlaufen. Meine Eltern waren dabei und beäugten mich wie mich diese verdammten Schneebretter beherrschten. Erst nur Loipe laufen. Aber die Bretter wollten nicht an Ort und Stelle bleiben. Entweder schlossen sie sich zum Paar vorne zusammen oder ich latschte mir selbst auf den hinteren Bereich.

      Irgendwie kam ich damit nicht zurecht. Die langen Skistöcke in den Händen und an den Füßen die Bretter... Ne, das war nix für mich. Die Koordination der vier Gerätschaften wollte mir nicht gelingen. Also wieder abgeschnallt und bis zur Ski-Wiese getragen. Es gab noch keine aushebelbaren Skier. Die Winterstiefel mussten richtig angeschnallt werden.

      An der abschüssigen verschneiten Wiese angelangt wieder die Skier angeschnallt und ab ging die Fahrt. Aber nur 20 Meter. Unterwegs hatte sich ein Hügel Schnee gebildet und als ich ihn überfuhr verlor ich mein Gleichgewicht. Anstatt die Skistöcke sofort wegzuschmeißen, versuchte ich mich mit den Dingern zu halten, was mir aber nicht gelang. Ich rutsche immer noch und hatte schon die Skibretter vorne über Kreuz. Ich verhakelte mich mit den Stöcken im Schnee, aber da war es schon zu spät. Ich flog nach hinten – RUMS – auf den Rücken. Die Skier zu beiden Seiten verdrehten mir die Beine. Einen Stock ließ ich endlich los und der rutschte den Abhang ein Stück runter. Den anderen hatte ich noch fest in der Hand.

      Ich konnte keine Luft holen. Ich rang nach Luft, japste nur noch. Ich konnte weder nach Hilfe rufen, noch Aufstehen, aber gerade das verlangten jetzt meine Eltern von mir und riefen: „Komm steh auf und gleich nochmal probieren“.

      Aber der arme Junge konnte nicht aufstehen. Irgendwann so nach gefühlten 3 Stunden kamen meine Eltern zu mir und erst da bemerkten sie, dass ich gar nicht aufstehen konnte. Meine Mutter war außer sich vor Sorge. Mein Vater stellte mich wieder auf die Bretter. Ich wäre gleich wieder gerutscht, hätte er mich nicht festgehalten. Ich beugte mich etwas nach vorne und dann konnte ich wieder Luft holen. Ganz tief Luft holen. Dann war auch meinen Eltern klar, dass ich fast erstickt wäre.

      Ich hatte sofort die Schnauze voll von den blöden Skiern und wollte an diesem Tag auf gar keinen Fall mehr Skilaufen. Und auch am nächsten Tag nicht und gar keinen Tag mehr. Das eine Mal reichte mir völlig. Was für ein bekloppter Sport auf Brettern und mit 2 Stöcken... Ne, das war gar nix für mich.

      Ich bekam ein Jahr später Gleitschuhe geschenkt. Das war mein Ding. Kleine Rutschfläche unterm Schuh, fest angezogen. Damit konnte ich umgehen. Damit konnte ich laufen und Gas geben. Ob flachabfallende oder steile Abhänge. Da machte mir kaum einer was vor. Da ragte nix Meterlang nach vorne und hinten. Mit Gleitschuhen war ich wendig und schnell.

      Wieso gibt es die Dinger heute nur bis Größe 30, maximal bis 41? Und nur für Kinder? Die würde ich wiederkaufen, wenn es sie in größere Größen geben würde. So ein Mist aber auch.

      Kapitel 13: Schlittschuhlaufen mit Rums

      Gleitschuhe haben eine breite Lauffläche. Optimal für Schnee. Bei Eis sollte man schon besser Schlittschuhe haben. Meine Schwester Vera hatte welche und ich, 2 Jahre jüngerer Bruder, konnte ihre Schlittschuhe anziehen und hatte noch Luft für dicke Socken.

      Mein Vater kam im Winter 1975 auf die glorreiche Idee auf einem kleinen Teich, dem sogenannten Kolk, mitten in seinem Jagdrevier Schlittschuh zu fahren. Der Teich wäre zugefroren und eine dicke Eisschicht würde uns tragen können. Na bestens, dann mal los.

      Mit von der Partie waren meine Mutter mit den Schlittschuhen meiner ältesten Schwester Gunilla, mein Vater, der nur in Winterschuhen steckte und auf seinen Sohlen rutschen wollte und ich.

      Wir fuhren nach Werdohl-Elverlingsen und latschten durch den Wald bis zum Kolkteich. Schlittschuhe angeschnallt und ab geht die Fahrt bis...

      RUMS – wieder lag ich mal auf dem Rücken und japste nach Luft. So ein Mist. Schon wieder. Wieder musste mein Vater dafür sorgen, dass ich zu Luft kam. Ich

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