Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Dr. Barbara Beck

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Die großen Herrscherinnen und Regentinnen - Dr. Barbara Beck marixwissen

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wurde Mathildes Regierungszeit von dem Investiturstreit, der sich 1075 an der Besetzung des Mailänder Bischofsstuhls entzündet hatte. Vorrangig ging es bei der Auseinandersetzung um die Einsetzung von Bischöfen durch den König. Aus päpstlicher Sicht stand dem Herrscher dies als einfachem Laien nicht zu. Nach den Vorstellungen der Kirchenreformer hatte lediglich die Wahl durch das jeweilige Domkapitel und die anschließende Bestätigung durch den Papst als einzig legitime Form der Bischofserhebung zu gelten. Das königliche Investiturrecht stellte im Reichskirchensystem der Ottonen und Salier allerdings einen wesentlichen Bestandteil der Reichsverfassung dar, da es das geistliche Amt eng mit der Ausübung weltlicher Macht verknüpfte. In dem rasch eskalierenden Streit zwischen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. fiel der Markgräfin zunächst eine Vermittlerrolle zu, da sie einerseits eine Cousine zweiten Grades von Heinrich war, andererseits sich dem Reformpapst Gregor religiös tief verbunden fühlte, was sie später dem Verdacht der „unkeuschen Liebe“ aussetzte.

      Nachdem Heinrich IV. den Papst 1076 durch eine Synode in Worms hatte absetzen lassen, wurde er seinerseits von Gregor mit dem Kirchenbann belegt und für abgesetzt erklärt. In dieser kritischen Situation entschloss sich Heinrich, zur Rettung seines Königtums nach Italien zu gehen, um die Auflösung des Banns zu erreichen. Er zog zu der Burg Canossa im Apennin, dem Stammsitz von Mathildes Vorfahren, wohin sich Papst Gregor VII. zurückgezogen hatte. Als Büßer harrte Heinrich IV. vom 25. bis zum 27. Januar 1077 barfuß vor den Burgtoren im Schnee aus, bis er vor allem dank der Intervention der Markgräfin die Lösung vom Kirchenbann durch Gregor erlangte. Laut der Überlieferung von Mathildes Biograf Donizo hatte der König angeblich seine Verwandte sogar kniefällig um ihre Fürsprache gebeten: „Mächtige Cousine, geh, erwirke mir den Segen.“

      Die Versöhnung zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII. erwies sich als kurzlebig. Als der Investiturstreit 1080 wieder aufflammte, griff Mathilde mit eigenen Streitkräften zugunsten des Papstes ein, den sie auch finanziell unterstützte. Wegen der großen Unzufriedenheit unter ihren Vasallen, den Bürgern und Teilen des Klerus ihrer Markgrafschaft mit ihrem autoritären Regierungsstil brach jedoch zeitweilig ihre Herrschaft in ihren Stammlanden zusammen. Da sie Heinrich den ihm als Lehnsherrn geschuldeten Beistand verweigerte, wurde sie im Juli 1081 des Hochverrats für schuldig befunden. Die Reichsacht wurde über sie verhängt, alle Reichslehnen wurden ihr abgesprochen. Mathilde konnte sich trotzdem in den folgenden Jahren gegen Heinrich behaupten, der sich 1084 von dem Gegenpapst Clemens III. zum Kaiser hatte krönen lassen.

      Mathilde stand auch den reformorientierten Nachfolgern Gregors VII. im Vatikan nahe. Auf Wunsch von Papst Urban II. heiratete sie 1088 oder 1089 den über 25 Jahre jüngeren Welf V., den ältesten Sohn des von Heinrich IV. geächteten Herzogs Welf IV. von Bayern. Laut dem Chronisten Bernold von St. Blasien war der Zweck dieser Ehe, dass man dadurch „um so männlicher der heiligen römischen Kirche gegen die Exkommunizierten beistehen konnte“. In der Tat verbanden sich auf diese Weise die wichtigsten oberitalienischen und süddeutschen Verbündeten des Papstes in bedrohlicher Weise für den Kaiser. Das ungleiche Ehepaar lebte meistens getrennt voneinander, weil es sich bei dieser Verbindung in Wahrheit um eine Scheinehe handelte. Dieses politische Zweckbündnis zerbrach wenige Jahre später wieder, sowie sich die Hoffnungen der Welfen auf einen Machtzuwachs in Italien zerschlagen hatten. Nicht nur hatte Mathilde schon früher ihr gesamtes Eigengut in Italien und Lothringen der römischen Kirche für den Fall ihres kinderlosen Ablebens vermacht, sie war auch generell nicht gewillt, ihrem Gemahl irgendwelche Herrschaftsrechte zu überlassen. Nachdem sich Welf V. im Sommer 1095 von Mathilde getrennt hatte, versöhnten sich die Welfen wieder mit Heinrich IV. und erhielten Bayern zurück.

