Die großen Herrscherinnen und Regentinnen. Dr. Barbara Beck
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Theodelinde (Theudelinde),
die Selige
* um 570/575
† 627/628 bei Varenna
Regentin des Königreichs der
Langobarden 616 – 626
Theodelinde ist sicherlich die berühmteste Königin der Langobarden. Dank ihrer vorausschauenden, auf Ausgleich bedachten Politik ist ihr Name untrennbar mit der Konsolidierung des Langobardenreichs und mit dem Beginn der konfessionellen Einigung dieses frühmittelalterlichen germanischen Reichs in Italien verbunden. Von der katholischen Kirche wird sie als Selige verehrt.
Theodelinde war eine Tochter des agilolfingischen Herzogs Garibald I., des ersten namentlich bekannten Herzogs der Bajuwaren, und dessen Gemahlin Walderada, einer Tochter des Langobardenkönigs Wacho. Ursprünglich hatte ihr Vater sie als Gemahlin des Frankenkönigs Childebert II. vorgesehen. Nachdem dieses Heiratsprojekt fehlgeschlagen war, wurde sie aus politischen Gründen mit dem langobardischen König Authari verlobt. Authari hatte sich nach dem Scheitern einer von ihm anvisierten längerfristigen Verständigung mit den Franken umorientiert und ein Bündnis mit den benachbarten Bajuwaren geschlossen. Seine Heirat mit Theodelinde sollte dies besiegeln. Die politische Annäherung zwischen den Bajuwaren und Langobarden beantworteten die Franken mit einem militärischen Vorstoß, der einen Herrschaftswechsel in Bayern herbeiführte. Die Herzogstochter Theodelinde musste mit ihrem Bruder Gundoald zu den Langobarden fliehen. Am 15. Mai 589 heiratete sie König Authari auf dem Campo Sardi vor den Toren von Verona. Authari, dem es gelungen war, das Langobardenreich in seinem Bestand gegenüber Ostrom und den Franken zu sichern, ernannte seinen Schwager zum Herzog von Asti. Die im darauffolgenden Jahr von den Franken gemeinsam mit den Byzantinern unternommene Offensive gegen die Langobarden blieb erfolglos. Noch vor dem Abschluss der Friedensverhandlungen mit den Franken starb Authari plötzlich am 5. September 590. Die Quellen sprechen von einem Giftanschlag.
In dieser prekären Lage wurde es der jungen Königinwitwe anheimgestellt, einen Gemahl zu wählen, der dann der neue König werden sollte. Theodelinde entschied sich für Herzog Agiluf von Turin, der ihr von den Großen des Reichs empfohlen worden war. Im November 590 fand die Vermählung statt. Im Mai 591 wurde Agiluf in Mailand zum neuen Langobardenkönig erhoben.
Unter dem neuen König Agiluf fanden die langobardischen Eroberungen, die sich vor allem gegen Byzanz richteten, ihren Abschluss. Er konsolidierte die Herrschaft der Langobarden und stärkte die königliche Macht, wie dies schon sein Vorgänger Authari begonnen hatte. Theodelinde konnte an Agilufs Seite beträchtlichen Einfluss auf die Regierung ausüben. Ihre Einwirkung ist hauptsächlich im religiösen und kulturellen Bereich spürbar.
Auf Theodelinde geht in Monza die Errichtung der königlichen Sommerresidenz und der Bau der Johannesbasilika, des Vorläuferbaus des heutigen Doms, zurück. Die katholische Königin bewirkte bei ihrem arianischen Ehemann Agiluf eine Annäherung an die katholische Kirche, ohne dass dieser allerdings selbst konvertierte. Er erlaubte immerhin einigen vor den Langobarden geflüchteten Bischöfen die Rückkehr in ihre Diözesen. Auf Theodelindes Betreiben hin setzte eine Missionierung der arianischen Langobarden ein. Gemeinsam mit ihrem Gemahl unterstützte die Königin die Mission des irischen Missionars Columban bei der um 613 erfolgten Gründung der Abtei Bobbio mit Landschenkungen. Bobbio entwickelte sich zum Zentrum für die Bekehrung der Langobarden und den Kampf gegen den Arianismus. Auf Theodelindes Einfluss setzte auch Papst Gregor I. der Große, der in einem persönlichen Briefwechsel mit ihr stand und ihr vier seiner Bücher widmete. Als die Langobarden 593 Rom belagerten, war es vermutlich Theodelinde zu verdanken, dass ihr Gemahl zum Abzug gegen Tributzahlungen bereit war. Dankbar schrieb ihr deshalb der Papst: „Wir wußten, daß wir von Eurem christlichen Sinn erwarten durften, daß Ihr Euer Bemühen und Eure Güte der Sache des Friedens mit allen Mitteln widmen würdet (...) Denke nicht, erlauchte Tochter, daß es ein geringer Lohn ist, den du erhalten wirst, weil du das Blutvergießen auf beiden Seiten zu Stillstand gebracht hast.“
Ein wichtiger Schritt hin zur Romanisierung der Langobarden stellte die katholische Taufe des 602 geborenen Sohnes des langobardischen Königspaars, Adaloald, am 7. April 603 in Monza dar. Die Taufgeschenke Papst Gregors waren das sogenannte Gregoriuskreuz, ein goldenes Brustkreuz mit einem Reliquienbehälter für einen Holzsplitter des Kreuzes Christi, und ein Evangelienbuch mit edelsteingeschmücktem Einband. Diese kostbaren Geschenke befinden sich heute im Domschatz von Monza. Bereits ein Jahr nach der Taufe wurde der kleine Königssohn nach byzantinischem Vorbild zum Mitkönig erhoben, um auf diese Weise die Thronfolge zu sichern und die Weiterentwicklung des Staatswesens zu gewährleisten.
