Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Dr. Barbara Beck

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Die großen Herrscherinnen und Regentinnen - Dr. Barbara Beck marixwissen

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in Burgund und Italien. Im Dezember 980 kam es in Pavia zu einer öffentlichen Aussöhnung zwischen Mutter und Sohn, der ihre Unterstützung in Italien benötigte.

      Als nach dem unerwarteten Tod von Kaiser Otto II. im Dezember 983 der Versuch von Heinrich dem Zänker gescheitert war, mit der Vormundschaft über den noch minderjährigen Otto III. die Herrschaft im Reich zu erlangen, übernahm Adelheid gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Theophanu die Regentschaft für ihren Enkel, um so die Macht und die Krone für die Ottonen zu sichern. In Verhandlungen konnte eine Einigung mit Heinrich erzielt werden. Die beiden Fürstinnen führten zunächst für ein knappes Jahr gemeinsam mit Erzbischof Willigis von Mainz und Bischof Hildebald von Worms die Regierung. Offensichtlich favorisierten die beiden kaiserlichen Witwen danach eine räumliche Trennung; denn Adelheid zog sich 985 weitgehend nach Italien zurück. Sie nahm dort sowohl Reichs- als auch Eigeninteressen wahr, bis Theophanu 989/990 auch in Italien ihr Herrschaftsrecht beanspruchte.

      Nach Theophanus Tod 991 kehrte Adelheid an den Kaiserhof zurück und übernahm die vormundschaftliche Regierung und Erziehung ihres Enkels Otto, bis dieser 994 volljährig wurde. Im Vergleich zu Theophanus kraftvoller Regentschaft musste das Ottonenreich während Adelheids alleiniger Herrschaft Einbußen bei seiner Vormachtstellung in Europa hinnehmen. Angesichts der schwierigen außenpolitischen Lage schwächte sich die Dominanz des Reichs gegenüber den Nachbarn im Osten und Westen ab.

      Nach dem Ende ihrer Regentschaft wandte sich Adelheid vor allem der Förderung von Klostergründungen zu, wobei die cluniazensischen Klosterreformen im Vordergrund ihres Interesses standen. Die Politik verlor sie dabei nicht völlig aus den Augen. So waren etwa in ihrem Todesjahr nochmals ihre diplomatischen Fähigkeiten gefragt, weshalb sie nach Burgund reiste, um zwischen ihrem Neffen König Rudolf III. und den regionalen Feudalherren zu vermitteln. Ihren Bemühungen blieb jedoch ein wirklicher Erfolg versagt. Danach zog sie sich in das 991 von ihr gegründete und großzügig mit Reichsgut ausgestattete Kloster Selz im Elsass zurück, wo sie in der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 999 verstarb. Wegen der bald darauf einsetzenden Verehrung Adelheids als mildtätige Heilige wurde sie 1097 von Papst Urban II. offiziell kanonisiert. Sie war die erste mittelalterliche Herrscherin, die heiliggesprochen wurde.

      Mathilde von Quedlinburg

      * 955

      † 999 in Quedlinburg

      Reichsverweserin des römischdeutschen

      Reichs 997 – 999

      Die erste Äbtissin des Reichsstifts Quedlinburg, Mathilde, die vor allem im Bistum Magdeburg als Selige verehrt wird, entstammte der sächsischen Dynastie der Ottonen, dem Geschlecht der Liudolfinger. Während der Regierungszeit dieser bedeutenden Herrscherfamilie über das Heilige Römische Reich, die von 919 bis 1024 dauerte, kam es zu einer Machtbeteiligung von weiblichen Familienmitgliedern. Äbtissin Mathilde zählte zu diesen mächtigen Frauen.

      Mathilde kam Anfang 955 zur Welt. Ihre Eltern waren Kaiser Otto I. der Große und dessen zweite Gemahlin Adelheid, eine Tochter König Rudolfs II. von Hochburgund. Schon frühzeitig wurde Mathilde, die einzige Tochter des Kaiserpaars, dem Servatiusstift in Quedlinburg zur Erziehung übergeben, da sie für ein geistliches Leben bestimmt war. Sie sollte das Werk ihrer Großmutter, nach der sie benannt war, fortführen. Die verwitwete Königin Mathilde hatte das Stift 936 gegründet und es seitdem ohne formale Äbtissinnenweihe geleitet. Das reichsunmittelbare freiweltliche Damenstift auf dem Burgberg in Quedlinburg diente von Anfang an als ottonisches Hauskloster, zu dessen Hauptaufgaben das Gedenken der Herrscherfamilie gehörte.

      956 übertrug Kaiser Otto seiner Tochter Mathilde seinen Besitz in Liebstedt und Ossmannstedt. Im Alter von elf Jahren wurde sie im April 966, kurz vor dem dritten Italienzug Ottos I., zur Äbtissin von Quedlinburg geweiht. Diesem feierlichen Akt wohnten nicht nur ihr Vater, die kaiserliche Familie und zahlreiche weltliche Große bei, sondern er fand auch, was ungewöhnlich war, im Beisein aller Bischöfe des Reichs statt. Als Äbtissin des Familienstifts Quedlinburg sollte die Kaisertochter dafür sorgen, dass auch in Zukunft das Totengedenken der Ottonen sichergestellt war. 967 bestätigte Papst Johannes XIII. die Weihe Mathildes.