      Als Heinrich V. die Politik seines verstorbenen Vaters Heinrich IV. gegenüber dem Papsttum erneut aufnahm, mischte sich Mathilde nicht mehr zugunsten von Papst Paschalis II. ein, zu dem sie offenbar ein distanziertes Verhältnis hatte. Während der Kaiser den Reichsbann gegen sie aufhob, setzte sie ihn 1111 zum Erben ihres Hausguts ein, das sie eigentlich bereits der Kurie geschenkt hatte. Um diese Mathildischen Güter gab es daher nach ihrem Tod einen langen Streit zwischen Kaiser und Papst, bis Kaiser Friedrich II. 1213 den endgültigen Verzicht darauf erklärte.

      In ihren letzten Lebensjahren widmete sich die Markgräfin vor allem der Frömmigkeit. Nach ihrem Lebensende am 24. Juli 1115 wurde sie zunächst in der Kirche des Klosters San Benedetto di Polirone beerdigt. Auf Anordnung von Papst Urban VIII. wurden ihre Gebeine 1634 in den Petersdom nach Rom übertragen. Sie war die erste Frau, der diese Ehre zuteil wurde. Ihr von Gian Lorenzo Bernini entworfenes Grabmonument verherrlicht Mathilde mit barockem Pathos als kämpferische Schirmherrin des Papsttums.

      Eleonore von Aquitanien

      * um 1122 in Poitiers

      † 1204 im Kloster Fontevrault

      Herzogin von Aquitanien

      1137 – 1204, Regentin bzw.

      Mitregentin des Königreichs

      England 1155 – 1168, 1190 – 1194

      Eine der einflussreichsten und zugleich umstrittensten Frauen des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien, die durch ihre beiden Heiraten erst Königin von Frankreich, dann Königin von England wurde. Vor allem während ihrer Witwenschaft konnte sie alle Machtspielräume nutzen, die sich ihr boten.

      Die um 1122 geborene Eleonore war die älteste Tochter von Herzog Wilhelm X. von Aquitanien, einem mächtigen Vasallen der französischen Krone, und dessen Gemahlin Aenor von Châtelleraut. Da ihr einziger Bruder früh verstarb, erbte die gebildete und kultivierte Herzogstochter nach dem Tod ihres Vaters im April 1137 das im äußersten Südwesten Frankreichs gelegene blühende Herzogtum Aquitanien. Nur wenige Monate später, im Juli, heiratete sie in Bordeaux den französischen Kronprinzen aus dem Geschlecht der Kapetinger, der bereits kurz nach der Hochzeit als Ludwig VII. König wurde. Zunächst schien sich die Ehe des jungen Paars trotz unterschiedlicher Lebenseinstellungen positiv zu entwickeln. Während die lebenslustige Eleonore in einer heiteren und sinnenfrohen Umgebung aufgewachsen war, bevorzugte Ludwig, der ursprünglich die geistliche Laufbahn einschlagen wollte, einen mönchischen Lebensstil.

      Die in den ersten Ehejahren offenbar bestehende Harmonie ging im Verlauf des erfolglosen Zweiten Kreuzzugs, der von 1147 bis 1149 dauerte, verloren. Die Königin begleitete ihren Gatten auf seinem Kriegszug. Während des Aufenthalts bei Eleonores Onkel, dem Fürsten Raimund von Antiocchia, zerstritt sich das Königspaar über den in dem Krieg nun einzuschlagenden Weg. Die sehr selbstbewusste Königin, die sich am französischen Hof zunehmend in ihrer Lebensführung eingeschränkt fühlte, sprach erstmals von einer Auflösung ihrer Ehe. Bezeichnenderweise tauchen gerade in Verbindung mit Eleonores Aufenthalt im Heiligen Land zum ersten Mal Skandalgeschichten über ihr angeblich sexuelles Fehlverhalten auf, obwohl es keine wirklichen Quellenbelege dafür gibt.

      Nach der Rückkehr nach Frankreich kam das Thema einer Eheauflösung bald wieder auf die Tagesordnung. Da Eleonore ihrem Ehemann nur zwei Töchter geboren hatte, forderte jetzt auch Ludwig VII. die Nichtigerklärung seiner Ehe, was ganz den Wünschen seiner Gattin entsprach. Auf dem Konzil von Beaugency wurde die Ehe des Königspaars am 21. März 1152 offiziell annulliert. Als Grund hierfür wurde eine zu nahe Verwandtschaft angeführt. Eleonore überließ ihrem früheren Mann die beiden gemeinsamen Töchter. Ihr väterliches Erbe Aquitanien behielt sie dagegen und übte wieder ihre landesherrlichen Befugnisse aus.

      Als sie keine zwei Monate nach der Annullierung ihrer ersten Ehe den rund zehn Jahre jüngeren Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou und Herzog der Normandie, der zugleich Erbe der englischen Krone war, in Poitiers heiratete, stellte dies einen ungeheuren Affront für Ludwig VII. dar. Durch ihre Verbindung mit Ludwigs gefährlichstem Rivalen wurde ein beängstigendes Szenario heraufbeschworen: Mittels der Zusammenführung der Besitztümer der Plantagenet mit den Territorien Eleonores war ein Länderkomplex entstanden,

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