Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Die beiden verstehen sich so gut wie wir auch, dachte sie froh.
*
Die Abschiedsstunde für Maxi rückte immer näher.
Nach einem turbulent verlaufenden Vormittag fand Ursula in der Mittagsstunde endlich Zeit, den beiden Kindern, die sehr brav gespielt hatten, Gesellschaft zu leisten. Dagmar wurde gar nicht müde.
»Von Maxi kann ich sehr viel lernen, Mutti«, sagte sie. »Er kann sogar rechnen, und ich weiß auch schon, wie viel zwei und zwei ist. Nämlich vier.« Sie strahlte. »Maxi und sein Papi sind zwei, und du und ich sind auch zwei. Und zusammen sind wir vier.«
Maxi sah Ursula gedankenverloren an.
»Und in unserem Auto haben auch vier Platz, da können wir mal einen schönen Ausflug machen. Papi kann alles so gut erklären. Da lernst du noch viel mehr als von mir. Papi ist ja auch Lehrer.«
»Das ist ein schöner Beruf, nicht wahr, Mutti?«, meinte Dagmar.
»Wenn man ihn so auffasst wie Maxis Papi, ist es ein sehr schöner Beruf«, erwiderte Ursula leise. »Wenn alle Kinder solche Lehrer hätten, würde ihnen die Schule Freude bereiten.«
»Ich möchte auch solchen Lehrer haben, Mutti«, sagte Dagmar.
»Du kannst ja bei uns in die Schule gehen«, erklärte Maxi. »Aber das hat noch ein bisschen Zeit.«
Dann lernte Dagmar Hartmut von Angesicht zu Angesicht kennen. Sie sah ihn sich ganz genau an.
Er hatte einen langen Blick mit Ursula getauscht, der sie ganz schwindelig machte. Für Dagmar hatte er ein wunderhübsches Bilderbuch mitgebracht.
»Liest du es mir auch vor?«, fragte sie bittend.
»Es wird zu spät für Maxi«, schaltete sich Ursula ein.
»Nur ein Verslein«, bettelte Dagmar.
Es wurden drei, aber dann kam die Visite, und nun hieß es endgültig Abschied nehmen.
»Wir kommen bald wieder«, versprach Maxi.
»Du auch, Herr Lehrer?«, fragte Dagmar. »Dann liest du wieder vor. Du kannst das sehr schön.«
Ungeachtet der Ärzte, die dabeistanden, umarmte Maxi Ursula zärtlich.
»Schickst du mir heute Abend in Gedanken ein Bussi?«, fragte er leise.
»Zwei«, erwiderte sie mit einem weichen Lächeln, und als Hartmut sie ansah, errötete sie.
Schwester Selma dachte sich ihren Teil und schmunzelte.
*
Ursula war froh, dass so viel zu tun war. Da hatte sie keine Zeit zum Nachdenken. Und doch war es ihr, als begleite Hartmuts Blick sie auf Schritt und Tritt.
Das Telefon läutete. Doch Schwester Selma nahm den Anruf entgegen, bevor Ursula zur Stelle war.
»Der Fohlenhof«, sagte sie. »Wieder ein Unfall. Ein Junge mit einer Kopfwunde. Na, hoffentlich ist das eine ambulante Behandlung, sonst weiß ich wirklich nicht, wo wir noch ein Bett hinstellen sollen.«
Sie beeilte sich, Dr. Allard zu informieren.
Eine halbe Stunde später wurde der Junge von seiner Mutter gebracht.
Ein Notverband war ihm angelegt worden, durch den aber schon das Blut sickerte.
Die Frau mochte Ende dreißig sein und war sehr elegant gekleidet.
»Und das nennt man Urlaub«, sagte sie mit schriller Stimme.
Dr. Allard nahm es nicht zur Kenntnis. Die Wunde sah böse aus.
»Wie ist das passiert?«, fragte er.
»Gefallen ist er«, erwiderte sie ungehalten.
So sah es nicht aus. Es war keine einfache Platzwunde. Der Junge hatte die Lippen aufeinandergepresst. Sein Gesicht hatte einen beinahe hasserfüllten Ausdruck, der Dr. Allard sehr nachdenklich stimmte.
»Wie heißt du denn?«, fragte er.
Er bekam keine Antwort.
»Schwester Selma, nehmen Sie bitte die Personalien auf«, sagte Dr. Allard ruhig. »Wir müssen den Jungen hierbehalten. Er muss geröntgt werden. Eine Schädelfraktur ist nicht ausgeschlossen?«
»Muss das sein?«, fragte die Fremde, die ihren Namen noch immer nicht genannt hatte. »Na, vielleicht ist es besser so.«
»Ja!«, stieß der Junge hervor. »Ich will nicht wieder dahin!«
Das überraschte Dr. Allard sehr, denn die meisten Kinder waren sehr gern auf dem Fohlenhof.
*
»Das sind vielleicht komische Leute«, bemerkte Schwester Dorle. »So was von einer Mutter gibt es auch selten, und vor dem Jungen kann man fast Angst bekommen.«
»Er ist verschreckt«, entgegnete Schwester Selma beschwichtigend. »Hab’ du mal solche Verletzung, da würdest du auch nicht gerade lachen.«
»Was ist denn eigentlich passiert?«, fragte Ursula, die damit beschäftigt gewesen war, den Kindern das Abendessen zu bringen. »So erbost habe ich Dr. Allard auch noch nicht gesehen.«
»Da kann es einem ja auch anders werden, wie sich diese Frau Pohl aufgeführt hat«, sagte Schwester Dorle.
Ursula wurde totenblass und hielt sich an der Tischkante fest, als sie den Namen hörte. Es war gut, dass Schwester Selma bereits gegangen und Dorle damit beschäftigt war, das Krankenblatt auszufüllen.
Ursula zwang sich zur Ruhe. Warum sollte sie gleich in Panik geraten. Der Name Pohl war nicht gerade selten.
Dorle sprang auf. »Himmel, ich habe ja vergessen zu fragen, bei welcher Kasse sie versichert sind! Hoffentlich erwische ich sie noch.«
Das Krankenblatt blieb liegen. Ursula starrte darauf nieder. Die sauberen Buchstaben flimmerten vor ihren Augen.
»Oliver Pohl«, stand da. Zehn Jahre. Name der Mutter: Lucia Pohl. Der Name des Vaters war nicht angegeben.
Dorle kam wieder zurück.
»Sie war schon fort. Na, ich kann ja im Fohlenhof anrufen, und kümmern wird sich diese hochnäsige Mutter wohl auch mal um ihren Sprössling. Die Klunkern hätten Sie sehen sollen, Ursula, mit denen sie sich behängt! Zu Pferde kann ich sie mir nicht vorstellen. In einem Nachtklub schon eher.«
Ursula zwang sich zu einem Lächeln.
»Waren Sie denn schon mal in einem Nachtklub, Dorle?«
»Nö, aber ich habe so meine Vorstellungen davon. Das war ein Tag! Mehr davon und wir können uns vierteilen. Ich sehe jetzt nach dem Jungen. Um die Nacht beneide ich Sie nicht, Ursula.«
*
»Du