Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Dr. Barbara Beck

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Die großen Herrscherinnen und Regentinnen - Dr. Barbara Beck marixwissen

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deutsche König Heinrich III. die französische Herzogstochter im November 1043 in Ingelheim. Zuvor wurde Agnes in Mainz bereits zur deutschen Königin gekrönt. Durch ihr von tiefer Religiosität geprägtes Wesen passte Agnes gut zu dem Salierkönig, dessen sakrale Herrschaftsauffassung und kirchenreformatorische Ideen sie teilte. Zu Lebzeiten Heinrichs trat sie allerdings nicht als politisch Handelnde hervor. Zwischen 1045 und 1054 brachte sie sechs Kinder zur Welt, von denen drei jedoch im Kindes- oder Jugendalter starben. Am Weihnachtstag 1046 erhielten Heinrich III. und Agnes zusammen die Kaiserkrönung in Rom.

      Als Kaiser Heinrich III. am 5. Oktober 1056 verstarb, war der einzige überlebende Sohn des Kaiserpaars zwar bereits von den Fürsten des Reichs als König Heinrich IV. anerkannt worden, doch machte seine Minderjährigkeit eine Regentschaft für ihn erforderlich. Seine Mutter Agnes übernahm diese Aufgabe. Wichtig war für Agnes nach dem Tod ihres Gatten vor allem die politische Unterstützung durch Papst Viktor II., der in seiner Eigenschaft als Bischof von Eichstätt und Reichsverwalter die Weichen für die problemlose Übernahme der Vormundschaftsregierung stellte, bevor er 1057 nach Rom zurückkehrte. Der verwitweten Kaiserin wurde daher von den Fürsten sogar zugesichert, dass sie im Falle eines vorzeitigen Ablebens von Heinrich IV. einen Nachfolger designieren dürfe.

      Am Anfang ihrer Regentschaft führte Agnes weitgehend die Politik ihres verstorbenen Mannes fort, traf aber auch durchaus eigenständige Entscheidungen. Sie trat für eine Politik des Ausgleichs und der Friedenserhaltung ein. Lobend hielt der Chronist Lampert von Hersfeld fest, dass „die tiefgreifende Veränderung der Lage keinerlei Unruhen und Anfechtungen hervorrief“. Die Regentin besuchte jährlich mit ihrem Sohn alle Teile des Reichs, hielt Hoftage ab, war bei Gerichtssitzungen anwesend, belehnte einflussreiche Adelige mit Herzogtümern und beschenkte im Namen von Heinrich IV. Bistümer, Kirchen und Klöster. Das glanzvollste Ereignis ihrer Regentschaft stellte die Schlussweihe des 1061 vollendeten Speyerer Doms dar.

      Mit dem Tod von Papst Viktor II. im Juli 1057 endete die enge Verbindung zwischen Papsttum und deutschem Kaisertum. Die innerkirchliche Reformbewegung drängte das kaiserliche Mitspracherecht zurück. So wurde Stephan IX. ohne Wissen der Reichsregierung zum Papst gewählt. Der nächste Papst Nikolaus II. bestimmte an Ostern 1059 per Dekret, dass die künftigen Papstwahlen ausschließlich durch die Kardinäle erfolgen sollten. Der Kaiser sollte nur noch vom Wahlergebnis unterrichtet werden. Nach dem Tod von Nikolaus II. im Juli 1061 wählten die Kardinäle am 30. September den zur Reformpartei zählenden Bischof Anselm von Lucca als Alexander II. zum Papst. Auf Drängen der deutschen Fürsten und der römischen Aristokratie verweigerte Agnes dem neuen Papst die Anerkennung. Der deutsche Hof erhob stattdessen im Oktober 1061 Bischof Cadalus von Parma als Honorius II. zum Papst. Kaiserin Agnes ließ es danach aber an wirkungsvoller Unterstützung für den Gegenpapst fehlen, der sich in Rom nicht behaupten konnte. Das Papstschisma sollte erst im Mai 1064 auf der Synode von Mantua mit der Bestätigung von Alexander II. als legitimem Papst sein Ende finden.

      Die Entwicklung in der Papstfrage und die Spaltung der Kirche belasteten die fromme Regentin mit Schuldgefühlen. Es war keineswegs in ihrem Sinne gewesen, dass sich der deutsche Hof zum Gegner des Reformpapsttums ausbildete. In einem Brief an das italienische Kloster Fruttuaria bezeichnete sie sich selbst als „Kaiserin und Sünderin“. Agnes übernahm die persönliche Verantwortung für diese Fehlentscheidung und zog sich aus der aktiven Regierungsverantwortung zurück. Ende 1061 nahm sie in Speyer den Schleier und trat in den Stand der gottgeweihten Witwe über. Dies bedeutete allerdings nicht, dass sie Nonne wurde. Da sie nur noch nominell der Reichsregierung als Regentin vorstehen wollte, gleichzeitig ihrem minderjährigen Sohn die Herrschaft weiterhin sichern musste, setzte sie ihren wichtigsten Ratgeber, Bischof Heinrich von Augsburg, als Leiter der Staatsgeschäfte ein.