Als 616 Agiluf als erster Langobardenkönig eines natürlichen Todes starb, übernahm Theodelinde als Regentin die Leitung der Regierung für ihren noch minderjährigen Sohn Adaloald. Trotz der vermutlich spätestens 620 erfolgten Volljährigkeit ihres Sohnes fungierte sie weiterhin als die eigentliche Herrscherin in der nach außen hin gemeinsamen Regierung.
Zu Theodelindes Erfolgsbilanz als Regentin gehörten der 616/617 erreichte Friedensschluss mit dem fränkischen König Chlothar II. sowie vorteilhafte Verhandlungen mit den Römern und Byzantinern. Die prokatholisch ausgerichtete Politik von Theodelinde und Adaloald, die sich immer mehr von der von Agiluf mit Geschick vertretenen Linie des konfessionellen Gleichgewichts wegentwickelte, erregte allem Anschein nach ebenso die Kritik wie die dem byzantinischen Kaiser gegenüber als zu freundlich eingestufte Haltung des Königs und seiner Mutter. Hinzu kam, dass sich bei Adaloald Anzeichen einer Geisteskrankheit bemerkbar machten. 626 führten opponierende langobardische Fürsten einen Umsturz herbei. Der gestürzte König Adaloald wurde wohl durch Gift beseitigt. Zum neuen König wurde Herzog Arioald von Turin bestimmt. Nicht ganz klar ist nach der Quellenlage, ob Arioald schon vor seiner Erhebung zum König mit Theodelindes Tochter Gundeperga verheiratet war oder dies erst später zur Stärkung seines Königtums geschah.
Die entmachtete Königin Theodelinde starb entweder 627 oder 628 in einem Kastell oberhalb von Varenna am Comer See. Sie wurde im Dom von Monza bestattet, in dem noch heute der sogenannte Theodelindenschatz mit seinen wertvollen Preziosen aufbewahrt wird.
Irene (Eirene)
* um 752 in Athen
† 803 auf Lesbos
Regentin 780 – 790, Mitregentin
792 – 797, Kaiserin des
Byzantinischen Reichs 797 – 802
Wie kompliziert es für eine Frau war, sich in einer männlich dominierten Welt als Alleinherrscherin behaupten zu wollen, beweist die Lebensgeschichte der byzantinischen Kaiserin Irene. Da ihr Geschlecht sie bei der Wahrnehmung bestimmter Herrscheraufgaben hinderte, war ihre Position von Anfang an von Instabilität gekennzeichnet. Dank der schwierigen Quellenlage ist es kaum möglich, ihre tatsächliche Rolle wirklich befriedigend zu bestimmen.
Über Irenes Herkunft ist nichts Näheres bekannt. Die Griechin war vermutlich mit dem Kaiserhaus in Byzanz verwandt. 769 heiratete sie den späteren Kaiser Leon IV. aus der seit 711 herrschenden syrischen Dynastie. Bereits ein Jahr nach der Hochzeit brachte sie den Thronfolger, den späteren Kaiser Konstantin VI., zur Welt. Leon IV., der 775 Kaiser wurde, erhob im April 776 gegen den Widerstand seiner jüngeren Halbbrüder seinen knapp sechs Jahre alten Sohn Konstantin zum Mitkaiser. Als Leon im September 780 unerwartet