Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Dr. Barbara Beck

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Die großen Herrscherinnen und Regentinnen - Dr. Barbara Beck marixwissen

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nach Quedlinburg verstarb Äbtissin Mathilde am 7./8. Februar 999 nach einer kurzen fieberhaften Erkrankung und wurde in ihrer Stiftskirche in direkter Nähe zu ihren Großeltern, König Heinrich I. und Königin Mathilde, beigesetzt. Während ihrer Amtszeit hatte diese Kirche ein dreischiffiges Langhaus bekommen, Chor und Krypta wurden neu gebaut. Der Inschriftentext ihres erhalten gebliebenen Bleisargs betonte nochmals ihre Rolle als „matricia“, als Stellvertreterin des Kaisers.

      Theophanu

      * ca. 959/960

      † 991 in Nimwegen

      Regentin des römisch-deutschen

      Reichs 984 – 991

      Obwohl Kaiserin Theophanu in ihrer Eigenschaft als Regentin für ihren Sohn Otto III. eine der bedeutendsten und aktivsten Herrscherinnen des Mittelalters war, kennt man weder ihr genaues Geburtsjahr noch ihren Geburtsort. Sie entstammte einer hochadeligen byzantinischen Familie. Ihre Eltern waren sehr wahrscheinlich der Patrikios Konstantin Skleros und Sophia Phokaina.

      Seit Otto der Große mit seiner Kaiserkrönung eine Wiederbelebung des weströmischen Reichs verfolgte, bemühte er sich um eine byzantinische Prinzessin als Gemahlin für seinen Sohn und Thronerben. Auf diese Weise sollte sowohl die Anerkennung des westlichen Kaisertums der Ottonen durch Byzanz als auch eine Regelung der süditalienischen Ansprüche mit Ostrom erlangt werden. Erst die dritte Gesandtschaft unter der Führung des Kölner Erzbischofs Gero brachte den gewünschten Erfolg. Die Ottonen, die eigentlich die Tochter des verstorbenen Kaisers Romanos II. als Braut begehrt hatten, mussten sich mit der angeheirateten Nichte des amtierenden oströmischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes bescheiden. Am 14. April 972 fand in Rom unter großer Prunkentfaltung die Hochzeit von Prinzessin Theophanu mit dem nur wenige Jahre älteren Otto II. statt, der seit 967 Mitkaiser seines Vaters war. Unmittelbar vor ihrer Hochzeit wurde Theophanu von Papst Johannes XIII. zur Kaiserin gekrönt. Die blutjunge Braut brachte eine eindrucksvolle Brautausstattung sowie eine reiche Mitgift mit. Im Gegenzug erhielt sie zahlreiche Besitzungen im gesamten Reich zugesprochen.

      Für die in einer verfeinerten und hochentwickelten Hofkultur aufgewachsene Byzantinerin, die stets in prächtige Gewänder und kostbaren Schmuck gehüllt war, muss ihr neues Leben im Westen, der in vielen Bereichen im Vergleich zu Byzanz eher unterentwickelt war, anfänglich ein Kulturschock gewesen sein. Theophanu musste sich in einer ihr völlig fremden Welt mit gänzlich anderen politischen Verhältnissen zurechtfinden. Im Lauf der Jahre sollte es dank ihres Einflusses zu einer Bereicherung der ottonischen Kunst und Kultur kommen.

      Zu Beginn der selbstständigen Regierung von Otto II. im Mai 973 stand Theophanu offenbar noch ganz im Schatten ihrer Schwiegermutter, der verwitweten Kaiserin Adelheid, auf deren Rat der junge Herrscher damals hörte. Erst im Juni 974 änderte sich die Situation, von nun an tauchte der Name Theophanus häufig in Verbindung mit Interventionen und Petitionen in den Urkunden ihres Ehemannes auf. Die junge Kaiserin wurde zu einer tonangebenden Persönlichkeit. Meist begleitete sie ihren Mann auf seinen Reisen durch das Reich, das anders als Byzanz keine Hauptstadt, sondern ein Reisekönigtum von Pfalz zu Pfalz als übliche Form der Herrschaftsausübung kannte. Nebenbei kam Theophanu auch ihrer dynastischen Verpflichtung nach und brachte zwischen 975 und 980 fünf Kinder zur Welt.

      Der überraschende Tod von Kaiser Otto II. am 7. Dezember 983 an Malaria in Rom führte zu großer Verwirrung über dessen Nachfolge. Zwar war sein einziger Sohn Otto im Alter von dreieinhalb Jahren auf seinen Wunsch hin bereits zum König gewählt und in Aachen gekrönt worden, doch konnte das unmündige Kleinkind, das zu diesem Zweck von seinen Eltern getrennt worden war, selbstverständlich nicht das Reich regieren. Eine allseits anerkannte Rechtsregel zur Lösung dieser Frage bestand nicht. Das entstandene Machtvakuum nutzte der von Otto II. abgesetzte bayerische Herzog Heinrich II. der Zänker, um sich des kleinen Königs und der Kroninsignien zu bemächtigen. Sein Versuch, als nächster männlicher Verwandter der herrschenden Dynastie die Macht an sich zu ziehen, scheiterte jedoch, da er den Reichsadel in seiner Mehrheit nicht für sich gewinnen konnte. Der Mainzer Erzbischof Willigis rief Theophanu und ihre Schwiegermutter, die Kaiserinwitwe Adelheid, nach Deutschland, damit diese den Thron für Otto III. sicherten. Auch Ottos Tante Mathilde, die Äbtissin von Quedlinburg, setzte sich vehement für ihren Neffen ein. Es gelang eine friedliche Beilegung des Streits. Auf dem Reichstag in Rohr bei Meiningen übergab im Juni 984 Heinrich der Zänker den kleinen Otto III. samt den Kroninsignien an seine Mutter Theophanu.