      Die Mehrheit der Fürsten war mit dieser herausgehobenen Position für den Augsburger Bischof nicht einverstanden. Es kursierten sogar Gerüchte über ein angeblich zu intimes Verhältnis zwischen dem Bischof und der kaiserlichen Witwe. Für Missfallen sorgte bei Adel und Klerus außerdem, dass unfreie königliche Dienstleute, Ministeriale, am Hof an Bedeutung gewannen. Generelle Kritik am Regiment einer Frau kam auf. Anfang April 1062 wurde der junge König Heinrich IV. aus der Pfalz Kaiserswerth von Erzbischof Anno II. von Köln und seinen fürstlichen Mitverschwörern staatsstreichartig entführt. Vorsorglich wurden auch die Reichsinsignien geraubt. Die Kaiserin, der damit die Regentschaft sinnfällig entzogen worden war, nahm das Geschehen wohl als Gottesurteil hin und ging nicht mit kriegerischen Mitteln dagegen an. Die Regierungsverantwortung lag nun bei dem Kölner Erzbischof Anno, Erzbischof Siegfried I. von Mainz und später auch bei Erzbischof Adalbert von Bremen. Nachdem sie sich vorübergehend nach Regensburg zurückgezogen hatte, kehrte Agnes jedoch wieder in das Umfeld des Hofes zurück, um Heinrichs Herrschaftsansprüche auf das Reich zu erhalten. Erst als Heinrich IV. durch die zeremonielle Schwertumgürtung am 29. März 1065 mündig wurde, ging Agnes nach Rom, damit sie ihr religiöses Lebensideal verwirklichen konnte.

      In Italien führte Agnes allerdings nicht nur ein Leben in frommer Buße, sondern sie unterstützte auch nachhaltig das Reformpapsttum. In ihrer Eigenschaft als Beraterin von Papst Alexander II. und von Papst Gregor VII. wirkte sie zum Teil sogar den Interessen ihres Sohnes Heinrich IV. entgegen. Auf drei Reisen nach Deutschland warb sie als päpstliche Spitzendiplomatin für das Reformpapsttum und dessen Kampf gegen Ämterkauf und Priesterehe. Die Förderung der Reformbewegung in den Klöstern lag Agnes ebenso am Herzen. In dem sich verschärfenden Investiturstreit, in dem es um die Einsetzung von Bischöfen durch den König ging, versuchte die Kaiserinwitwe 1074 zwischen Heinrich IV. und Gregor VII. zu vermitteln. Ausdrücklich lobte sie der Papst, auf dessen Seite sie sich gestellt hatte, für ihren Einsatz: „Wir wissen fürwahr, daß Ihr für den Frieden und die Eintracht der universalen Kirche vielfach tätig seid.“ Am 14. Dezember 1077 verstarb Agnes von Poitou in Rom, wo sie in einer Seitenkapelle des alten Petersdoms beigesetzt wurde.

      Mathilde von Tuszien

      * um 1046 in Mantua (?)

      † 1115 in Bondeno di Roncore

      Markgräfin von Tuszien

      1076 – 1115

      Der Name dieser einflussreichen Frau, die als Herrin über große Gebiete in Norditalien eine Schlüsselposition einnahm, ist aufs Engste mit dem Investiturstreit verknüpft. In diesem mit heftigen Mitteln geführten Machtkampf zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt kam ihr als Bundesgenossin des Papstes eine wichtige Rolle zu.

      Mathilde war das einzige überlebende Kind des mächtigen Markgrafen Bonifaz von Tuszien, dessen Herrschaftsgebiet sich zu beiden Seiten des Apennin erstreckte, und von dessen zweiter Gemahlin Beatrix von Lothringen. Nachdem der Markgraf 1052 ermordet worden war, übernahm Mathildes Mutter die Regierung über die Markgrafschaft. Im Frühjahr 1054 vermählte sich Beatrix in zweiter Ehe mit ihrem Cousin Herzog Gottfried III. dem Bärtigen von Oberlothringen, womit Kaiser Heinrich III. zunächst nicht einverstanden war, da der Herzog mehrfach gegen ihn rebelliert hatte. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser und seiner Wiedereinsetzung als Herzog in Lothringen wurde Gottfried der Bärtige zu einem der maßgeblichsten Fürsten in Italien, da er nun wieder über die Markgrafschaft Tuszien und die Güter seiner Gattin verfügen konnte. Noch vor seinem Tod im Dezember 1069 arrangierte er aus dynastischen Gründen die Heirat seiner Stieftochter Mathilde mit seinem Sohn aus erster Ehe. Offenbar brachte die junge Erbin ihrem Ehemann Herzog Gottfried IV. von Niederlothringen, genannt der Bucklige, von Anfang an nicht viel Zuneigung entgegen. Nach der Geburt einer Tochter im Sommer 1071, die bloß kurze Zeit lebte, verließ Mathilde ihren Gemahl und kehrte zu ihrer Mutter nach Italien zurück. Zu einer Wiederaufnahme der ehelichen Gemeinschaft war sie nicht mehr zu bewegen. Ihre zerrüttete Ehe endete wenige Jahre später, als Gottfried im Februar 1076 einem Mordanschlag zum Opfer fiel. Als zwei Monate danach Markgräfin Beatrix starb, konnte Mathilde nicht nur erstmals allein über das große Familienerbe verfügen, sondern auch im Widerspruch zu allen Lehnsgewohnheiten über die Markgrafschaft Tuszien regieren. Da ihre Mutter sie bereits an

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