Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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Beine auf den Tisch gelegt und ein Glas Whisky in der Hand haltend.

      »Wenn er mich so provoziert!«, stieß er hervor. »Ein renitenter Bursche, dein Sohn.«

      »Der Arzt hat nicht geglaubt, dass er gefallen ist. Er hat so komische Fragen gestellt.«

      »Du brauchst ihm ja keine Antwort zu geben. Herrgott, ich konnte mich einfach nicht mehr beherrschen. Hast du nicht gesehen, dass er mit der Reitpeitsche auf mich losging?«

      »Es musste ja auch ein Reiterurlaub sein, und dann dieses Kaff!«, höhnte sie. »Hast du dir nicht etwas Besseres ausdenken können?«

      »Du weißt, warum ich hier bin. Ich muss mit Janus ins Geschäft kommen. Er ist nun mal ein eigenwilliger Mensch mit seinen Passionen. Ich bin bemüht, dein Geld zu vermehren, meine Liebe. Du hättest diesen Lümmel ja zu Hause lassen können.«

      »Du weißt genau, warum das nicht möglich war. Du hast mich in eine verteufelte Situation gebracht, Wally.«

      »Dramatisiere es doch nicht, mein Schatz. Komm, setz dich, Darling. Morgen kommt Janus, da müssen wir uns einig sein und ihm stilles Glück vorheucheln.«

      Es passte ihr nicht, wie er das sagte. Sie kniff die Augen zusammen.

      »Aufs Heucheln verstehst du dich ja«, äußerte sie zornig.

      »Dreh mir doch nicht das Wort im Mund herum, Lucia. Für ein stilles Glück sind wir doch beide nicht geschaffen. Feuer, meine Sünde, Leidenschaft. Wir sind ungestört.«

      Und damit machte er sie nachgiebig. Sie hatte immer nachgegeben, und sie dachte auch nicht mehr an ihren Sohn Oliver.

      *

      Oliver und der kleine Wolfgang Teupel waren in einem Zimmer untergebracht worden. Sie waren beide gleichermaßen schweigsam, was in Anbetracht ihrer Verletzungen nicht verwunderlich war.

      Dr. Allard betrachtete die Röntgenaufnahme, die er von Oliver gemacht hatte.

      »Ich würde meinen Kopf verwetten, dass ihn ein sehr harter Gegenstand getroffen hat«, sagte Nicolas zu André Fernand.

      »Er kann doch auf einen Stein gefallen sein.«

      »Niemals. Bei einem solchen Sturz müsste er auch am Körper zumindest Prellungen aufweisen. Dieses seltsame Benehmen seiner Mutter, ihre Erklärung, dass sie überhaupt nicht wüsste, wie es passiert ist, haben mich gleich stutzig gemacht. Der Junge ist um Haaresbreite mit dem Leben davongekommen, und wäre er nicht so kräftig, sähe ich schwarz. Aber es ist möglich, dass noch böse Folgen auftreten.«

      »Du meinst, ein Blutgerinsel im Gehirn?«

      »Es könnte sein. Ich gehe jetzt schnell rüber zum Essen, dann komme ich wieder. Lasst den Jungen nicht aus den Augen.«

      »Kann er denn nicht vom Pferd gefallen sein?«, fragte André.

      »Das hätte sie doch sagen können. Damit muss man rechnen. Nein, diese Frau war sehr unsicher, und außerdem hat sie die Personalien zu zögernd angegeben. Vielleicht sagt der Junge etwas. Pass auf, André, damit wir später nicht Schwierigkeiten bekommen.«

      »Ein Gemüt wie ein Pferdeschlächter muss sie ja haben, dass sie gleich wieder abgeschwirrt ist«, bemerkte André, als er Nicolas noch bis zur Tür begleitete. Und das hörte Ursula, die Tee aus der Küche holte. Instinktiv wusste sie, dass von Olivers Mutter die Rede war.

