Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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style="font-size:15px;">      Und er selbst hatte Angst, Ursula zu verpassen.

      »Sie machen sich so viel Mühe mit Schorsch«, meinte Lotte Thewald.

      »Es ist immer gut, wenn die Kinder sich auch im Ausland verständigen können. Lerne fleißig, Schorsch.«

      »Mir macht es ja Spaß«, erklärte der Junge. »Lisa soll doch nicht denken, dass Mama und Papa jetzt bloß Dummköpfe haben.«

      »Das denkt sie bestimmt nicht«, versicherte Hartmut.

      *

      Er sah Ursula kommen, als er aus der Tür trat. Schnell ging er ihr entgegen. Ein glückliches Lächeln lag um seinen Mund.

      Ein Beben durchlief Ursulas Körper, als er ihre Hände ergriff und an seine Lippen zog. Sie erlebte dies zum ersten Mal in ihrem Leben.

      »Ich freue mich«, sagte er weich. »Darf ich Ihnen heute unser Dorf zeigen, Ursula?«

      Sie nickte. Sie ließ sich einfach treiben von ihren Gefühlen, die ein Gemisch von Sehnsucht, Angst und Hoffnung waren.

      »Mein fahrbarer Untersatz ist nicht gerade komfortabel«, äußerte er entschuldigend, »aber zuverlässig.«

      Wie er, dachte Ursula. Das war es, was ihr an ihm so besonders gut gefiel. Er war ein Mensch, von dem man nicht enttäuscht wurde.

      »Sie sind mit den Thewalds befreundet?«, fragte sie, um überhaupt etwas zu sagen.

      »Zur Zeit bringe ich Schorsch, dem Ältesten, ein bisschen Französisch bei. Er fährt in den großen Ferien zu den Jostins an die Riviera. Ach, die Geschichte mit Michael von Jostin und Lisa kennen Sie wohl auch noch nicht, Ursula?«

      »Nein.« Sie empfand es nur beglückend, wie weich er ihren Namen aussprach, der doch gar nicht weich klang.

      »Lisa war die Pflegetochter von den Thewalds. Eigentlich eine Comtesse Chantelle, aber das hat sie erst erfahren, als sie schon erwachsen war und ihre Sprache wiedergefunden hatte. Sie war nämlich stumm.«

      »Stumm, wie schrecklich«, flüsterte Ursula.

      »Sie hat es wohl gar nicht als so schlimm empfunden, bis sie Michael, den Bruder von Frau Allard, kennen- und liebenlernte. Und als sie einmal schreckliche Angst um ihn hatte, fand sie die Sprache wieder. Woran man sieht, wozu Liebe fähig ist.«

      Ein Hauch von Entsagung war in seiner Stimme, der auch blieb, als er weitersprach.

      »Ja, es war eine ebenso dramatische wie romantische Liebesgeschichte. Jetzt sind sie glücklich verheiratet, und Lisa ist eine strahlend schöne junge Frau, die aber ihre Pflegeeltern nicht vergessen hat und sich auch rührend um die drei Kinder kümmert, die den Thewalds über die Trennung von ihr hinweggeholfen haben.«

      »Und Sie bringen ihnen Französisch bei. Was können Sie eigentlich noch alles?«

      »Liebe Güte, was man in der Schule so alles gelernt und dann auf der Universität vervollkommnet hat.«

      Sie hatten nun das Dorf erreicht, und er hielt vor einem hübschen kleinen Haus.

      »So, hier wohnen wir«, erklärte er nun.

      Er half ihr aus dem Wagen und hielt ihre Hand fest.

      »Dort ist die Schule, da die Kirche. Unsere Geschäftsstraße besteht aus vier Läden.«

      Er lachte leise dabei, und dann ging er, seine Hand unter ihren Arm schiebend, ein Stück weiter mit ihr.

      »Der Ort ist gar nicht so klein, nur sehr weit auseinandergezogen. Fast jeder hat sein Stück Land, das er noch selbst bebaut, aber zumindest einen großen Garten. Und es siedeln sich auch schon ein paar Städter hier an, die auf billig erworbenem Grund komfortable Häuser bauen. Die Flucht aus der Stadt kommt in Bewegung. Ich habe nicht mehr das Gefühl, ein Außenseiter zu sein.«

      »Ich finde es sehr gut, wenn man den Mut hat, das zu tun, was man tun möchte und sich nicht unter Zwang in etwas pressen lässt, was dann doch unzufrieden macht«, sagte Ursula.

      Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen.

      »Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie Ihren Beruf gewählt, Ursula?«, fragte er. Die Scheu war ganz von ihm abgefallen.

      »Ich hätte gern Medizin studiert«, erwiderte sie leise. »Die Lebensversicherung meines Vaters hätte dafür auch gereicht. Aber dann lernte ich jenen Mann kennen, der mir nicht nur alle Illusionen raubte, sondern auch mit dem größten Teil des Geldes verschwand.«

      »Haben Sie ihn denn nicht angezeigt?«, fragte er nach sekundenlangem Schweigen.

      »Angezeigt?« Sie lachte kurz auf. »Guter Gott, ich war doch so dumm, ihm das Geld zu geben, weil er eine Wohnung kaufen wollte. Man muss bezahlen für seine Dummheit. Ich hatte doch nicht mal eine Quittung, und er hätte es glatt geleugnet. Was halten Sie nun von mir?«

      »Ich denke nur, dass es eine Gemeinheit ist, Vertrauen so zu täuschen. Es ist kriminell. Und mit Menschen, die solches tun können, sollte man nicht nachsichtig sein.«

      »Es lohnt sich auch nicht, darüber zu reden. Verderben wir uns den schönen Abend nicht.«

      »Trinken wir ein Glas Wein bei mir?«, fragte er. »Ich denke, dass dies angebracht wäre zu Beginn einer Freundschaft, die hoffentlich von Bestand sein wird.«

      »Gern«, sagte sie und dachte, wie schön es wäre, einen solchen Freund zu haben. Andere Wünsche wollte sie gar nicht aufkommen lassen.

      *

      Sie war sehr beeindruckt von der Einrichtung des kleinen Hauses. Schöne alte Möbel, die so wertvoll waren wie die Teppiche und Gobelins und einen kultivierten Geschmack verrieten.

      »Erbmasse von meinen Eltern«, bemerkte er leichthin.

      Es mussten vermögende Eltern gewesen sein, ging es ihr durch den Sinn. Fragen wären ihr aber doch zu taktlos erschienen.

      Die Küche war modern und mit allen elektrischen Maschinen ausgestattet.

      »Das muss sein«, erklärte er beinahe entschuldigend. »Sonst käme ich nicht zurande.«

      Maxis Zimmer war modern und sehr hübsch eingerichtet. Das Bett war in eine Wandnische eingebaut, und an Spielsachen mangelte es ihm gewiss nicht.

      Man spürte, wie sehr Hartmut sich hier zu Hause fühlte. Er wirkte jetzt sehr selbstsicher und gelassen, stellte zwei herrliche geschliffene Gläser auf den Tisch und holte dann den Wein aus dem Keller.

      Er lächelte, als sie brav wie ein Schulmädchen in dem Sessel Platz nahm, den er ihr zurechtgeschoben hatte.

      »Da sitze ich nun abends und döse vor mich hin«, bemerkte er.

      Doch das glaubte sie nicht. Er war kein Mann, der vor sich hin döste, und die vielen Bücher in den Regalen verrieten, wie er sich seine Zeit vertrieb.

      »Mögen Sie Beethoven?«, fragte er.

      Sie bejahte es. Wehmütig dachte

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