      Im Mai 985 wurde Kaiserin Theophanu auf dem Reichstag in Frankfurt am Main die Übernahme der Regierung für ihren unmündigen Sohn Otto III. offiziell zugesprochen, nachdem es zu einem Ausgleich mit Heinrich dem Zänker gekommen war, der sein altes Lehen, das Herzogtum Bayern, in etwas reduzierter Form zurückerhielt. Die Byzantinerin muss eine bemerkenswerte Persönlichkeit mit enormer politischer Durchsetzungsfähigkeit gewesen sein, da es ihr relativ rasch gelungen war, sich im Machtpoker ohne große eigene Hausmacht zu bewähren. Es gab durchaus Vorbehalte gegen sie im Reich – Abt Odilo von Cluny, der spätere Biograf von Kaiserin Adelheid, sprach sicherlich vielen Zeitgenossen aus der Seele, als er sie nach ihrem Tod herabsetzend nur als „jene Griechin“ titulierte. Theophanu erreichte es nach der Regentschaftsübernahme, sich auch gegen ihre mächtige Schwiegermutter Adelheid zu behaupten, die daraufhin wieder nach Italien ging. Zu Theophanus Beraterkreis gehörten in erster Linie Erzbischof Willigis von Mainz und Bischof Hildebald von Worms. Sie leitete eine Phase des inneren Friedens ein und festigte die Reichsherrschaft. Durch die Anerkennung des neuen französischen Königs Hugo Capet sicherte sie die Zuordnung des Herzogtums Lotharingien zum Reich. Im Kampf um die von den Slawen bedrohte Ostgrenze des Reichs gewann sie in Herzog Mieszko von Polen einen zuverlässigen Verbündeten, mit dessen Hilfe sie mehrere Feldzüge gegen die Slawen durchführen ließ. In Italien trat sie in offiziellen Dokumenten, im Gegensatz zur bisherigen Praxis bei Kaiserinnen, mit ungewöhnlichem Selbstbewusstsein auf. In der Ravennater Urkunde vom 1. April 990 signierte sie gemäß byzantinischer Tradition als Kaiser, nicht als Kaiserin. Wie bei einem Kaiser männlichen Geschlechts wurden die Jahre in der Urkunde nach ihr gezählt, beginnend mit dem Jahre 972.

      Nach kurzer Krankheit starb Theophanu, die zu dieser Zeit auf dem Gipfel ihrer Macht stand, am 15. Juni 991 in der Pfalz Nimwegen. Über die Todesursache ist nichts überliefert. Der elfjährige Otto III. war in ihrer Todesstunde bei ihr. Durch ihre kluge Machtpolitik war es Theophanu gelungen, ihrem Sohn, dem sie eine hervorragende Erziehung zuteil werden ließ, nicht nur den Kaiserthron zu sichern, sondern ihm auch die Herrschaft weitgehend in ihrem alten Rang und Umfang zu bewahren. Kaiserinwitwe Adelheid konnte nach dem Tod der Schwiegertochter ohne Schwierigkeiten die Regentschaft für ihren Enkel Otto III. bis Ende 994 weiterführen, bis dieser selbst die Herrschaft übernahm. Voll Anerkennung über Theophanus Leistungen als Regentin schrieb zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod der Chronist Thietmar von Merseburg: „Wiewohl sie vom schwachen Geschlechte war, eignete ihr doch besonnenes Selbstvertrauen und, was in Griechenland selten ist, ein trefflicher Lebenswandel. Und mit männlicher Wachsamkeit wahrte sie ihres Sohnes Herrschaft in ständiger Freundlichkeit gegenüber Rechtschaffenen, in furchtgebietender Überlegenheit gegenüber Aufsässigen.“

      Agnes von Poitou

      * um 1025

      † 1077 in Rom

      Regentin des römisch-deutschen

      Reichs 1056 – 1062/65

      Die Leistungen von Agnes von Poitou als Regentin waren bei ihren Zeitgenossen umstritten. Häufig wurde gegen ihre Regierungstätigkeit der Vorwurf der Schwäche und Unschlüssigkeit erhoben. Das von ihr mitverschuldete Papstschisma von 1061 und ihre Aktivitäten in der Folgezeit bildeten in der Beurteilung die entscheidende Zäsur.

      Sie kam um 1025 als Tochter des mächtigen Herzogs Wilhelm V.

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