Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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hatte sie Marianne auf die heißen Tücher gebettet, als der Doktor mit der Hebamme ins Zimmer trat.

      Schweigend nickten sie der Achnerbäuerin zu, die sich abwandte und zu ihrem Sohn hinausging.

      »’s ist gleich vorbei, Martl!« Zärtlich strich sie dem nervösen Burschen über den semmelblonden Lockenkopf.

      Martin saß in der Wohnstube auf der Sesselkante, den Kopf auf die Hände gestützt. Nur allmählich beruhigten sich seine Nerven, nachdem diese entsetzlichen Schreie aufgehört hatten.

      Die unheimliche Stille, die so plötzlich eingetreten war, ließ ihn beunruhigt aufhorchen. War alles gutgegangen? Lebte sein Kind? Martin sprang auf, lief zur Tür, lauschte angestrengt. Endlich hörte er ein kräftiges Geschrei, das aber wie Musik in seinen Ohren klang. Er stürmte in die Schlafstube, vorbei an den beiden Geburtshelfern, hin zum Bett, in dem das winzige rosige Etwas lautstark das Leben begrüßte!

      »Jessas!« brachte er heraus, hatte nur Augen für sein Kind. Marianne, die vor Erschöpfung eingeschlafen war, beachtetete er mit keinem Blick.

      »Es ist ein Dirndl, Martin.« hörte er wie durch Watte den Doktor sagen.

      In diesem Augenblick war es ihm gleich, ob es ein Sohn oder eine Tochter – war er würde nur für dieses winzige, hilflose Wesen leben und um seinetwillen alles ertragen!

      Marianne erholte sich erstaunlich schnell. Sie lehnte es ab, das Kind zu stillen, gab es einer der Mägde, die vor einiger Zeit entbunden hatte und überließ die kleine Roserl fortan ihrer Schwiegermutter.

      »Mei, Bub, das kannst doch net zulassen!« hatte die Altbäuerin entsetzt zu ihrem Sohn gesagt. »Ein Kind gehört zur Mutter! So unmenschlich kann sie doch net sein!« Sie konnte es nicht fassen.

      »’s ist besser, wenn du dich ums Roserl kümmerst, als wenn sie mit Mariannes Haß aufwächst, glaub mir’s Mutterl!« hatte Martin verächtlich erwidert. Nach Mariannes Mitteilung, sie hätte das Baby der Magd zum Stillen gegeben, war Martin aus der Schlafstube ausgezogen, hatte sich in der kleinen Kammer unterm Dach eingerichtet. Niemals wieder wollte er mit dieser Frau in einem Bett schlafen, niemals!

      Martins Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt. Im Gegenteil. Seine Frau ließ keine Gelegenheit aus, sich als Herrin aufzuspielen und das Gesinde und das Hauspersonal zu drangsalieren.

      Der junge Bauer hatte keine Freude mehr am Leben. Die Ernte war eingebracht und die schwerste Arbeit des Jahres erledigt.

      »Wir werden heuer den Speisesaal ausbauen. Er ist viel zu klein für die vielen Leut. In der nächsten Woch kommt der Schreiner und nimmt das Aufmaß. Wennst bitt schön derweil keine neuen Gäst aufnehmen tätst, wär’s mir arg recht«, verkündete Marianne eines Tages bei einem der seltenen gemeinsamen Abendessen.

      Martin hob mißbilligend die Augenbrauen. »Bislang hat’s noch immer gereicht. Wir haben net so ein feudales Hotel wie deine Eltern. Unser Gästehaus ist weitaus bescheidener!«

      »Du bist hinter der Zeit, mein Lieber!« konterte seine Frau. »Kümmer du dich nur um Feld und Hof und ich kümmer mich um alles andere!« Damit war für Marianne das Thema beendet.

      Dem Bauern war der Appetit vergangen. Freilich, er mußte zugeben, daß Marianne es gut verstanden hatte, die bislang mäßigen Einkünfte erheblich zu steigern. Doch dem Geld stand ihre Herzlosigkeit gegenüber, die ihm mit der Zeit wie eine Bedrohung erschien.

      Was sprach eigentlich dagegen, sich von ihr scheiden zu lassen? Gründe hatte er genug, denn Marianne hatte mit dem Tage ihrer Hochzeit ihre Maske fallen lassen. Erst recht, nachdem das Kind auf die Welt gekommen war!

      »Weißt was, Marianne? Ich werd in der nächsten Woche die Scheidung einreichen. Jetzt ist das Maß voll,« preßte er zornig heraus und schlug zum erstenmal mit der Faust auf den Tisch.