      Sie ging zu Dagmar und gab ihr zu trinken. Die Kleine hatte so viel geredet, dass ihr der Mund trocken geworden war. Aber noch immer stand das Plappermäulchen nicht still.

      »Ich darf doch zu Maxis Papi in die Schule gehen, Mutti?«

      »Jetzt wirst du erst einmal schlafen, mein Kleines. Ich habe noch zu tun.«

      »Aber du erlaubst es doch, dass ich zu ihm in die Schule gehe?«

      »Ja. Aber da darfst du nicht so viel schwatzen.«

      »Ich schwatze mit dir so gern. Wir haben lange nicht miteinander schwatzen können.«

      »Das holen wir alles nach, mein Liebling«, versprach Ursula und gab ihr noch einen zärtlichen Kuss.

      Dann ging sie in das Zimmer zehn, wo die beiden Jungen lagen.

      Der kleine Wolfgang schlief ganz ruhig, und sein Puls ging auch recht gleichmäßig. Anders war es bei Oliver. Er stöhnte.

      »Oliver!«, sagte Ursula eindringlich an seinem Ohr.

      Er stieß nach ihr. »Weg, geht weg! Mein Vater soll kommen! Er soll mich holen!«

      Er fieberte. Ursula rief Dr. Fernand. Er nickte, als sie ihm von der Reaktion des Jungen erzählte.

      »Dr. Allard hat schon Komplikationen befürchtet«, bemerkte er. »Die Mutter scheint nicht gerade liebevoll zu sein. Da ist es verständlich, dass er nach seinem Vater verlangt. Rufen Sie doch mal im Fohlenhof an, ob der Vater auch dort ist. Jede Aufregung könnte dem Jungen schaden.«

      Ursula schien auf schwankendem Boden zu gehen. Der Name Pohl jagte ihr Angst und Schrecken ein. Allein der Name.

      Aber war es nicht unsinnig anzunehmen, dass Olivers Vater mit Walter Pohl identisch war? Dann hätte er doch schon verheiratet gewesen sein müssen, als sie ihn kennenlernte. Doch war ihm nicht auch das zuzutrauen?

      Sie starrte auf das Telefon, bevor sie den Hörer aufnahm. Sie musste im Fohlenhof anrufen.

      Dr. Fernand hatte ihr den Auftrag gegeben, und sie war hier nur eine Angestellte.

      Ihre persönlichen Empfindungen durften keine Rolle spielen.

      Dabei konnte sie sich nicht vorstellen, dass jener Walter Pohl, den sie gekannt hatte, ein Vater sein könnte, nach dem ein Kind schmerzlich verlangte. Es musste ein anderer sein.

      Sie wählte mit zitternden Fingern die Nummer. Fränzi Großmann meldete sich.

      »Hier spricht die Sternseeklinik«, sagte Ursula tonlos. »Kann ich bitte Herrn Pohl sprechen?«

      »Mein Gott, ja, ich verbinde. Aber sagen Sie, wie geht es dem Jungen? Wir sind ganz erschrocken. Wir wissen gar nicht, wie das passiert ist.«

      »Ich kann leider keine Auskunft geben«, erwiderte Ursula.

      »Dann verbinde ich mit dem Appartement.«

      Und dann meldete sich eine Stimme, die Ursula das Blut in den Adern erstarren ließ.

      »Was ist denn?«, fragte diese Stimme, weil sie kein Wort hervorbrachte.

      »Oliver verlangt nach Ihnen«, erklärte sie heiser. »Er ruft nach seinem Vater.«

      »Mir geht es nicht gut. Geben Sie ihm ein Schlafmittel«, entgegnete er barsch.

      Das war genau der Walter Pohl, der ihr Leben zerstört hatte, und gerade jetzt, wo sie ihn ganz aus ihrem Gedächtnis gestrichen hatte, war er wieder da.

      Sie war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte nur

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