      Die junge Äbtissin muss eine bemerkenswerte Persönlichkeit gewesen sein, denn immerhin dedizierte ihr der sächsische Geschichtsschreiber Widukind von Corvey seine drei Bücher sächsischer Geschichte, die „Rerum Gestarum Saxonicarum libri tres“, in der vor allem die Taten ihres Großvaters Heinrich I. und ihres Vaters Otto I. gepriesen wurden. Widukinds Sachsengeschichte gilt als eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte des 10. Jahrhunderts. In der Vorrede zum ersten Buch hob der Corveyer Mönch Mathildes „einzigartige Weisheit“ hervor, im zweiten Buch titulierte er sie als „Gebieterin“, die „von ganz Europa“ anerkannt werde, und im dritten Buch sprach er von ihr als dem „strahlendsten Edelstein“, der der Welt geschenkt wurde. Wahrscheinlich erhoffte sich der Geschichtsschreiber, in der einflussreichen Mathilde eine Fürsprecherin für sich und sein Kloster zu gewinnen.

      Als sich das anfänglich gute Verhältnis zwischen der verwitweten Kaiserin Adelheid und ihrem Sohn Kaiser Otto II. eintrübte und die Kaiserin deshalb 978 Deutschland verließ und nach Burgund ging, schloss sich Äbtissin Mathilde ihrer Mutter an. Bei der Versöhnung von Mutter und Sohn im Dezember 980 in Pavia war Mathilde anwesend. Während der Vormundschaft von Kaiserinwitwe Adelheid für ihren Enkel, den noch unmündigen Otto III., gewann auch Mathilde Einfluss auf die Führung der Geschäfte. Die Quedlinburger Annalen sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einer Regierungsverantwortung der Äbtissin. In den Urkunden aus dieser Zeit finden sich davon jedoch keine Spuren.

      In Mathildes Amtszeit bildete sich Quedlinburg durch die Förderung ihres Bruders Kaiser Otto II. und ihres Neffen Otto III., zu deren engsten Beratern sie gehörte, zu einem wichtigen Herrschaftszentrum des Ottonenreichs heraus. Otto II. vermachte seiner Schwester und dem von ihr geleiteten Stift ein Viertel seines Geldbesitzes. Zu seinem Gedenken errichtete Mathilde 986 ein Benediktinerinnenkloster auf dem Münzenberg in Quedlinburg, das 995 geweiht wurde. Zu Beginn des Jahres 992 beauftragte Otto III. seine Tante mit der Gründung eines Nonnenklosters in Walbeck, das Quedlinburg unterstellt bleiben sollte. Die Stiftung erfolgte ausdrücklich zum Seelenheil der kaiserlichen Familie. Am 23. November 994 erhielt Mathilde von Otto III. das umfassende Privileg des Münz-, Markt- und Zollrechtes für den Marktflecken Quedlinburg. Erst dank dieses Privilegs konnte sich allmählich die Stadt Quedlinburg entwickeln. Zur Sicherung der Kontinuität in diesem bedeutenden ottonischen Familienkloster wurde die Schwester Ottos III., Adelheid, im Oktober 995 feierlich als neue Kanonissin in Quedlinburg eingekleidet. Nach Mathildes Tod wurde sie die neue Äbtissin von Quedlinburg.

      Vom November 997 bis zu ihrem Tod regierte Äbtissin Mathilde als Statthalterin und Stellvertreterin für ihren Neffen Kaiser Otto III., der in Italien weilte. Der junge Kaiser hatte als Kind die Osterfeste 986, 989 und 991 in Quedlinburg verbracht, doch sicherlich spielten nicht allein persönlich-verwandtschaftliche Beziehungen eine Rolle für diese Einsetzung Mathildes. Sehr wahrscheinlich dürften auch die Bildung und Klugheit der Äbtissin sowie ihr politisches Geschick und ihr Ansehen unter den Großen des Reichs ausschlaggebend gewesen sein. Anhand der überkommenen Überlieferung ist nicht eindeutig zu klären, auf welches Herrschaftsgebiet – nur Sachsen oder das ganze Reich – sich ihr Amtsbereich genau erstreckte. Vermutlich war sie jedoch Reichsverweserin für Deutschland mit dem Schwerpunkt Sachsen. Bei Petitionen und Interventionen der Äbtissin in den vergangenen Jahrzehnten standen lange Angelegenheiten, die Sachsen betrafen, im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten. Nach der Übernahme der eigenständigen Herrschaft durch Otto III. im Jahr 994 erweiterte sich allerdings Mathildes Interessen- und Einflusskreis. Über konkrete Regierungshandlungen der Reichsverweserin ist relativ wenig bekannt. Ende 998 trat sie auf den von ihr in Derenburg und Anfang 999 Magdeburg abgehaltenen Hoftagen voll Selbstbewusstsein auf und sprach dort Recht. Außerdem organisierte sie bei diesen Zusammenkünften gemeinsam mit dem sächsischen Herzog Bernhard die Sicherung

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