      Martin hatte seine Frau unterschätzt. »Ha! Du und dich scheiden lassen! Mit welcher Begründung denn? Wer ist denn aus der Schlafstube ausgezogen? Das warst doch du, gell? Und wer hat denn dafür gesorgt, daß Roserl bei deinen Eltern im Anbau ein Zimmer bekommen hat? Geh, Martl, damit kannst mir net drohen! Was glaubst, was dich eine Scheidung kosten tät! Nein, mein Lieber, du wirst dich weiter in dein Schicksal dreingeben, weil ich sonst mit dem Roserl fortgehen werd!«

      Der Bursch stand sehr langsam auf, ging um den Tisch herum, packte Marianne bei den Schultern, zog ihr hämisch verzerrtes Gesicht dicht an das seine und zischte: »Bevor du mit dem Roserl fortgehst, bring ich dich um!« Er ließ sie auf den Stuhl zurückfallen und stürmte aus der Küche. Diese Hexe! dachte er zornentbrannt. Sie weiß genau, daß ich das Kind um keinen Preis der Welt hergeben werd!

      *

      »Wir müssen heuer mehr Bäume schlagen lassen, Martin. Der Xandl vom Sägewerk hat mich drauf angesprochen, er hätt so viele Bestellungen, daß er mit seinem Bestand net nachkommt.« Marianne sprach ungewöhnlich sanft auf ihren Mann ein.

      Martin wußte, warum sie diesen Tonfall anschlug. Der Kahlschlag oblag einzig und allein ihm, dem Bauern. Das war allen bekannt, auch dem Xandl Hochleitner. Der Sägewerksbesitzer wollte ihn schon lang dazu überreden, ihm ein schönes Stück vom Wald zu verkaufen.

      »Wir müssen gar nix, daß du’s weißt! Ich hab dem Xandl bereits gsagt, was er schlagen darf und was net. Mehr geht net wegen der Lawinengefahr.«

      Die junge Achnerbäuerin schlug heftig den Strudelteig auf die Tischplatte. »’s ist doch bisher auch nix passiert. Und für uns wär’s ein guter Profit.«

      »Profit! Profit! Hast denn nix im Hirn? Ich weiß schon, was ich tu. Und im übrigen – wie sagst selbst immer? Kümmer du dich ums Haus und ich kümmer mich um alles andre!« Martin freute sich insgeheim über das verblüffte Gesicht seiner schönen Frau. So hatte sie ihn noch niemals reden hören.

      Geschickt füllte Marianne den Strudelteig mit Äpfeln und Rosinen, rollte ihn vorsichtig mit dem Tuch ein. Scheinbar gleichmütig antwortete sie: »Wennst meinst.«

      Der Bursch schaute seine Frau lauernd an. Wenn er sie nicht so genau gekannt hätte, wäre er gewiß auf ihren versöhnlichen Ton hereingefallen. So, wie sie jetzt arbeitete in ihrer Schürze, sah sie wahrhaftig aus wie eine Bäuerin – nur waren diese Anblicke so selten, daß Martin ihr diese Rolle nicht mehr abnehmen konnte!

      »Weshalb ich eigentlich hereingekommen bin, Marianne: Ich wollt dir nur sagen, daß ich für ein paar Tag in die Stadt fahr. Hab dort was Geschäftliches zu erledigen.« Der junge Bauer stand bereits in der Tür und tat, als wär’s ihm grad erst eingefallen.

      »Was Geschäftliches?« Marianne sah ihren Mann mit weit aufgerissenen Augen an. Er wird doch net…? Aber nein, wenn er sich hätte scheiden lassen wollen, hätt er’s ja längst getan! Nein, da mußte etwas anderes dahinterstecken!

      »Hmm, was Geschäftliches! Wirst es schon noch rechtzeitig erfahren.« Der Bursch grinste schief und ließ seine verdutzte Frau einfach stehen.

      So ist’s recht, dachte er zufrieden. Sie wird sich umschaun, lang genug ist sie mir jetzt auf der Nas herumgetanzt!

      Martin Achner dachte an das kürzlich geführte Gespräch mit seiner alten Mutter.

      »Martl, ich glaub, ich pack das nimmer mit dem Roserl. Weißt, sie ist jetzt drei Jahr alt und ein sehr lebhaftes Dirndl. Sie braucht jemand, der sich den ganzen Tag um sie kümmert. Magst net mit der Marianne mal drüber

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