Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Er hatte die Gläser gefüllt und hob ihr seines entgegen.
»Dann auf gute Freundschaft, Ursula«, sagte er leise. »Ich heiße Hartmut.«
»Ja, ich weiß. So sehr gut passt der Name nicht zu Ihnen.«
In seinen Augen tanzten kleine Fünkchen, und wieder lachte er leicht auf.
»Mein Vater war Offizier«, berichtete er. »Er wollte einen harten, mutigen Sohn, aber wie das so ist im Leben, bekam er das Gegenteil davon. Es hat ihm arg zu schaffen gemacht.«
»Und Ihre Mutter?«, fragte Ursula.
»Sie war die Frau ihres Mannes. Er war ihr Gebieter.«
Vielleicht überlegte er jetzt, ob er so viel sagen sollte, doch er fügte hinzu: »Sie war auch die Tochter eines Offiziers. Damals hatte man diesbezüglich seine Vorstellungen. Aber betrachten Sie es bitte nicht als Provokation, dass ich mich deswegen entschloss, Dorfschullehrer zu werden. Es war mein sehnlichster Wunsch, Kinder zu unterrichten, die durch die Umgebung in der Bildung benachteiligt werden. Sie glauben gar nicht, wie viel Intelligenz in ihnen ist, die verkümmern müsste, wenn sie nicht geweckt wird.«
Und dies alles hatte seine Frau nicht verstanden. Wahrscheinlich stammte sie auch aus den sogenannten besseren Kreisen.
»Hanna bezeichnete mich als Narren«, erklärte er, als könne er ihre Gedanken lesen. »Und was denken Sie über mich, Ursula?«
Sie nippte an dem Wein. Er war köstlich, belebend und versetzte sie in eine beschwingte Stimmung.
»Ich halte Sie für einen Individualisten«, erwiderte sie. »Vor allem aber sind Sie ein Mensch, der mir sehr viel von dem zurückgibt, was ich längst verloren glaubte.«
Er nahm ihre Hand, drehte sie herum und legte seine Lippen leicht auf die Fläche.
»Ich mag Sie sehr«, sagte er mit ernstem Nachdruck. »Ich bin sonst ein schwerfälliger Patron, aber diesmal habe ich mir selbst einen Rippenstoß versetzt, weil ich Angst hatte, wir könnten uns aus den Augen verlieren.«
Seine Offenheit war beglückend. Ein weiches Lächeln legte sich um ihren Mund.
»Das wäre sehr schade«, bekannte sie. »Ich mag Sie auch sehr gern, Hartmut.«
Sie versanken in Schweigen und lauschten der verklingenden Musik.
Er stand auf und stellte den Plattenspieler ab. Ein paar Sekunden blieb er stehen und betrachtete sie. Dann trat er zu ihr und küsste sie auf die Schläfe.
»Es wäre schön, wenn es mehr werden könnte«, äußerte er verhalten.
Zu schön, dachte Ursula. So viel Glück kann es für mich gar nicht geben.
Und doch hätte sie am liebsten die Arme um seinen Hals gelegt und sich an ihn geschmiegt, um das Glück auszukosten, das seine Behutsamkeit ihr vermittelte.
»Ich muss jetzt gehen«, sagte sie scheu. »Es ist schon ziemlich spät.«
»Aber Sie werden wiederkommen?«
Er stand noch immer neben ihr, und ganz schnell lehnte sie den Kopf an seinen Arm.
»Ja, ich werde wiederkommen.«
Er brachte sie zurück. Schweigen war zwischen ihnen, aber sie waren sich noch näher als zuvor.
»Ich hoffe, dass Dagmar bald gesund ist und …«
Er unterbrach sich und legte dann schnell den Arm um sie. Das Blut hämmerte in seinen Schläfen wie auch in ihren, als er ihr sein Gesicht zuwandte. Und dann küsste er sie auf den Mund.
»Ich weiß, dass du nicht oft weg kannst, Ursula, aber wenn Dagmar gesund ist, werden wir uns so oft sehen, wie es möglich ist, bitte!«
»Ja«, erwiderte sie bebend und legte ihre Lippen an seine Wange. »Du gibst mir so viel Mut.«
*
Glück verschönt. Das bewahrheitete sich wieder einmal bei Ursula.
Schwester Selma betrachtete sie mit einem wohlwollenden Blick, Dr. Allard mit einem erstaunten.
»Heute kommen drei Neuzugänge«, sagte Dr. Allard. »Maxi wird ja entlassen, da können wir wieder ein zweites Bett in das Zimmer stellen. Aber Herr Raimund wird ihn wohl erst am Nachmittag abholen können. Wo bringen wir ihn solange unter, damit das Zimmer hergerichtet werden kann? Die beiden Kinder werden schon vormittags gebracht werden. Im Kreiskrankenhaus ist mal wieder kein Platz.«
»Maxi kann Dagmar Gesellschaft leisten«, erklärte Ursula schnell.
»Wird das nicht schon ein bisschen viel für die Kleine?«, überlegte Dr. Allard.
»Maxi ist sehr rücksichtsvoll. Er wird sich beschäftigen, wenn sie müde wird. Es ist für ihn besser, als müsste er allein im Spielzimmer sitzen.«
»Gut, das hätten wir. Dann brauchen wir noch ein Bett für den Kleinen mit der Gehirnerschütterung. Wie war doch gleich der Name, Schwester Selma?«
»Teupel. Er ist auf den Baum geklettert und heruntergefallen.«
»Diese Kinder! Hoffentlich wird unser Sohn nicht auch solch ein Wildfang«, bemerkte Dr. Allard.
Dagmar war putzmunter, als Ursula zu ihr ging. Sie gab ihr einen zärtlichen Kuss.
»Du siehst heute aber hübsch aus, Mutti«, stellte Dagmar fest. »Wie kommt das bloß?«
»Du guckst mit hübschen blanken Augen«, lächelte Ursula. »Das freut mich, mein Kleines. Du bekommst auch gleich Gesellschaft.«
Da kam Maxi schon. Er war fix und fertig angezogen.
»Musst du gleich weg?«, fragte Dagmar traurig.
»I wo! Sie brauchen bloß mein Zimmer, weil Neue kommen, und da darf ich bei dir bleiben, bis Papi mich holt. Magst du das?«
Und wie sie sich freute.
»Ich habe schon immerzu gedacht, dass du heute weggehst«, sagte sie. »Dann wirst du mich schnell vergessen.«
»Nie!«, versicherte er. »Ich komme dich ganz oft besuchen. Du bist ja auch bald wieder gesund, Dagi.«
»Ich möchte gleich gesund sein und aufstehen«, bemerkte sie ungeduldig. »Ich will sehen, wie die Blümchen wachsen.«
»Gibt ja noch nicht viele«, erklärte Maxi. »Die warten noch, bis du aufstehen kannst. Die wollen nicht erfrieren, wenn es noch mal kalt wird.«
»Es soll aber nicht wieder kalt werden.«
»Da kann man gar nichts machen«, meinte Maxi. »Das macht das Wetter von selbst. Spielen wir Karten, Dagi?«
»Kann ich doch noch nicht.«
»Das lehre ich dich. Geht ganz leicht, und du bist doch schlau.«
Solches